ÖV-Premiere
Im Kanton Luzern ist erstmals ein Wasserstoffbus unterwegs – den Anfang macht Emmen

Beteiligt am Projekt sind die Auto AG Rothenburg, die Verkehrsbetriebe Luzern und Postauto.

Simon Mathis
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Ab heute ist im Kanton Luzern erstmals ein Wasserstoffbus unterwegs. Drei Transportunternehmen testen ein entsprechendes Gefährt des Herstellers Solaris, heisst es in einer Mitteilung. Der Test dauert bis Anfang Mai und wird von der Auto AG Rothenburg, den Verkehrsbetrieben Luzern (VBL) und Postauto durchgeführt.

So sieht der Bus der Marke Solaris aus.

So sieht der Bus der Marke Solaris aus.

Bild: PD

Den Beginn macht die Auto AG, welche den Bus rund um Emmen (Linien 42 bis 45) einsetzt. Im April wird der Wasserstoffbus während zwei Wochen bei den VBL in Stadt und Agglo Luzern unterwegs sein. Der Testbetrieb soll unter anderem Antworten betreffend Fahrkomfort, Leistung und Reichweite liefern.

«Es braucht unterschiedliche Antriebsarten»

«Uns ist wichtig zu sehen, ob die Technik weit genug fortgeschritten ist, um eine gangbare Alternative für Elektrobusse zu sein», sagt Martin Senn, Geschäftsführer der Auto AG Rothenburg. Die Werkstatt der Auto AG ist bereits auf Wasserstoff ausgerichtet; das Unternehmen betreut 46 Hyundai-Wasserstoff-Trucks. «Ich persönlich bin der Ansicht, dass es für den ÖV künftig unterschiedliche Antriebsarten brauchen wird», so Senn.

«Es gibt Linien, an denen wir im Tag 600 bis 700 Kilometer fahren müssen. Es wäre eine grosse Hürde, das mit Elektrobussen zu erreichen.»

Der Testbus legt in Emmen Strecken von rund 200 Kilometern zurück. Senn freut sich insbesondere darüber, dass der Test in Partnerschaft mit zwei weiteren Transportunternehmen durchgeführt wird. Die gemeinsame Durchführung der Testfahrten erlaube es, den Bus auf unterschiedlichen Streckenlängen und Höhenprofilen einzusetzen, heisst es denn auch in der Mitteilung. Dadurch ergäben sich besser abgestützte Aussagen, für welche Einsätze dieses Antriebskonzept in der Praxis tauglich sei.

Dass in Rothenburg bereits Wasserstoff-Trucks präsent sind, ist laut Senn ein grosser Vorteil: «Nur für ÖV-Busse Wasserstoff-Tankstellen zu errichten, lohnt sich nicht.» Auf diese Weise könne man im Bereich des Schwerlastverkehrs Synergien nutzen. In diesem Geiste habe sich die Auto AG auch dazu entschlossen, auf dem Firmengelände eigenen Wasserstoff zu produzieren (siehe Kasten).

Die Argola-Tankstelle in Rothenburg ist eine von nur zwei Wasserstoff-Tankstellen in der Zentralschweiz.

Die Argola-Tankstelle in Rothenburg ist eine von nur zwei Wasserstoff-Tankstellen in der Zentralschweiz.

Bild: PD

Zwei Wasserstoff-Tankstellen in der Zentralschweiz

In der Zentralschweiz gibt es laut VBL nur zwei Wasserstoff-Tankstellen: in Rothenburg und Geuensee. Für die aktuellen Testfahrten wird die H2-Tankstelle von Agrola Rothenburg genutzt, die seit über einem Jahr in Betrieb ist. Die beteiligten Busbetriebe verfügen über keine eigenen Wasserstoff-Tankstellen.

Allerdings plant die Auto AG Rothenburg, auf dem Firmengelände eine kleine Wasserstoffproduktion für den Eigenbedarf zu installieren. Laut Mitteilung gibt es in der Schweiz zurzeit neun Wasserstoff-Tankstellen, bis Ende Jahr werde sich diese Zahl voraussichtlich verdoppeln.

Der Verkehrsverbund Luzern (VVL) verfolgt mit seiner E-Bus-Strategie das Ziel, dass bis etwa 2040 alle Busse im Kanton Luzern mit erneuerbaren Energien, effizient und emissionsarm verkehren. Auch ein Wasserstoffbus sei zumindest in Teilen ein E-Bus, sagt VVL-Sprecher Romeo Degiacomi auf Anfrage. Daher verfolge der VVL den aktuellen Testbetrieb «mit grossem Interesse».

Auch Wasserstoff und Strom sind teurer geworden

VVL-Sprecher Romeo Degiacomi

VVL-Sprecher Romeo Degiacomi

Bild: PD

Aktuell sind Wasserstoffbusse allerdings nicht Teil der E-Bus-Strategie. Degiacomi erläutert: «Durch die zweimalige Umwandlung von Strom in Wasserstoff und zurück zum Strom ist die Energieeffizienz im Vergleich zum batterieelektrischen Bus tief.» Für das Vorankommen werde zwei bis drei Mal mehr Primärenergie benötigt. Die E-Bus-Strategie werde jedoch periodisch aktualisiert, keine Technologie werde abschliessend ausgeschlossen. Degiacomi:

«Welche Busse in Luzern in Zukunft fahren, können wir aktuell noch nicht beantworten.»

Derweil trifft der hohe Dieselpreis auch das Luzerner Transportunternehmen VBL, wie deren Sprecher Sämi Deubelbeiss auf Anfrage sagt. Genauere Zahlen betreffend die Mehrkosten könne das Unternehmen derzeit nicht nennen. Deubelbeiss hält allerdings fest: «Auch der Preis von Strom und Wasserstoff ist gestiegen. Uns trifft die Teuerung also unabhängig von der Antriebsform.»