Die Reformierte Kirchgemeinde Luzern soll auf ihrem Grundstück im Würzenbach gemeinnützige Wohnungen bauen. So will es die Stadt. Zwar konnten die Wogen etwas geglättet werden. Doch einig ist man sich noch längst nicht.
Die Stadt Luzern will ihre Bau- und Zonenordnung (BZO) in mehreren Punkten anpassen. Eine der vorgesehenen Änderungen birgt Zündstoff: Um die Ziele der Wohnraum-Initiative zu erreichen, sollen künftig auch Private dazu verpflichtet werden können, auf ihrem Grundstück Genossenschafts-Wohnungen zu erstellen. Im Visier hat die Stadt konkret ein Areal im Würzenbach, das der Reformierten Kirchgemeinde Luzern gehört:
Doch die Kirchgemeinde ist überhaupt nicht begeistert von der Vorgabe, das Areal mit gemeinnützigen Wohnungen überbauen zu müssen (wir berichteten). Jetzt ist klar: Die Reformierten werden gegen die BZO-Änderung Einsprache machen. «Für uns ist die Vorgabe in der BZO nach wie vor eine Einschränkung», begründet Kirchgemeindepräsidentin Marlene Odermatt. Mit der Einsprache will sich die Kirchgemeinde gleichzeitig etwas Zeit verschaffen, um abzuklären, was die neue «Gemeinnützigkeits-Klausel» für die künftige Entwicklung der Würzenbachmatte konkret bedeuten würde.
Denn der Stadtrat denkt zurzeit nicht daran, die BZO-Änderung rückgängig zu machen. Und für die Stadt ist auch klar, was die Klausel im Detail bedeutet: Die Reformierte Kirchgemeinde kann nicht als gemeinnütziger Wohnbauträger gelten und erfüllt damit die Kriterien als Bauherrin nicht. Hingegen könnte sie das Areal entweder an eine Wohnbaugenossenschaft verkaufen oder im Baurecht abgeben. Deborah Arnold, Leiterin Stadtplanung, sagt dazu: «Es sind verschiedene Kooperationsmodelle denkbar. Dass dies funktioniert, zeigt das EWL-Areal.» Auf dem EWL-Areal im Tribschen sollen neben dem neuen Sicherheitsstützpunkt auch gemeinnützige Wohnungen entstehen. Die Stadt baut diese aber nicht selber, sondern in Kooperation mit der Wohnbaugenossenschaft ABL, welche quasi als Garant dafür steht, dass die Wohnungen nicht gewinnorientiert vermietet werden. Ein solches Modell wäre gemäss Arnold auch für die Würzenbachmatte denkbar.
Nun ist es aber so, dass bei der Reformierten Kirchgemeinde bereits vor Bekanntwerden der BZO-Änderung Pläne für Alterswohnungen bestanden. Deborah Arnold betont, dass diese Pläne nicht im Widerspruch stehen müssen zur Gemeinnützigkeit: Auch Wohnbaugenossenschaften könnten Alterswohnungen bauen. Ein Beispiel ist das Projekt Lindenpark der Genossenschaft Wohnen im Alter Kriens. Arnold sagt auch, die Stadt sei bestrebt, mit den Reformierten eine einvernehmliche Lösung zu finden. Am Dienstag fand eine gemeinsame Sitzung statt, an der gemäss Rückmeldungen von beiden Seiten die Wogen bereits etwas geglättet werden konnten.
Dennoch: Bis zu einem Kompromiss ist es noch ein weiter Weg, sind doch die Sichtweisen auf beiden Seiten stark unterschiedlich. Die städtische Baudirektorin Manuela Jost (GLP) sagte bereits früher gegenüber unserer Zeitung, dass die Stadt den Reformierten nicht nur Forderungen auferlege, sondern ihnen auch einiges biete – namentlich eine Umzonung in die Wohnzone plus eine höhere Bebauungsdichte. Marlene Odermatt überzeugt dieses Argument allerdings nicht: «Auch wir bieten der Stadt viel: Zum Beispiel, dass wir alle Optionen prüfen, damit dringend benötigte Alterswohnungen im Würzenbachquartier gebaut werden können – und dies auf einem Grundstück an bester Lage.»