Neuer Financier des FC Luzern baut Stadion um #fasnacht

Gold ist dem russischen Investor zwar sympathisch, beim FCL-Stadion will er aber auf die Klubfarben setzen.

Renée van Eyck*
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Zuerst geht monatelang gar nichts, weder auf dem Rasen, noch bei den Aktionären. Aber nun geht es beim FCL Schlag auf Schlag! Für den neuen, schwerreichen russischen Geldgeber Viktor Andrejewitsch Raschnikowitsch sind offenbar nicht nur eine neue, fussballerisch mit allen Wasser gewaschene Klubführung sowie ein regional verwurzelter Trainer strategisch wichtig. Nein, auch beim Stadion setzt der Oligarch auf Luzerner DNA. Dass auf der Allmend der Name Swisspor-Arena verschwinden wird, ist spätestens seit dem Bekanntwerden des Verkaufs des Alpstaeg’schen Aktienpakets (Artikel vom Donnerstag) keine Überraschung mehr. Aber der neue starke Russe Raschnikowitsch («Ich will Alleinaktionär sein!») will noch einen Schritt weiter gehen, wie rüüdig exklusive Recherchen unserer Zeitung jetzt zeigen.

So wird die Stadt Luzern in diesen Tagen ein Baugesuch aufschalten, und zwar mit folgendem Projekt: Die ehemalige Swisspor-Arena soll optisch aufgewertet werden. Die goldenen Lamellen sollen abwechselnd in den FCL-Farben blau und weiss gestrichen werden. Die entsprechende Visualisierung liegt unserer Zeitung bereits vor:

Ungefähr so soll die ehemalige Swisspor-Arena künftig aussehen.

Ungefähr so soll die ehemalige Swisspor-Arena künftig aussehen.

Visualisierung: mop/jn

Raschnikowitsch habe sich von der Fan-Bemalungsaktion der Randsteine am Bundesplatz inspirieren lassen, wie Insider kolportieren. Zudem habe der mit allen blau-weissen Wassern gewaschene Oligarch damit auch sicherstellen wollen, dass die Sympathien der städtischen Bewilligungsbehörden von Anfang an auf seiner Seite seien, so wie bei der illegalen Fan-Bemalungsaktion.

Neuer Name fürs Stadion: «Tatjan-Arena»

Teil des Sanierungsvorhabens ist auch die Umbenennung der bisherigen Swisspor-Arena. Die Namensrechte liegen für die nächsten zehn Jahre bei Raschnikowitsch. Zur Ehre seiner Tochter hat er den Namen «Tatjan-Arena» gewählt. Stefan «Büsché» Bucher, desi­gnierter Medienchef, Stadion­speaker und Transfergerüchteanheizer aus der Entourage des russischen Investors sagt auf Anfrage: «Kein Kommentar. Wir kommunizieren, wenn wir etwas kommunizieren wollen.» Und dies geschehe dann zuerst via FCL-TV.ch und nicht via Presse. «Ein Internet-Video ist ein relativ neues Medium, die Technik stösst bei unseren russischen Freunden auf Interesse», so Bucher weiter. Und: «Zudem denken wir, dass Viktor Raschnikowitsch seine Ansichten in einem Video am authentischsten transportieren kann. Schriftlich gibt es viel mehr Platz für Missverständnisse.» Pikant: Offenbar hat sich der neue FCL-Geldgeber in der Baueingabe auch bereits eine Weiterentwicklung der Farbgebung ausbedungen. Ein besonderer Clou ist mittelfristig vorgesehen: Seitlich können die Lamellen einen roten Anstrich erhalten, so dass das Stadion je nach Standort des Betrachters als russische Flagge erscheint – weiss, blau, rot.

«Fanarbeit? Was soll das denn sein?»

Pyros, Steinwürfe, Sprayereien an Zügen und polizeilicher Gummischrot: Unsere Zeitung wollte vom neuen FCL-Geldgeber Viktor Andrejewitsch Raschnikowitsch auch wissen, was er vom hiesigen Umgang mit Fussballchaoten hält, nachdem es jüngst wieder knallte am Luzerner Bahnhof. Will der Russe via den institutionalisierten runden Tisch mit Verein, Fanarbeit, Stadtbehörden und Polizei mehr Einfluss auf die Ultra-Bewegung nehmen? Via seinen designierten Mediensprecher Stefan «Büsché» Bucher lässt er verlauten: «Kein Kommentar.» Bucher selber ergänzt: «Unser russischer Freund hat noch nie von Fanarbeit gehört. Er fragt sich, was das sein soll, und ist der Meinung, dass ein runder Tisch nur dafür da sei, dass man sich zusammen hinsetzt und Wodka trinkt.» (rve)

Champagner und Kaviar statt Wurst und Bier

Während Pressechef Bucher wie üblich schweigt, gibt sich der künftige FCL-Verwaltungsratspräsident und international bekannte Luzerner Hotelier Mike Hauser gesprächiger. Er bestätigt auf Anfrage, dass das Stadion nicht nur gegen aussen aufgehübscht, sondern dass auch im Innern Umbauten geplant sind. So sei der russische Oligarch bereits bei der ersten Begehung erschüttert gewesen über Ausstattung und organisatorische Abläufe an den Verpflegungsständen. Er wolle dafür sorgen, dass kein Fan für Wurst und Bier 20 Minuten anstehen müsse. «Ya polozhu eto srazu!» soll Viktor Raschnikowitsch gedonnert haben.

Wobei es mit Bier und Wurst nicht mehr lange geradeaus gehen wird auf der Allmend. Der Neo-Hauptaktionär will rund­herum feudale Lounges einrichten, wo sein Lieblingschampa­gner Rémy Massin ausgeschenkt sowie Borschtsch und Kaviarbrötchen aufgetischt werden. Mike Hauser, bekennender Fan von St.Galler Bratwürsten, gibt sich diesen Plänen gegenüber entspannt: «So lange es keine Basler Läckerli oder Rahmdääfeli sind, ist es mir eigentlich egal. Ich bin da sehr liberal eingestellt.»

Stadtrat will rasch Expertengruppe einsetzen

Der Luzerner Stadtrat verfolgt die jüngsten Entwicklungen auf der Allmend emotionslos. Auf Anfrage sagt die für Baubewilligung zuständige Stadträtin Manuela Jost (GLP), dass mit der neuen Farbgebung der «so wichtige Luzerner Bezug ja auf jeden Fall sichergestellt» sei. «Wichtig ist einfach, dass sich das Stadion harmonisch in die Umgebung einfügt. Zudem dürfen sich weder die Schützen noch die Hündeler auf der Allmend gestört fühlen.»

Um vertieft abzuklären, wie die genaue Strategie der Stadt in Bezug auf die Sanierungspläne aussieht, will Jost rasch eine Expertengruppe einsetzen. Nebst dem Stadtrat sollen dort auch Kantonspolizei, Stadtgärtnerei, Brauerei Eichhof, Malermeisterverband, sowie der Verein «Schützt den sauren Allmend-­Sumpfdotterknöterich» Einsitz nehmen. Und es wird ein externes Gutachten zur Beurteilung der Gesamtsituation in Auftrag gegeben. Manuela Jost: «Diese Vorgehensweise ist hundertprozentig sauber, sagt unser hierfür eigens eingesetzter Privat­detektiv.»

Hinweis I: Nachdem es aus der Leserschaft dutzendfache Rückfragen gab, sei hiermit klargestellt: Unsere neu aus der Redaktion von «Der Spiegel» verpflichtete Investigativreporterin Renée van Eyck ist mit dem ehemaligen FCL-Haudegen und Beinhart-Verteidiger René van Eck weder verwandt noch verschwägert.

Hinweis II: Dieser Bericht ist ein satirischer Beitrag im Rahmen unserer Fasnachtsberichterstattung.