öffentlicher Verkehr
Nina-Züge werden doch nicht ersetzt – Luzerner Hinterland muss sich bei neuem Rollmaterial gedulden

Aus Kostengründen verzögert sich das Projekt des Verkehrsverbunds Luzern. Immerhin: Das Problem mit den Klimaanlagen in den Nina-Zügen ist gelöst.

Jessica Bamford
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Ein BLS-Zug des Typs «Nina». Diese Zugart steht zurzeit in Luzern West im Einsatz.

Ein BLS-Zug des Typs «Nina». Diese Zugart steht zurzeit in Luzern West im Einsatz.

Bild: PD (Biel, 15. Mai 2005)

Eigentlich sollten die Nina-Züge – die grünen BLS-Züge mit blauem Band –, die in Luzern West auf den Zuglinien S6, S7 und S77 im Einsatz stehen, Ende 2022 ersetzt werden. Der ursprüngliche Plan sah vor, sämtliche Lötschberger-Züge, die ab 2023 im Berner Oberland nicht mehr benötigt werden, künftig auf allen Linien in Luzern West einzusetzen. Die rund zehn bis 14 Jahre alten Lötschberger-Züge verkehren heute im Berner Oberland und auf dem RegioExpress Luzern–Entlebuch–Bern.

Wie der «Willisauer Bote» aufgrund einer dort erschienen Kolumne von Ludwig Peyer, Willisauer Mitte-Kantonsrat und Mitglied der Arbeitsgruppe Verkehr bei Region Luzern, schrieb, verzögert sich das Projekt. Dies bestätigt nun der Verkehrsverbund Luzern (VVL). Gegenüber unserer Zeitung erklärt der Kommunikationsverantwortliche, Romeo Degiacomi, dass «die ‹Lötschberger› deutlich höhere Kosten aufweisen als die ‹Nina›». Ausserdem reiche die Anzahl «Lötschberger» nicht aus, um sämtliche Zugsverbindungen in Luzern West zu betreiben: «Der Einsatz anderer Fahrzeugtypen führte zu einem ineffizienten Fahrzeugeinsatz und Leerfahrten, verbunden mit hohen zusätzlichen Kosten.» Der VVL arbeite nun daran, gemeinsam mit der BLS und den Nachbarkantonen, den Fahrzeugeinsatz zu optimieren, um die Vorgaben zum Kostendeckungsgrad einhalten zu können. Die Verantwortlichen seien zuversichtlich, schliesslich eine gute Lösung für die Fahrgäste und alle Beteiligten zu finden.

Netz wurde in den vergangenen Jahren stark ausgebaut

Eine generelle Benachteiligung der Region sieht der VVL aufgrund dieser Verzögerungen nicht, da in den vergangenen Jahren grosse Ausbauschritte in Luzern West erfolgt seien: «Tagsüber wurde bei fast allen Buslinien das Taktangebot ausgebaut und am Abend fahren die Linien seither deutlich länger.» Ausserdem verkehren seit Dezember 2019 drei neue Buslinien und die neue S77 zwischen Willisau, Wolhusen und Luzern.

Die betroffenen Gemeinden zeigen sich trotzdem enttäuscht über den Entscheid. So nimmt etwa der Stadtpräsident von Willisau, André Marti, das Hin und Her als irritierend wahr: «Die Vereinheitlichung der Züge wurde uns als Lösung für die Probleme, insbesondere die Pannenanfälligkeit, der vergangenen Jahre präsentiert. Nun soll dies plötzlich kein Problem mehr sein.» Grundsätzlich sei für ihn zweitrangig, welches Produkt verwendet werde. «Hauptsache die Züge verkehren pünktlich.» Nun würden auf regionaler Ebene Absprachen folgen. Auch Thomas Röösli, Gemeindepräsident von Hasle, ist enttäuscht über das Vorgehen: «Wir haben gehofft, dass die Planungen der BLS eingehalten werden und das Rollmaterial verbessert wird. Wir werden das im Gemeinderat und mit dem Regionalverband diskutieren.»

«Wir verstehen die Enttäuschung in der Region Luzern West, dass die Fahrzeugrochade nicht per Dezember 2022 umgesetzt werden kann», schreibt Degiacomi. Ein erster Schritt zur qualitativen Verbesserung des Angebots trotz Aufschub des Projekts sei aber schon erfolgt: Das Problem mit den Klimaanlagen in den Nina-Zügen konnte die BLS inzwischen beheben. Im Sommer war in 27 Zügen auf unterschiedlichen Strecken die Klimaanlage ausgefallen.