Die Zunft zum Dünkelweiher wird 75 Jahre alt. Seit der Gründung hat sich einiges verändert. Auch Frauen sind heute willkommen.
An einem Januarabend im Jahre 1939 traf sich eine Handvoll Fasnächtler, um die «Festtubel-Gesellschaft von Luzern» zu gründen. Man einigte sich jedoch auf den Namen «Fasnachts-Gesellschaft Tünkel-Weiher Luzern» und schrieb sich in die Statuten, für eine bodenständige Fasnacht nach Schweizer Art zu sorgen. Ihren heutigen Namen erhielt die Zunft zum Dünkelweiher erst 1984. Er nimmt Bezug auf die Dünkelweiher, die vor rund 100 Jahren im Obergrundquartier lagen und für die Wasserversorgung Luzerns von grosser Bedeutung waren. Das Wasser wurde der Stadt nämlich mittels Holzdünkeln zugeführt – nachzulesen in einem Beitrag von Ehrenzünftler Peter Dietschi im Jubiläumsbuch der Zunft.
Heute umfasst die Zunft 142 Mitglieder und kennt verschiedene Zugehörigkeiten: Vom «Zünftigen» über den «Gesellen» bis zum Veteranen oder Gönner. Aber es gibt (bis jetzt) nur einen Ehrenpräsidenten: Xaver Hartmann. Dieser war Präsident in den Jahren 1977 bis 1985, 1988 bis 1992 und 1998 bis 2003. «Ich bin seit meinem 20. Lebensjahr in der Zunft», blickt der heute 67jährige zurück und verrät, was die Zunft zum Dünkelweiher einmalig macht: «Der familiäre Charakter ist unser Markenzeichen, den wir auch in Zukunft pflegen wollen.» Auch könne man getrost den Begriff «Quartierzunft» verwenden, sei die Zunft doch sehr mit dem Obergrundquartier verwachsen.
Der Bezug zum Obergrundquartier findet sich auch auf der neuen Plakette. Das Restaurant Moosmatt ist darauf zu sehen. «S Moosmättli» spielte gemäss Xaver Hartmann bereits bei der Gründung eine zentrale Rolle. Denn nach der Gründungsversammlung traf man sich in eben dieser Beiz. Ihr Zunftlokal haben die Zünftigen jedoch im Stadthauspark gefunden. Seit 1997 gibt es das «Moritzli», ein seither weit über die Fasnachtsszene hinaus bekanntes und etabliertes Lokal.
Wie viele andere kleinere Zünfte hatte auch die Dünkelweiher-Zunft in den letzten Jahren teilweise Mühe, ihre führenden Chargen zu besetzen. Im Jahr 2013 gab es sogar ein Interregnum ohne Zunftmeister. Hartmann erklärt: «Die Nachwuchsförderung bereitet uns zunehmend Sorgen. Neue, jüngere Zünftlerinnen und Zünftler zu gewinnen, die auch bereit sind, sich für die Zunft einzusetzen, ist nicht einfach.» Dem wirkt die Zunft mit den Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr, aber auch durch Tage der offenen Türe, entgegen.
Im Jubiläumsjahr hat Edi Scherer (51) das Zepter übernommen. Der Emmenbrücker ist voller Vorfreude: «Die Fasnacht ist ein riesiges Volksfest und hat eine lange Tradition. Sie muss erhalten bleiben, denn Traditionen prägen die Gesellschaft. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass die Menschen zusammenkommen und aktiv werden.» Edi Scherer zur Seite stehen das Weibelpaar Hardy und Doris Zwyssig, Zunftpräsident Turi Blättler und natürlich seine «First Lady» Lisbeth Scherer. «Von Zunftmutter will ich nicht reden», erklärt der Zunftmeister galant.
Edi Scherer darf als erster Zunftmeister das neu gestaltete Zepter halten. Es zeigt unter anderem einen nostalgischen Holzdünkel, was perfekt zu Scherers Motto überleitet: «Mit Nostalgie durchs Jubiläumsjahr!» Gar nicht rückwärtsblickend, sondern im Gegenteil zukunftsorientiert, sogar wegweisend ist die Dünkelweiher-Zunft in Sachen weibliche Mitglieder. «Seit 2002 ist es möglich, auch die holde Weiblichkeit in den Zünftigen- und Gesellenstand zu erheben», erzählt Xaver Hartmann. 2005 schwang mit Ruth Eichmann erstmals eine Frau das Zepter. «Mit ihrem Ehrgeiz, Eifer und Charme hat sie den Weg für eine nächste Zunftmeisterin geebnet», ist sich Hartmann sicher.
Eine Neuerung gibt es im Jubiläumsjahr: Das beliebte Orangenauswerfen der Dünkelweiher-Zunft findet erstmals nicht an der Moosmattstrasse statt, sondern im Stadthauspark an der Ecke Hirschengraben/Obergrundstrasse. Am Samstag, 1. März, gehts ab 15 Uhr los. Guuggenmusigen werden zum Jubiläum aufspielen, dazu gibts Verpflegung und ein gratis Kinderschminken.
Sind Sie auch an der Fasnacht? Haben Sie rüüdige Bilder geschossen? Dann laden Sie unter www.luzernerzeitung.ch/leserbilder oder gleich hier Ihr rüüdiges Fasnachts-Bild hoch, egal, ob es sich um einen Schnappschuss vom Umzug, einen besonders gelungenen Grend oder ein Bild von einer Fasnachtsparty handelt. Die Online-Redaktion veröffentlicht alle Leserbilder unter www.luzernerzeitung.ch/fasnacht, die Besten auch in der Neuen Luzerner Zeitung und ihren Regionalausgaben.