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Luzern
Grosses Erstaunen in Emmen: Brahim Aakti (SP) und Patrick Schnellmann (CVP) schaffen den Sprung in den Emmer Gemeinderat. Felix Müri (SVP) - der Sieger des ersten Wahlgangs - verpasst die Wahl. Und zwar knapp mit nur 57 Stimmen weniger als Aakti.
Wer hätte das gedacht. Der Favorit der Emmer Ersatzwahl in den Gemeinderat schafft es nicht, für die SVP den Sitz des zurückgetretenen Finanzdirektors Urs Dickerhof zu verteidigen: Felix Müri. Der bekannte Luzerner SVP-Nationalrat erzielte am Sonntag 2701 Stimmen und landet damit auf dem dritten Platz. Strahlende Sieger sind Brahim Aakti (SP) und Patrick Schnellmann (CVP). Für Aakti entschieden sich 2758 Emmerinnen und Emmer - also nur 57 mehr als für Müri. Schnellmann holte 2966 Stimmen. Dem vierten Kandidaten, Vital Burger vom Forum Emmen, gaben 440 Stimmberechtigte ihre Stimme.
Beim ersten Wahlgang hatte Felix Müri noch am meisten Stimmen geholt. «Natürlich bin ich überrascht, wenn man als Favorit gilt. Und ich bin auch enttäuscht, das muss ich ehrlich zugeben», sagt Müri. «Ich hätte das Amt gerne ausgeführt, jetzt ist es halt nicht so und das gilt es zu akzeptieren. So sind nun mal Wahlen, das Volk hat entschieden.»
Zu den möglichen Gründen der Nichtwahl sagt er: «Hm, schwierig, wenn ich die Wahllisten anschaue, haben SVP-Wähler den CVP-Kandidaten Patrick Schnellmann unterstützt, da hat die Konkordanz nicht gespielt.» Man werde das noch genau analysieren müssen. Fakt ist: Die SVP als wählerstärkste Partei ist nicht mehr in der Exekutive vertreten. «Wir sind nun in der Opposition und werden entsprechend Gas geben», sagt Müri und erinnert daran, dass in eineinhalb Jahren bereits schon wieder Gesamterneuerungs-Wahlen sind. «Im Jahr 2020 werden wir angreifen und bis dann einen neuen Kandidaten aufbauen.»
Im Vorfeld der Wahlen kam von verschiedenen Seiten Kritik an Müri, weil er sein Nationalratsmandat nicht sofort aufgeben wollte bei einer allfälligen Wahl. Erst vor dem zweiten Wahlgang verkündete er, nur noch bis 2019 in Bern bleiben zu wollen, sofern er gewählt würde. Ob dies einen Einfluss hatte auf das Resultat im zweiten Wahlgang, darüber mag Müri nicht spekulieren: «Ich mache das, was für mich stimmt.» Er werde dafür nun weiterhin als Nationalrat tätig sein und nächstes Jahr bestimmt zur Wiederwahl antreten.» Bitter allerdings in diesem Zusammenhang: Erst vor knapp zwei Wochen hatte der 60-Jährige siegessicher in Sachen Emmen bekanntgegeben, auf das Nationalrats-Präsidium zu verzichten. Dafür war er in zwei Jahren eigentlich vorgesehen.
Dass Müri nicht gewählt wurde, überrascht auch Patrick Schnellmann wie er sagt: Der CVP-Kandidat holte am Sonntag mit 2966 am meisten Stimmen. «Ich habe gehofft, den Sitz zu holen, aber mit dem besten Resultat hätte ich nicht gerechnet.» Im Vorfeld hörte man da und dort, Schnellmann sei erst seit zwei Jahren im Einwohnerrat, falle dort nicht gross auf. «Aber man kennt mich in Emmen, ich lebe seit 49 Jahren hier, war in der Feuerwehr und bin in den Vereinen aktiv», so der 49-Jährige.
Ginge es nach der Konkordanz, berechnet nach der Anzahl Sitze im Einwohnerrat, so sind CVP und FDP mit je zwei Sitzen im fünfköpfigen Gemeinderat eigentlich übervertreten. Die beiden stellen im Einwohnerrat mit neun (CVP), respektive zehn (FDP) Sitzen nur knapp die Hälfte aller Parlamentarier. Der SVP als wählerstärkste Partei mit elf Sitzen und der Linken mit total zehn Sitzen (6 in der SP- und 4 in der Grünen-Fraktion) stünden je ein Sitz zu. Dass die Wahl von Schnellmann in den Augen vieler daher nicht im Sinne der Konkordanz ist, sieht dieser selber natürlich anders: «Im Gemeinderat geht's nicht um Konkordanz, sondern darum, dass die besten Köpfe für Emmen die besten Lösungen finden.»
Und für Emmen beste Lösungen finden wird künftig auch Brahim Aakti. Der SP-Einwohnerrat schaffte mit 2758 Stimmen den Einzug in den Gemeinderat und konnte damit für seine Partei den Sitz der zurückgetretenen Bildungsdirektorin Susanne Truttmann verteidigen. «Mir gehts wunderbar», sagt der 36-Jährige. Er habe ein knappes Resultat erwartet und deshalb sei es spannend gewesen bis zum Schluss. Die Nichtwahl von Müri hält auch Aakti für eine Überraschung, jedoch für eine kleine, denn sie komme nicht ohne Ankündigung: «Ihm wurde wohl zum Verhängnis, dass er sich nicht klar zu seinem Nationalrats-Mandat geäussert hat.» Dennoch sei es im Sinne der Konkordanz nicht optimal, dass die SVP nicht mehr in der Exekutive vertreten sei, die CVP dafür zwei Mal: «Als wählerstärkste Partei in Emmen hätte sie Anspruch auf einen Sitz.»
Und warum haben die Emmerinnen und Emmer Brahim Aakti die Stimme gegeben? «Ich hatte verschiedene Rückmeldungen, wonach die Emmer genug haben von der Politik, wie es in den letzten Jahren hier gelaufen ist», sagt Aakti. «Sie wünschen sich frischen Wind und einen jungen Gemeinderat - letzteres habe ich erstaunlicherweise gerade auch von älteren Leuten gehört.» Er freue sich auf die konstruktive Zusammenarbeit im Gemeinderat. Gerade die Bildung liege ihm sehr am Herzen. Er sei aber offen sowohl für die frei werdende Bildungs- wie auch die Finanzdirektion.
Gleich äussert sich auch Patrick Schnellmann, angesprochen auf die Präferenz bezüglich Departement. Welche Direktion die beiden neugewählten Mitglieder des Gemeinderates schliesslich übernehmen werden, ist noch offen. Der Gemeinderat wird an der konstituierenden Sitzung vom 26. September die Direktionszuteilung vornehmen. Der Amtsantritt erfolgt voraussichtlich am 1. November 2018. Susanne Truttmann (SP) führte die Schule, Urs Dickerhof (SVP) die Finanzen.