Die Post schliesst im Kanton Luzern munter Filialen. Nun haben viele Kunden die Nase voll und wehren sich beim Bund.
Matthias Stadler
Die Schweizerische Post beabsichtigt, ihre Lastwagenflotte mit Fahrzeugen über 3,5 Tonnen aufzulösen (Ausgabe vom 5. September). Das wird unter anderem von der SP-Nationalrätin Bea Heim (Solothurn) scharf kritisiert. Doch auch andere Pläne der Post geben zu reden. Denn wie die Post seit Jahren Dutzende von Filialen schliesst, treibt die Bevölkerung immer wieder auf die Barrikaden. So jetzt auch die Einwohner von Rickenbach und Vitznau. In beiden Orten beabsichtigt die Post, die Filialen zu schliessen und durch Agenturen zu ersetzen. Doch die Einwohner kämpfen gegen die Pläne.
In der 3200-Seelen-Gemeinde Rickenbach starteten die Ortsparteien noch vor den Sommerferien mit einer Unterschriftensammlung gegen die geplante Umwandlung der Postfiliale in eine Agentur. Mittlerweile wurden ungefähr 1400 Unterschriften für die Petition gesammelt, bis Mitte September läuft die Sammlung noch. Christian Merz, Präsident des Ortsmarketings, koordiniert den Widerstand: «Rickenbach ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen, auch grössere Firmen sind zugezogen. Die Schliessung ist für uns unverständlich», sagt er. Schon bei der kürzlich erfolgten Zentralisierung der Postverteilung im Nachbardorf Beromünster seien im Dorf zahlreiche Reklamationen laut geworden.
Auch der Gemeindepräsident Roland Häfeli versteht die Pläne der Post nicht: «Wir sehen nicht ein, wieso wir eine Postagentur brauchen. Wir sind eine Gemeinde mit einer gewissen Grösse und haben mehr als hundert Gewerbebetriebe im Dorf.» Der Gemeinderat wolle zusammen mit der Post nach Lösungen suchen, doch habe die Post von Anfang an keinen Dialog gewünscht. Er kündigt für den Fall einer Schliessung Konsequenzen an: «Wir sowie unser Gewerbe arbeiten zum Beispiel mit der Postfinance zusammen. Wenn die Filiale zugeht, werden wir das Verhältnis überdenken.»
Markus Flückiger von der Kommunikation des Poststellennetzes sagt zum Fall Rickenbach: «Die Gespräche mit der Gemeinde laufen. Wenn es Änderungen an der Situation gibt, werden wir wieder informieren.» Der Entscheid sei noch nicht gefällt, die Überprüfung der Poststelle erfolge aus wirtschaftlichen Gründen. Die Post versuche den Spagat zwischen den Vorgaben des Bundes und des Kundenservices zu schaffen.
Auch am Vierwaldstättersee zeigt man sich hartnäckig. Der Vitznauer Gemeinderat legte nach dem Entscheid der Post Mitte Juni, die Filiale zu schliessen und in den Volg zu integrieren, Beschwerde bei der unabhängigen Postkommission ein. Der Entscheid soll damit rückgängig gemacht werden, die Beschwerde ist noch hängig.
Ein Bürgerkomitee kämpft ebenfalls für den Erhalt der Filiale in der 1366 Einwohner zählenden Gemeinde: Es reicht morgen Mittwoch eine von mehr als 1000 Personen unterschriebene Petition beim Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) in Bern ein. An vorderster Front kämpft Gallus Bucher, Herausgeber der Vitznauer «Wochen-Zeitung»: «Der Service public wird in Frage gestellt», sagt er gegenüber unserer Zeitung. «Auch andere Gemeinden in der Schweiz sollten sich bei einer Postschliessung zur Wehr setzen. Je mehr Leute sich wehren, desto mehr werden der Bundesrat und das Parlament zu einer Veränderung bewogen.» Gallus Bucher wehrt sich nicht nur für Vitznau, sondern auch für seine Zeitung, die seit mehr als hundert Jahren herausgegeben wird. Er sieht den Verlag in seiner Existenz bedroht, da dieser künftig die Transportkosten für die Zeitungen ins Briefzentrum nach Härkingen zu übernehmen habe und trotzdem die normalen Portokosten bezahlen müsse.
Die Post nimmt zu diesem Fall keine Stellung, doch sagt sie, dass sie bestrebt sei, mit den Betroffenen «konstruktive Lösungen zu finden». Bis die Empfehlung der Postkommission betreffend Vitznauer Filiale vorliegt, ändere sich am jetzigen Angebot in Vitznau nichts.