Da die Luzerner Psychiatrie in einen Neubau zieht, soll die historische Klosteranlage neu ausgerichtet werden. Der Kanton und eine IG haben dazu ein Projekt lanciert.
Das ehemalige Kloster St. Urban in der Gemeinde Pfaffnau zählt zu den schönsten barocken Klosteranlagen der Schweiz. Vielen Luzernerinnen und Luzernern ist das Kleinod aufgrund der Lage am Rand des Kantons allerdings kaum bekannt. Das soll sich mit dem Projekt «denkMal» ändern. Getragen wird es einerseits von der IG «denkMal Kloster St. Urban», andererseits von der Dienststelle Immobilien des Kantons Luzern, in dessen Eigentum sich die Klosteranlage befindet.
Hauptmieterin ist aktuell die Luzerner Psychiatrie (Lups), die zurzeit ausserhalb des Klosterareals einen weiteren Neubau erstellt. Mit dem Auszug der letzten Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Wohnheim Sonnengarten werden ab Sommer 2023 in den Klosterräumlichkeiten rund 2250 Quadratmeter frei, also eine grössere Fläche. «Dieses Potenzial soll neu genutzt werden», sagt Raymond Studer, Projektleiter von «denkMal».
Nicht nur der Bekanntheitsgrad des Klosters soll gesteigert, sondern auch das Event- und Kulturmanagement neu organisiert werden. Dafür ist laut Studer zurzeit die Luzerner Psychiatrie per Leistungsauftrag zuständig. Beispielsweise kann man bereits heute historische Räume für Hochzeiten mieten oder Konzerte veranstalten. Dem Kanton und der Lups sei es ein Anliegen gewesen, den Eventbereich von der Psychiatrie zu entkoppeln, da es nicht zu ihrer Kernkompetenz zähle, sondern sich historisch ergeben habe, so Studer.
Während der Kulturbereich also weitergeführt werden soll, will man das Kloster neu im Bereich Innovation positionieren. Gemeint ist damit zum Beispiel: Unternehmen suchen laut Studer vermehrt geeignete Orte, wo sich Mitarbeiterteams ein paar Tage zurückziehen können, um an Zukunftsthemen zu forschen oder Innovationen zu entwickeln. «St. Urban ist aus Zofinger oder Langenthaler Sicht verkehrstechnisch durchaus gut gelegen – auch wenn das aus dem Luzerner Blickwinkel erstaunen mag», so Studer. Mit dem neuen Angebot soll auch die Möglichkeit geschaffen werden, vor Ort zu übernachten. Angedacht sei, die beiden Gebäude Pavillon 1 und 2 umzunutzen. Aktuell bringt der Kanton dort ukrainische Flüchtlinge unter.
Bis Anfang 2023 werden laut Studer nun im Rahmen von «denkMal» mögliche neue Nutzungen der Klosterräumlichkeiten evaluiert und in einem Businessplan konkretisiert. Bis dahin soll auch die künftige Organisationsform feststehen, die den Eventbetrieb übernimmt. «Erste Ideen sollen rasch umgesetzt werden, um das Angebot sicht- und buchbar zu machen», sagt Studer weiter. So könne man sich für die Beherbergung eine Zwischennutzung vorstellen.
Die Kosten für das Projekt beziffert Studer auf rund 880'000 Franken. Davon ist die Hälfte durch Mittel der Neuen Regionalpolitik (NRP) gedeckt, der Rest durch Eigenmittel und Eigenleistungen der Projektträgerschaft. Mit NRP-Geldern unterstützen Bund und Kantone innovative regionale Projekte zur Steigerung der Wertschöpfung im ländlichen Raum.
Gründungsmitglieder der IG «denkMal Kloster St. Urban» sind, neben Lups-Direktor Peter Schwegler, lokal und regional verankerte Personen, darunter Thomas Grüter von der Berghof Erlebnis AG und Walter Schär von der Schaerraum AG. Als Präsident amtet alt CVP-Kantonsrat Franz Wüest aus Ettiswil. Der ehemalige Kantonsratspräsident begründet sein Engagement damit, dass die Klosteranlage in seiner engeren Heimat liege, zudem sei er oft Gast an Kulturveranstaltungen in St. Urban. «Wir haben eine tolle Mannschaft beisammen, die sich für die Neuausrichtung engagiert», sagt Wüest. Ziel sei es, die freiwerden Räume möglichst optimal zu belegen. Nebst der IG bringt sich auch ein Beirat ein. Er fungiert laut Studer als Echoraum und ist mit rund 15 bis 20 Persönlichkeiten aus der Region besetzt. Präsident ist Viktor Baumeler, ehemaliger Staatsschreiber des Kantons Luzern.