Ab 2024 sollen die Züge in Luzern in kürzeren Abständen hintereinander fahren. Doch danach ist die Zitrone ausgepresst – dann hilft nur noch der Durchgangsbahnhof.
Der Bahnhof Luzern ist bekanntlich einer der grössten Engpässe im Schweizer Schienennetz. Sämtliche Züge mit Ausnahme der Zentralbahn müssen sich durch die zweispurige Bahnhof-Zufahrt zwischen Gütsch und Innenstadt zwängen:
Der Durchgangsbahnhof soll dieses Nadelöhr endlich beseitigen – allerdings frühestens ab 2040. Die SBB bemühen sich in der Zwischenzeit, jede noch so kleine Kapazitätssteigerung aus der bestehenden Infrastruktur herauszuquetschen. Die Bundesbahnen wollen dafür bis 2024 insgesamt 46 Millionen Franken investieren. Das entsprechende Projekt der SBB liegt zurzeit öffentlich auf.
Kernstück des Vorhabens ist die Verkürzung der Zugfolgezeiten zwischen dem Bahnhof Luzern und Emmenbrücke sowie Ebikon. Das funktioniert so: Zwei Züge, die hintereinander in den Bahnhof einfahren, müssen jeweils einen zeitlichen Sicherheitsabstand einhalten. Heute beträgt dieser Minimalabstand je nach Länge des Zuges 114 bis 126 Sekunden. Künftig soll dieser Wert auf 81 bis 97 Sekunden sinken.
Wenn die Züge in kürzeren Abständen fahren können, erhöht sich entsprechend die Kapazität auf der Schiene. Konkret bedeutet dies: Während an einem normalen Werktag heute 666 Züge die zweispurige Bahnhofzufahrt benutzen, werden es künftig 716 sein.
Um die Zugsabfolge zu verkürzten, braucht es zwischen Luzern und Emmenbrücke sowie Ebikon umfangreiche Anpassungen. So werden etwa neue Signale benötigt, zudem muss im Bahnhof Luzern zwischen Gleis 3 und 4 (Seite Zentralstrasse) eine neue Weiche eingebaut werden. Weiter braucht es ein neues elektronisches Stellwerk entlang der Strecke. Das heutige Stellwerk aus dem Jahr 1967, welches zwischen der Überbauung Sentihof und der Autobahn A2 westlich des Kasernenplatzes steht, soll abgebrochen werden. Der Neubau soll direkt nebenan erstellt werden.
Geplant ist, im September 2022 mit den Bauarbeiten zu beginnen. Ende April 2024 sollen die verkürzten Zugfolgezeiten in Betrieb gehen.
Vorher braucht es allerdings noch eine zweitägige Totalsperre des Bahnhofs Luzern, um dort die nötigen baulichen Anpassungen vorzunehmen. Die Sperre ist, Stand heute, für Mitte März 2023 geplant.
Die Verkürzung der Zugfolgezeiten ist die letzte grössere Optimierung im Bahnhof Luzern, bevor dann ab 2028 der Bau des Durchgangsbahnhofs beginnt. Mehr ist aus der aktuellen Schieneninfrastruktur auch gar nicht mehr herauszuholen. Mit den 716 Zügen pro Tag ist die Kapazitätsgrenze endgültig erreicht.
Während sich die SBB-Züge in Luzern durch ein Schienennetz aus dem 19. Jahrhundert zwängen müssen, ist die Situation für die Zentralbahn wesentlich komfortabler. Ihr steht – bei wesentlich tieferen Frequenzen – seit 2012 eine unterirdische Doppelspur vom Bahnhof Luzern bis Kriens-Mattenhof zur Verfügung. Einzig auf den letzten 400 Metern vor dem Hauptbahnhof muss auch die Zentralbahn mit nur einem Zufahrtsgleis Vorlieb nehmen. Doch dieses Nadelöhr wird schon bald behoben sein: Ab Dezember 2021 verkehrt die Zentralbahn zwischen Luzern und Horw durchgehend zweispurig, was auf dieser Strecke einen 7,5-Minuten-Takt ermöglicht.