Niederlagen hauen das SVP-Urgestein Felix Müri nicht um

Abgewählt: Doch Felix Müri denkt stets positiv. Der SVP-Politiker betrachtet seine Abwahl aus dem Nationalrat denn auch als Chance für einen Neuanfang.

Lukas Nussbaumer
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Es gibt wenige, die auf eine steilere Polit-Karriere zurückblicken können als Felix Müri. Kaum der SVP beigetreten, war der Emmer Kantonsrat. Nur vier Jahre später schaffte er die Wahl in den Nationalrat (siehe Kasten am Ende des Textes). Dort sass der 61-Jährige während vier Legislaturen. Gerne hätte der gesellige, breit vernetzte Müri eine fünfte angehängt. Doch seine Partei büsste einen ihrer drei Sitze ein, und der amtsälteste Luzerner Vertreter in der Grossen Kammer erreichte auf der SVP-Liste nur Platz vier.

Felix Müri nimmt nach seiner Wahl in den Nationalrat am 19. Oktober 2003 im Luzerner Regierungsgebäude telefonische Gratulationen entgegen.

Felix Müri nimmt nach seiner Wahl in den Nationalrat am 19. Oktober 2003 im Luzerner Regierungsgebäude telefonische Gratulationen entgegen.

Esther Michel

Obwohl er an Bundesbern «viel» vermissen wird, hadert Müri nicht. «Jeder andere Angestellte muss in seinem Leben auch einmal eine neue Stelle suchen. Das Leben geht weiter», sagt der Vizepräsident der SVP-Bundeshausfraktion.

Im Dezember entscheidet sich die berufliche Zukunft

Und richtet den Blick, basierend auf seiner Lebenserfahrung, nach vorne. «Im Verkauf, wo ich her komme, läuft auch nicht immer alles rund. Das lernt einem, mit Niederlagen umzugehen.» Er denke positiv und freue sich auf das, was komme. Doch was bringt die Zukunft? Das weiss Müri noch nicht. Im Dezember will er sich darüber im Klaren werden. Denkbar sei einiges. So gebe es Anfragen von Verbänden, oder er könnte seine selbstständige Tätigkeit ausbauen. Klar sei für ihn eines:

«Ich will bis 65 weiterarbeiten.»

Dann aber will er herunterfahren. Wobei er schon jetzt übt. «Es wird Vereinsaustritte geben, und ich brauche nicht mehr fünf oder sechs Tageszeitungen.» Erst recht dann nicht, wenn Felix Müri seiner grossen Leidenschaft nach geht: Mit dem Wohnmobil in die Ferien fahren. «Das ist mein Traum. Einfach mal mit meiner Frau in den Camper sitzen, zwei oder drei Monate verreisen, frei sein von Check-in-Zeiten in Hotels.»

Felix Müri spricht während der Herbstsession der Eidgenössischen Räte.

Felix Müri spricht während der Herbstsession der Eidgenössischen Räte.

Keystone/Anthony Anex

Ziel: Mehr Einladungen verteilen als annehmen

Müri weiss, wovon er spricht, denn er ist einer der am weitesten gereisten Nationalräte. Sei das als Mitglied des Europarats, der Interparlamentarischen Union oder der EFTA-Delegation. Er habe derart viel Zeit in Hotels verbracht, dass das Wohnmobil und der Campingplatz für ihn wie ein zweites Daheim seien. Das erste sind Haus und Garten in Emmenbrücke. Auch darauf freut er sich. «Ich will wieder mehr Einladungen aussprechen als annehmen.»

Und Einladungen angenommen hat Felix Müri viele. So etwa eine aus Katar, wo er als Präsident der nationalrätlichen Bildungskommission vor 700 Parlamentariern aus aller Welt ein Referat über das schweizerische Berufsbildungssystem halten durfte. Das sei einer der Höhepunkte als Nationalrat gewesen. «Doch das ist nur ein schönes Erlebnis. Ich kann 16 Jahre nicht in drei Sätzen zusammenfassen.»

Wenige, dafür wirksame Vorstösse eingereicht

So gut das Urgestein der Luzerner Bundespolitik Niederlagen wegsteckt – auch jene im Herbst 2018, als er die Wahl in den Gemeinderat von Emmen verpasste –, so gern denkt er an die 16 Jahre als Nationalrat zurück. Im Parlament ist Müri nicht durch viele Vorstösse aufgefallen – er hat nur 45 eingereicht. Dafür zwei sehr wirksame: Der seit 2012 teilweise geschlossene Autobahnanschluss Emmen Nord wird dank seiner Hartnäckigkeit wieder fast vollständig geöffnet, und Bundesbetriebe wie Post und SBB müssen ihre Publikationen aufgrund seiner Motion in der Schweiz drucken.

Die Politik wird Felix Müri zwar fehlen. Doch die Freude über das Erlebte überwiegt. Und der Dank. «Ich verdanke meine politische Karriere zu einem grossen Teil der SVP. Nun will ich ihr etwas zurück geben.» So wird der Gründer der SVP Emmen helfen, Kandidaten zu suchen und zu motivieren für kommende Wahlen. Oder seiner Partei in Erinnerung rufen, was die SVP einst so stark gemacht hat: ihre Fähigkeit, ausserordentlich gut mobilisieren zu können.

Blitzkarriere in der SVP

Kantonsrat, Parteipräsident, Nationalrat

Der 61-jährige Felix Müri, der aus einem FDP-Haus stammt, trat 1998 der SVP Emmen bei. Ein Jahr später war der in Littau aufgewachsene, verheiratete Vater von vier erwachsenen Kindern bereits Ortsparteipräsident und Kantonsrat. Von 2001 bis 2004 leitete Müri die SVP des Kantons Luzern, zwischen 2002 und 2004 auch jene des Wahlkreises Hochdorf.

2003 schaffte der heutige Vizepräsident der SVP-Bundeshausfraktion die Wahl in den Nationalrat. Müri sitzt bewusst in keinem Verwaltungsrat, jedoch in verschiedenen Beiräten. Beruflich machte Müri in der Detailhandelsbranche Karriere. Heute importiert er Geräte für Baumärkte. (nus)