Der Landschaftsschutzverband droht mit einer Einsprache gegen das neue Theater. Wird er so zum Verhinderer des Projekts?
Hugo Bischof
Der Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee (LSSV) ist gegen den Bau der Salle Modulable auf dem Inseli. Ein solch grossvolumiges Theater widerspreche der historischen Bedeutung des Inselis als «Oase der Ruhe und Erholung», teilte der Verband kürzlich mit (Ausgabe vom 19. April). Man werde das Projekt deshalb «mit allen Mitteln bekämpfen». Was bedeutet dies konkret?
«Nötigenfalls werden wir eine Einsprache gegen die geplante Umzonung der Grünfläche einreichen», sagt LSVV-Präsident Urs Steiger (ehemaliger Horwer Gemeinderat). «Die übrigen Schritte hängen vom Verfahren und den möglichen Partnern ab.»
Bis Ende 2018 müssen alle politischen Entscheide gefällt und die Finanzierung gesichert sein, damit die aus der Schenkung Engelhorn verbliebenen 80 Millionen Franken für den Bau fliessen können. Am 27. November 2016 kommt es zur ersten Volksabstimmung in der Stadt Luzern – über die Abgabe des Baurechts. «So wird die Bevölkerung ins Projekt einbezogen», betont Stadträtin Ursula Stämmer. Was passiert, wenn die Stadtluzerner am 27. November zum Baurecht Ja sagen, die für den Bau der Salle notwendige Umzonung danach aber vom LSVV mit einer Einsprache bekämpft wird? Dann droht ein langwieriges, kostspieliges Rechtsverfahren – eventuell bis vor Bundesgericht. Könnte der LSVV somit zum Verhinderer des neuen Theaters auf dem Inseli werden? Für Steiger ist klar: «Das Volumen der Salle Modulable ist an diesem Standort nicht verträglich.» Es werde zudem durch die von den Initianten präsentierten Visualisierungen verfälscht dargestellt. So erreiche die Salle eine maximale Höhe von 32 Metern und sei damit «weit höher als das KKL», dessen Unterkantdachhöhe 21 Meter betrage.
Viel Verhandlungsspielraum sieht Steiger nicht. Auch die Projektverantwortlichen gaben sich bisher nicht kompromissbereit. Stadträtin Ursula Stämmer bestätigt auf Anfrage, das Gebäudevolumen werde durch die von der Stiftung in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie der US-Firma Arup vorgegeben: «Diese zeigt auf, wie die Vision umgesetzt werden kann. Somit haben wir auf das Volumen keinen Einfluss.» Dies gelte auch für den 32-Meter-Bühnenturm, «den es für ein zeitgemässes, funktionierendes Theater braucht». Das heutige Theater habe keinen richtigen Bühnenturm – «was den Betrieb stark einschränkt und aufwendiger macht».
Es ist zudem der Standort, der den LSVV primär stört. Steiger betont: «Durch eine massive Überbauung des Inselis würde dessen einmaliger Charakter als baumbestandenes kleines Eiland in der Luzerner Seebucht unwiderruflich verloren gehen.» Die LSVV-Kritik stellt die Realisierung der Salle Modulable also grundsätzlich in Frage. «Dieses Projektrisiko sind die Initianten mit einem Verfahren eingegangen, das die Bevölkerung und die Verbände nicht einbezieht», kritisiert Steiger.
Der LSVV habe «innovative Vorschläge» für die Alternativstandorte Theaterplatz und Alpenquai gemacht und so bewiesen, dass er einem neuen Theater «grundsätzlich offen und konstruktiv gegenübersteht». Dass darauf nicht eingegangen wurde und «kein Dialog geführt wurde», sei «bedauerlich», liege aber nicht in der Verantwortung des LSVV. Gemäss Stadträtin Stämmer gibt es demnächst ein Treffen zwischen der Stadtregierung und dem LSVV: «Ein telefonisches Vorgespräch fand statt.»