Die Wahlen 2015 versprechen hoch spannend zu werden. Um den frei werdenden Sitz von Yvonne Schärli (SP) könnten bis zu vier Parteien kämpfen.
Sie sei weder amtsmüde noch fehle ihr die Energie für eine vierte Amtszeit. Yvonne Schärli, eben 62 geworden und 2003 als erste SP-Frau im zweiten Wahlgang in den Regierungsrat gewählt worden, gab sich gestern Morgen bei der Ankündigung ihres Rücktrittes auf Ende Juni 2015 auffallend locker. Schärli erzählte während 35 Minuten, wie sehr sie die Zeit in der Regierung geschätzt habe, wie gut sie von ihren Kollegen unterstützt worden sei, wie viele Reformen sie im Justiz- und Sicherheitsdepartement angepackt habe und wie wichtig ihr der Draht zum Volk gewesen sei. «Ich stamme aus einer sehr einfachen Arbeiterfamilie. Darum ist mir der Kontakt zum Volk leicht gefallen», sagte die Politikerin, die ihre Zukunft als «komplett offen» bezeichnet (siehe «Nachgefragt» unten).
Offen ist auch, wer Schärli im fünfköpfigen Regierungsrat beerben wird. Ob die SP ihren Sitz verteidigen kann, hängt nämlich nicht nur von der Person ab, welche die Genossen am 22. November zur Kandidatin küren, sondern auch von den Politikern, die SVP, Grüne und GLP portieren. Sicher ist, dass die SP-Basis Ende November aus drei Anwärtern auswählen kann, wie Parteipräsidentin Felicitas Zopfi – selber eine mögliche Kandidatin – auf Anfrage sagt. Um wen es sich handelt, will die Parteileitung heute Morgen öffentlich machen. Im Gespräch sind neben Zopfi die Kantonsratsmitglieder Susanne Truttmann, Trix Dettling und Giorgio Pardini, die frühere Fraktionschefin Silvana Beeler Gehrer und die ehemalige Krienser Gemeindepräsidentin Helene Meyer-Jenni.
Noch nicht so weit ist die SVP. Laut Parteipräsident Franz Grüter finden die Hearings mit möglichen Kandidaten im August statt. Bis jetzt ihr Interesse angemeldet haben Kantonsrat Armin Hartmann und Vizepräsident Urs Liechti. Grüter sagt, dass die SVP «völlig unabhängig von irgendwelchen Konstellationen antreten» werde. «Als zweitstärkste Luzerner Partei gehören wir in die Regierung», findet Grüter. Die Nominationsversammlung der SVP findet am 28. August statt.
Unter Druck gerät die SP aber nicht nur von rechts, sondern auch von links. «Ganz sicher» antreten würden die Grünen, sagt Co-Präsidentin Katharina Meile. Fraktionschef Nino Froelicher sei mit fünf Personen im Gespräch. Laut Froelicher kommunizieren die Grünen ihre Strategie für die Regierungsratswahlen Ende dieser Woche. Nicht auf dem Kandidatenkarussell sitzen Froelicher, Meile und der Luzerner Stadtrat Adrian Borgula, der 2011 als Regierungsrat kandidierte.
Weitere Konkurrenz erhält die SP möglicherweise von der GLP. Die Grünliberalen würden sich eine Kandidatur «sehr ernsthaft überlegen», sagt Parteipräsidentin Laura Kopp. Im Vordergrund stehe aber die Verteidigung des Nationalratssitzes im Herbst 2015.
Davon ausgehen kann man dafür, dass die vier Kollegen von Yvonne Schärli alle wieder antreten werden: Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf sowie Bildungs- und Kulturdirektor Reto Wyss für die CVP, Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdirektor Robert Küng für die FDP und Finanzdirektor Marcel Schwerzmann als Parteiloser. Der erste Wahlgang 2015 findet am 29. März statt, der zweite am 10. Mai.