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Seit Ende April gab es vier Zwischenfälle mit VBL-Bussen in der Stadt Luzern. Pro Jahr werden rund 60 Buspassagiere verletzt – meist ältere Personen, die stehend unterwegs waren.
Am vergangenen Freitagnachmittag passierte es auf der Hirschmattstrasse: Ein Auto bog unverhofft von einer Seitenstrasse ein, blieb plötzlich stehen und versperrte einem herannahenden VBL-Bus den Weg. Der Chauffeur konnte nur dank einer Vollbremsung eine Kollision verhindern. Beim Bremsmanöver stürzten allerdings zwei Buspassagiere. Sie mussten mit der Ambulanz ins Spital gefahren werden. Bereits eine Woche zuvor gab es zwei ähnliche Vorfälle auf der Pilatusstrasse und im Hirschengraben mit je einer verletzten Person. Grund war auch dort jeweils ein Auto, das plötzlich abbog und eine Vollbremsung des Busses nötig machte.
Und Ende April sind die Verkehrsbetriebe Luzern sogar an einer Katastrophe vorbeigeschrammt, als sich in Reussbühl die Seitenklappe eines entgegenkommenden Auto-Anhängers in einen Trolleybus bohrte. Die Vollbremsung des Chauffeurs konnte eine Kollision zwar nicht verhindern, dank einem geschickten Ausweichmanöver wurden aber «bloss» fünf Personen leicht verletzt, darunter der Chauffeur selber.
Neun verletzte Personen innert nur drei Wochen – wie ist diese Häufung von Zwischenfällen mit VBL-Bussen zu erklären? Herbert Arnold, Leiter Betrieb bei den VBL, präzisiert:
«Pro Jahr verletzen sich im Schnitt etwa 60 Buspassagiere bei Stoppunfällen. Das ist vergleichsweise wenig, wenn man bedenkt, dass die VBL jährlich 50 Millionen Passagiere transportieren. Aber jeder Unfall ist natürlich einer zu viel.»
Meistens handle es sich bei den Verletzungen um Schürfungen, Prellungen und Verstauchungen. Betroffen seien mehrheitlich ältere Personen, die im Bus stehend unterwegs waren.
Gerade deshalb sei es «enorm wichtig, dass sich die Fahrgäste nach dem Einsteigen möglichst schnell setzen oder beim Stehen gut festhalten», so Arnold. Die Chauffeure würden sich jeweils vor der Abfahrt über den Innenspiegel vergewissern, dass alle Passagiere ihren Platz eingenommen haben. «In voll besetzten Bussen ist das aber natürlich schwierig.» Deshalb werden die Passagiere zusätzlich mit Durchsagen und über die Bordbildschirme daran erinnert, wie wichtig es ist, sich immer gut festzuhalten.
Die Gründe für Vollbremsungen sind meistens andere Verkehrsteilnehmer, die den Vortritt missachten oder unerwartete Manöver ausführen. «Unsere Busse haben meistens kein eigenes Trassee, sondern müssen sich die Strasse mit anderen teilen», sagt Herbert Arnold.
«Da kann es immer wieder mal vorkommen, dass jemand plötzlich die Spur wechselt oder unverhofft abbiegt oder auch dass ein Fussgänger plötzlich die Strasse betritt.»
Zu einer Häufung von Vollbremsungen kam es vor einigen Jahren, als die neue Busspur Pilatusstrasse in Betrieb ging. Viele Autofahrer fuhren weiterhin über die Busspur und ignorierten auch das Abbiegeverbot zum Bahnhof, wodurch es oft zu Zwischenfällen kam. Die Lage an der Bahnhofkreuzung habe sich inzwischen aber eingespielt, sagt Arnold.
Die VBL-Chauffeure werden für solche Situationen regelmässig geschult. «Trainiert werden vorausschauendes Fahren, mentale Stärke und die gezielte Wahrnehmung der Umgebung», sagt Herbert Arnold. Die Chauffeure sollen im Alltag grundsätzlich eine defensive Fahrweise anwenden und im Zweifelsfall nicht auf ihrem Vortrittsrecht beharren. «Sie sollen sich vom unkorrekten Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer nicht beeinflussen lassen.»