PFERDEMARKT: Hunderte kommen nach Ruswil, um die Schönsten zu sehen

30 Pferde locken Hunderte Reiter, Pferdebesitzer und Zuschauer auf den Ruswiler Marktplatz. Gehandelt wird hier zwar kaum mehr, dafür werden von einer fachmännischen Jury die schönsten Pferde gekürt.

Hannes Bucher
Drucken
Sandra Fries führ das Pferd Harina der Jury vor. (Bild: Corinne Glanzmann (Ruswil, 11. März 2018))

Sandra Fries führ das Pferd Harina der Jury vor. (Bild: Corinne Glanzmann (Ruswil, 11. März 2018))

Herausgeputzt – gestriegelt und gebürstet – wartet die dreijährige braune Freiberger Stute Harina auf ihren grossen Auftritt. Ihr Besitzer Franz Rössli aus Romoos ist mit ihr an den Ruswiler Pferde- und Warenmarkt gekommen. Nicht etwa, um sie zu verkaufen, vielmehr, um sie an der Freiberger Jungstutenschau, die seit einigen Jahren am Markt stattfindet, vorzuführen.

Hunderte Pferdeliebhaber haben sich auch dieses Jahr auf dem Ruswiler Marktplatz eingefunden. Harina merkt offensichtlich, was ansteht. Sie wirft den Kopf in die Höhe und wiehert laut. Andere Stuten ringsum nehmen den Ruf auf und antworten. Dann übernimmt die 21-jährige Sandra Fries die Zügel und führt Harina in den «Ring». Die Hobbyreiterin kennt das Pferd gut und wird mit ihm auch den Feldtest machen, der in einigen Monaten ansteht. Zurzeit ist Harina deshalb auch nicht im heimischen Stall in Romoos, sondern auswärts in Ausbildung. Dort wird sie zugeritten und auch eingespannt – als Grundvorbereitung auf diesen Feldtest. Erst aber gilt es jetzt, auf dem Ruswiler Markt gute Figur zu machen – den prüfenden Blicken der drei Juroren zu gefallen.

Ein Pferd hat den Besitzer an Ort und Stelle gewechselt

Vom Kopf über den Rist bis zum Huf geht der kritische Blick der Jury – im Schritt und dann im Trab ist die Zuschauergasse zu durchgehen. «Bitte gleich nochmals», sagt ein Richter. Schliesslich: «Gut – merci.» Abgang. Und, hat sie gefallen? So die Frage an einen der Richter. «Wir sagen noch gar nichts.» Andere prächtige Stuten warten noch. Dann die Rangverkündigung. Es hat für Harina nicht ganz nach vorne gereicht. Die Konkurrenz war gross. «Prächtige Tiere» seien präsentiert worden, so ein Richter. Die Rangliste gelte es aber sowieso zu relativieren. «Die Tiere verändern sich in diesem Alter ganz schnell – es ist in dem Sinn ein reines Tagesklassement», sagt der Speaker. Also alles halb so schlimm. Schlimmeres hätte Harina dafür früher zustossen können, wenn sie bei der Fohlenschau damals nicht auf die erforderlichen Punkte gekommen wäre. Auf solche Fohlen wartet meist die Schlachtbank.

Gelassen können es die aufgefahrenen Tiere in Ruswil nehmen. Die Vierbeiner werden von den Marktbesuchern regelrecht belagert. Etwa von Carol Hegglin (10) und Gabriela Albisser (11) aus Ruswil. Carol kommt auf dem Hof ihres Grossvaters in Grosswangen zum Reiten, Gabriela darf gar das Pferd ihres Vaters reiten – in der Halle bereits allein.

Doch wird am Markt auch konkret gehandelt? «In den meisten Fällen geht es um eine erste Kontaktnahme zwischen Händler und interessiertem Käufer», sagt Martin Amrhyn von der Pferdemarktkommission. Der Handel selber erfolge später beim Rosshändler. Nun, es gab trotzdem noch einen konkreten Handschlag: Ein Pferd nämlich hat gestern den Besitzer an Ort und Stelle gewechselt.

Hannes Bucher

redaktion@zentralschweizamsonntag.ch