Gastro-Luzern-Präsident Ruedi Stöckli freut sich auf den 11. Mai, Titlis-CEO Norbert Patt fiebert dem 27. Mai entgegen.
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Am 11. Mai dürfen Restaurants und Bars wieder öffnen. Es gelten allerdings strenge Auflagen, die der Bundesrat am Mittwoch kommuniziert hat. So dürfen pro Tisch höchstens vier Gäste Platz nehmen, und der Abstand zwischen ihnen muss zwei Meter betragen. Dennoch freut sich Ruedi Stöckli: «Ich bin gottenfroh, dass wir unsere Mitarbeiter dann wenigstens zum Teil wieder beschäftigen können», sagt der Präsident von Gastro Luzern. Eine vollständige Öffnung der Restaurants erwartet der Wirt des Landgasthauses Strauss in Meierskappel erst im September.
Bis dann wird im «Strauss» und in den anderen Gasthäusern viel weniger Betrieb herrschen als vor Ausbruch der Pandemie. Stöckli geht davon aus, nur rund 50 statt wie üblich 100 Gäste bedienen zu können. «Auch der reduzierte Betrieb wird für uns eine Herausforderung. Doch die werden wir meistern, schliesslich haben wir als Verband beim Bundesrat auf eine baldige Öffnung gedrängt.» Er selber bezeichnet die Zeit seit dem 16. März als «brutal, man fällt fast in ein Loch. Die Ungewissheit hat mich zermürbt».
Derweil fordert die CVP der Stadt Luzern vom Stadtrat, dass Restaurants und Bars ihren Betrieb auf Parkplätze oder Grünflächen erweitern dürfen, um die Hygienevorschriften einfacher umsetzen zu können.
Weiter im Ungewissen befindet sich Norbert Patt, CEO der Titlis-Bergbahnen. Der Bundesrat hat am Mittwoch nämlich bloss gesagt, ein Entscheid über die Wiederinbetriebnahme der Bergbahnen werde erst noch gefällt, wohl am 27. Mai. «Daher bin ich schon etwas enttäuscht. Wir hätten gerne eine konkretere Aussage gehört», so Patt. Er frage sich nun, ob es mit der Öffnung am 8. Juni, dem dritten Datum der Lockerung des Lockdown, klappe. «Anfang Juni wäre okay. Können wir erst im August wieder fahren, verlieren wir die Einnahmen aus der Sommersaison», sagt Patt. Klar sei für ihn, dass das Panorama-Restaurant auf dem Titlis und überhaupt am Berg am 11. Mai nicht geöffnet würden. «Das würde sich nicht lohnen.» Anders sehe es für die Betriebe im Tal wie das «Golf Stübli» aus.
Etwas anders ist die Situation am Stanserhorn, der im Gegensatz zum Titlis auch ein Wanderberg ist. Direktor Jürg Balsiger prüft denn auch, das Bergrestaurant ab dem 11. Mai teilweise zu öffnen. «Das kann an schönen Tagen sein, vielleicht auch von Donnerstag bis Sonntag, wenn das Wetter passt. Einen definitiven Entscheid haben wir aber noch nicht gefällt», erklärt Balsiger. Falls der Bundesrat den Bergbahnen ab dem 8. Juni einen Teilbetrieb erlaubt, wäre die Stanserhorn-Bahn gerüstet. «Mit unserem Schutzkonzept zeigen wir dem Bundesrat, dass wir die Situation sehr ernst nehmen.»
Ebenfalls in Erarbeitung ist das Schutzkonzept bei den Bergbahnen Sörenberg – von der Schulung der Mitarbeiter bis zu neuen Reinigungsplänen. «Das bedeutet einen grossen Mehraufwand für uns», sagt Direktor René Koller. Er ist optimistisch: Denn die Vorbereitungen für die Wiedereröffnung der Restaurants als auch der Seilbahnen sollen bis zum regulären Saisonstart vom 21. Mai abgeschlossen sein. Sollten die Bergbahnen aber tatsächlich erst am 8. Juni fahren dürfen, würde man mit der Öffnung bis dahin natürlich zuwarten – sowohl was die Gastrobetriebe als auch die Seilbahnen betrifft.
Der Verband Seilbahnen Schweiz bläst ins gleiche Horn wie Titlis-CEO Norbert Patt. Die Branche brauche Planungssicherheit. Es sei deshalb «absolut nicht verständlich», warum der öffentliche Verkehr in den kommenden Tagen wieder voll in Betrieb gehen könne und die Restaurants teilweise, während die Bergbahnen noch immer nicht wissen würden, wann sie wieder fahren dürfen, sagt Verbands-Interimspräsident Sepp Odermatt. Die Bergbahnen seien sehr wohl in der Lage, den Betrieb unter Einhaltung der Gesundheitsauflagen wieder aufzunehmen. Ein entsprechendes Schutzkonzept sei in Arbeit. Der Verband Seilbahnen Schweiz hatte eine Betriebsaufnahme ab dem 11. Mai gefordert und erwartet nun, ab dem 8. Juni wieder fahren zu dürfen.
Noch keine Stellung nehmen wollten am Mittwoch Luzern Tourismus und die Rigi Bahnen AG. Letztere wollte die Richtlinien der SBB abwarten, von der das Bahnunternehmen einen Transportauftrag hat.
Noch ungewiss ist die Situation für den touristischen Verkehr, zu welchem die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) gehört. «Wir hoffen und rechnen damit, dass die SGV und die anderen touristischen Transportunternehmen den Betrieb am 8.Juni wieder aufnehmen können», sagt Stefan Schulthess, Vorsitzender der SGV-Gruppenleitung. Bis dahin werde man alle Vorbereitungen treffen, etwa die nötigen Schutzkonzepte und angepasste Fahrpläne ausarbeiten.
Schulthess hat zwar Verständnis für die schrittweise Lockerung der Coronamassnahmen. «Uns fehlt jedoch jegliche Planungssicherheit», sagt er. Das Gleiche gelte für die Kunden. Der SGV-Chef hofft daher, dass die Kursschiffe in gut fünf Wochen definitiv wieder fahren können – und dass die Anzahl der Buchungen dann schnell wieder zunimmt.