«Erschwerte Verkehrsbedingungen» sind nicht nur ein Hindernis für Busse, sondern auch für deren Passagiere. Die Folge: Im vergangenen Jahr haben weniger Personen den Bus genommen.
Hugo Bischof
46,2 Millionen Fahrgäste zählten die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) im Jahr 2014; das sind 3,6 Prozent weniger als im Jahr zuvor (47,9 Millionen). Erstmals seit vielen Jahren verzeichneten die VBL damit einen Fahrgastrückgang. Allein auf der stark frequentierten Linie 1 (Kriens–Luzern–Maihof) wurden 3 Prozent weniger Passagiere gezählt, sagte VBL-Direktor Norbert Schmassmann gestern bei der Präsentation des Geschäftsberichts 2014. Auf der Linie 1 verkehren pro Jahr rund 10 Millionen Fahrgäste. Ebenfalls leicht rückläufig waren die Fahrgastzahlen auf der Linie 2 (Emmenbrücke–Luzern).
Ein Grund für die rückläufigen Passagierzahlen sind offenbar die erschwerten Verkehrsbedingungen in der Stadt und Agglomeration Luzern. «Wegen der vielen Staus verliert auch der öffentliche Verkehr an Attraktivität», sagte VBL-Verwaltungsratspräsidentin Yvonne Hunkeler gestern. Auf einigen Hauptverkehrsachsen, etwa der Haldenstrasse, liege die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit heute in Stosszeiten unter 7 Stundenkilometern: «Da ist man sogar zu Fuss schneller.»
Hunkeler verwies auf die Ergebnisse der neusten Kundenzufriedenheitsumfrage des Verkehrsverbunds Luzern: Demnach bemängeln VBL-Kunden vor allem die sinkende Pünktlichkeit – eine direkte Folge von Stau und Mehrverkehr. Am Montag stellten Stadt und Kanton Luzern ihr neustes Massnahmenpaket zur Verkehrsberuhigung vor – es sieht unter anderem eine Reduzierung des Autoverkehrs zu den Stosszeiten um 5 Prozent vor (gestrige Ausgabe). «Das ist ein Schritt in die richtige Richtung», sagte dazu gestern Yvonne Hunkeler.
Ganz so stark, wie es die reine Statistik vermuten lasse, seien die Passagierzahlen 2014 aber nicht zurückgegangen, betonte VBL-Direktor Schmassmann. Ein Teil des Rückgangs sei durch vermehrte Durchmesserlinien (mit weniger Umsteigevorgängen) zu erklären. Die Linien 14 und 31 etwa seien beim Fahrplanwechsel Ende 2013 miteinander verknüpft worden. «Vorher», so Schmassmann, «musste der Kunde bei der Fahrt vom St. Anna zum Südpol zweimal umsteigen und wurde deshalb in drei Bussen beim Ein- und Aussteigen von der automatischen Zählung erfasst. Seit Anfang 2014 hingegen kann man im St. Anna in den Bus steigen und ohne Umsteigen direkt zum Südpol fahren – was folglich nur zu einer einmaligen Zählung führt.»
Auch dank der Verlängerung der Trolleybuslinie nach Büttenen Anfang 2014 müsse man einmal weniger umsteigen – auch hier würden deshalb statistisch weniger Passagiere gezählt. Entsprechend fällt insgesamt der Rückgang in Personenkilometern aus. 110,4 Millionen Personenkilometer verzeichneten die VBL 2014 (Vorjahr: 111,1 Millionen). «Die Anzahl Kunden bleibt auf konstant hohem Niveau», folgerte Norbert Schmassmann.
Die Zählung der Fahrgäste in den VBL-Bussen erfolgt anonym mittels sogenannter Lichtduschen bei den Bustüren. Etwa ein Viertel der VBL-Flotte ist gemäss Schmassmann mit dieser Vorrichtung ausgestattet. Diese speziell gekennzeichneten Busse werden abwechselnd auf allen VBL-Linien eingesetzt, um so ein möglichst repräsentatives Bild der Fahrgastzahlen zu erzielen.
Trotz insgesamt etwas weniger Fahrgästen habe man 2014 dennoch ein finanziell positives Geschäftsergebnis erwirtschaften können, gab die VBL-Führung gestern bekannt. Der Umsatz konnte auf 83,9 Millionen Franken gesteigert werden (Vorjahr: 79,1 Millionen). Vor allem der Ertrag aus Nebengeschäften (Carreisen, Bahnersatz, VBL-Fachzentrum) fiel positiv ins Gewicht. Hier konnte der Umsatz von 10,7 auf 13,7 Millionen Franken gesteigert werden. In ihrem Fachzentrum bieten die VBL Weiterbildungen unter anderem auch für Chauffeure anderer Transportunternehmen an. «Hier konnten wir 2014 markant zulegen», sagte VBL-Finanzchef René Peter. «Aber auch die Bahnersatzfahrten haben stark zugenommen.» Daraus resultierte ein Konzerngewinn von 1,1 Millionen Franken.
Eine Erfolgsgeschichte ist der Tellbus, der zwischen Altdorf und Luzern verkehrt. Dessen Fahrgastzahlen konnten um 7 Prozent auf 150 000 gesteigert werden. Auch der Eigenfinanzierungsgrad der VBL stieg leicht an – auf 66,4 Prozent (Vorjahr: 66,3 Prozent). Die öffentliche Hand leistete 2014 Beiträge von 23,8 Millionen Franken.
Das sind einige weitere VBL-Zahlen: