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Zahlreiche Guuggenmusigen aus Luzerner Landgemeinden feiern heuer Jubiläum. Wie unsere Auswahl zeigt, fanden 1970 viele Gründungen statt.
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Mann oh Mann! Ein Schelm wer denkt, diese Guugger laufen Gefahr, an der Fasnacht bald selber auf die Schippe genommen zu werden ... Darf man vorstellen? Räbedibäms Hochdorf, 33 Männer, eine verschworene Truppe. Und dies seit 50 Jahren. Aktuelles Sujet: teuflische Böcke.
In Zeiten von Frauenstreik und Frauenwahlen müssen sich diese Guugger wohl einige Sprüche gefallen lassen. Von einer politisch-moralischen Ungeheuerlichkeit will der Räbedibäms-Präsident allerdings rein gar nichts wissen: «Eine reine Männertruppe zu sein, hat bei den Räbis Tradition», sagt Ruedi von Moos, 29, und lacht. «Bei uns im Seetal, auf dem Land, hat das noch nie zu Diskussionen geführt.»
Frau muss an dieser Stelle ja auch zugeben: Ein solch pflegeleichter Haufen findet sich selten. Auf der Suche nach den Protagonisten für unsere fasnächtliche Auslegeordnung reichte ein Telefonat. Kaum war die Idee des Spezialbilds erklärt (siehe Kasten), kam die Rückmeldung: Jep, Räbedibäms hatte rüüdig Bock, mit uns die Guugger-Tetris-Challenge zu lancieren.
Nun haben drei weitere Guugenmusigen nachgelegt. Die Rottalschränzer aus Ruswil haben trotz dem Jubi «nochli Ziit gfonde för die Challenge.»
Auch die Guuggenmusig Rätschbäsä aus Sarnen hat die Challenge angenommen – und als Beweis ein Foto auf Instagram veröffentlicht.
«Was die Kollegen von der Räbig machen, können wir auch»: Tetris-Challenge der Guggenmusig Rossbomele aus Hochdorf.
Auf der Suche nach einem speziellen Bildsujet kam die Tetris-Challenge aufs Tapet. Ursprünglich handelt es sich dabei um eine Idee der Kantonspolizei Zürich – angelehnt an den puzzleartigen Computerspielklassiker: In den sozialen Medien zeigten zwei Ordnungshüter im letzten Herbst, was alles in einem Einsatzfahrzeug Platz findet. Angefangen mit der Leuchtweste über das Triopan bis hin zu den Handschellen. Das Bild ging viral – und fand gar bei der israelischen Luftwaffe Nachahmer. In der Zentralschweiz fabrizierten etwa die Zuger Polizei oder die Ebikoner Schindler-Gruppe ein entsprechendes Foto. Schaffen wir es, in Luzern die Guugger-Challenge zu lancieren? Weitere Guugger-Tetris-Challenge-Bilder sind willkommen – gerne per E-Mail an online@luzernerzeitung.ch.
Ein Markenzeichen der Räbis: Als eine der wenigen Guuggenmusigen vom Land sind sie stets mit Grend unterwegs. «Wir wechseln alle zwei Jahre unser Sujet und lassen dafür einen grossen Batzen springen», sagt Ruedi von Moos. Eine fünfstellige Summe sei es heuer, näher will der angehende Schreinermeister den Betrag nicht beziffern. Bereits zum dritten Mal arbeiteten sie mit Maskengestalter Daniel Wulpillier aus Emmenbrücke zusammen. Unzählige Stunden Handarbeit stecken in einem Grend.
«In den letzten Jahren fielen wir durch eher düstere Mottos auf», sagt von Moos. Sujets wie Waldmänner, Aliens oder Assassine würden sich halt besonders gut für eine kreative Maske eignen. Den Ausschlag für das Jubiläumssujet gab übrigens der alljährliche «Räbibock», das traditionelle Vorfasnachtsfest, das die nötigen Einnahmen in die Guuggerkasse spült. «Damit decken wir auch Carkosten, weil wir regelmässig ausserhalb des Seetals aufspielen», sagt Ruedi von Moos. So geben sie beispielsweise dieses Wochenende deutschen Narren in Schwäbisch Gmünd Anschauungsunterricht in Sachen Lozärner Fasnacht und hauen am internationalen Guuggenmusigtreffen auf den Putz.
Schlag auf Schlag gehts danach in den heimischen Gefilden weiter. Einige Fixtermine in der prallvollen Fasnachtsagenda: Morgenstreich in Hochdorf am Schmudo, Willerzeller Fasnacht am Freitag, Monsterkonzert in Hochdorf am Rüüdigen Samstag, Umzug am «Schrecklech Sonntig» in Hitzkirch, Umzug am Güdisdienstag in Hochdorf. Woher nimmt Räbedibäms die nötigen Energiereserven? Ein Geheimrezept gebe es nicht, sagt von Moos. «Das gemeinsame Musizieren, der enge Zusammenhalt und die vielen tollen Erlebnisse schweissen zusammen. Trotz Terminflut kommt uns das dichte Programm dadurch alles andere als streng vor.»
Glaubt man übrigens Präsi Ruedi von Moos, so heben sich die Räbis noch durch ein weiteres Kriterium ab. «Die Räbis legen Wert auf anspruchsvolle Stücke», sagt der Trompeter der Harmonie Hochdorf und schmunzelt. «Bei uns ist gute musikalische Unterhaltung garantiert.»
Hört, hört! Wer ein Ohr davon nehmen will: Auf der CD «Räbedibäms Vertont» geben die Seetaler Evergreens wie «Sternenhimmel» von Hubert Kah oder «Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann» von Nena zum Besten. Für den gebürtigen Hochdorfer von Moos, der seit drei Jahren das Präsidium innehat, war 2008 jedenfalls schnell klar: Eine andere Guuggenmusig als die Räbedibäms kommt gar nicht in Frage.
Dem zusammengewürfelten Haufen – in dem sich laut Vereinswebseite vom Büezer über den Schriftgelehrten bis hin zum Neunmalklugen alles findet – sei es bislang auch immer gelungen, den Nachwuchs zu sichern. «Wir sind gefordert, haben dank steter Bemühungen in unseren Reihen aber 18-jährige bis über 40-jährige Mitglieder», sagt Räbedibäms-Präsident Ruedi von Moos.
Mann oh Mann, diese Räbis. Eines sei zum Schluss noch verraten: Ganz ohne Frau ging die Gründung dieser Männer-Guuggenmusig dann doch nicht über die Bühne. Schulbuben, im Alter zwischen zehn und zwölf, fanden anno 1970, es sei an der Zeit, sich unter die Kakofoniker zu mischen.
Endlos diskutierten die Halbstarken in Bieri Emmis Stube, wie die Truppe denn heissen soll. Emmi, die Mutter eines dieser Schulbuben, war es denn auch, die den entscheidenden Hinweis für den künftigen Namen geliefert hat. Sie soll gesagt haben: «So, ihr wollt also an die Fasnacht und wie die Basler ‹Rämbedibämbedi› die Leute erschrecken?» Die Schulbuben wollten. Aus Rämbedibämbedi wurde Räbedibäms. Et voilà, die erste und bisher einzige Hochdorfer Männer-Guuggenmusig war geboren!