2000 bis 3000 Tauben leben in der Stadt Luzern. Die Behörden wollen den Bestand mit Kampagnen gegen das Füttern in Grenzen halten. Dennoch sind auch in der Stadt Taubenjäger aktiv.
Sie gehören zu jeder grösseren Stadt und werden despektierlich die «Ratten der Lüfte» genannt. Die Rede ist von Tauben. In Luzern hat der Bestand seit der Jahrtausendwende (7000 Tiere) stark abgenommen und erreichte im Jahr 2006 seinen Tiefststand mit nur noch 1000 Tauben. Erreicht wurde dies mit Informationskampagnen für die Bevölkerung und Abschüssen. Seit 2007 werden in der Stadt Luzern keine Tauben mehr geschossen. Der Bestand ist seither wieder auf 2000 bis 3000 Tiere gestiegen und ist seit rund einem Jahr ziemlich stabil.
Besteht ein Zusammenhang zwischen den 2006 gestoppten Abschüssen und der Zunahme der Population seit 2007? Monika Keller von der Dienstabteilung Umweltschutz der Stadt Luzern verneint dies: «Man hat 2006 nur noch einen Drittel so viele Tauben getötet wie im Jahr 2000.» Trotzdem habe der Bestand in diesem Zeitraum abgenommen. Als Hauptgrund für den Anstieg seit 2007 ortet sie eine höhere Anzahl von Futterquellen. Keller nennt hier als Beispiel neue Take-aways in der Stadt. Es sei wissenschaftlich belegt, dass der Taubenbestand hauptsächlich vom Futterangebot abhängig ist.
Die Schweizer Städte verfolgen unterschiedliche Ansätze, um die Population zu kontrollieren. Für den Zürcher Wildhüter This Schenkel gehört neben der Aufklärung oder Brutkontrolle in Taubenschlägen auch das Abschiessen der Tiere als letztes Mittel dazu. Monika Keller sagt zum Abschiessen von Tauben: «Seit 2006 hat in Luzern niemand mehr Tauben geschossen, und mittelfristig wird sich daran auch nichts ändern.» Sie erachtet das Mittel des Abschusses als wenig praktikabel. «Wenn genug Futter vorhanden ist, nützt Abschiessen nur sehr kurzfristig.» Denn dann bleibe mehr Futter für die restlichen Tauben, die sich dann wiederum sehr schnell vermehren könnten. So erhole sich die Population rasant wieder. Aufwand und Ertrag stimmten nicht überein.
Die Stadt Bern geht seit 2011 einen anderen Weg: Die männlichen Tiere werden sterilisiert. Doch für Monika Keller ist der Aufwand dafür zu gross. Um eine Wirkung zu erzielen, müssten 90 Prozent der Männchen sterilisiert werden, das Einfangen sei jedoch schwierig. Bern habe zudem eine viel kleinere Population als Luzern – laut neusten Zählungen rund 1000 Tiere.
Bei der Stadt Luzern setzt man auf Öffentlichkeitsarbeit. Im Taubenschlag im Rathausdach bietet die Stadt Führungen an, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Auch führt sie immer wieder Plakatkampagnen durch, die an Einheimische und Touristen appellieren, die Tauben nicht zu füttern. Die Wirksamkeit solcher Kampagnen lässt sich aber nur schwer messen. Keller: «Der Aufwand, um eine verlässliche Aussage zu erhalten, wäre unverhältnismässig gross.» Man müsste messen, ob die Futtermenge mit Verlauf der Kampagne abnimmt. Dafür seien schlicht keine Ressourcen vorhanden.
Während die Stadt Luzern also davon absieht, setzen die SBB auf das Abschiessen als letztes Mittel zur Minimierung des Taubenbestands in ihren Bahnhöfen. Diese bieten laut Mediensprecher Daniele Pallecchi einen idealen Lebensraum für Tauben. In zu grosser Zahl könnten sie zu einem hygienischen Problem werden. Pallecchi: «Die Abschüsse finden nur in Nachtstunden statt, wenn keine Passagiere den Bahnhof frequentieren.» Die SBB verfügen dazu über einen speziell ausgebildeten Taubenjäger. Im Bahnhof Luzern werden die Tauben im Rhythmus von etwa drei Monaten geschossen.
Noah Knüsel