Trotz kaltem Nass sind gestern rund 40 Kinder und Jugendliche mit ihren Seifenkisten um die Wette gerast. Spass für die einen, ernster Sport für die anderen.
Der Regen tropft von den Zelten, während die Seifenkistenliebhaber darunter ihren Gefährten den letzten Schliff verpassen. Die Fahrzeuge werden gegenseitig begutachtet. Man kennt sich im Fahrerlager auf dem Messegelände der Allmend. Warm und wasserfest gekleidet macht sich dort jeder in seinem eigenen Zelt für das grosse Rennen bereit. Aus dem Lautsprecher dröhnt Rockmusik und begleitet die jungen Rennfahrer auf ihrem Weg zur Piste, während in den Zuschauerreihen Diskussionen über Fahr- und Trainingstechniken entfachen. Die jungen Flitzer und ihre Eltern sind aus der gesamten Schweiz angereist, um mitten im Regen während ein paar Sekunden ihr Bestes zu geben.
Auch die Brüder Gino und Gianni Taveri aus Richterswil am Zürichsee sind bald am Start. Dabei ist das Wetter für sie kein Hindernis: «Ich bin auch im Regen gut,» meint der 11-jährige Gino, dessen Ziel es ist, Schweizer Meister zu werden. «Das ist kein Schönwettersport», bestätigt sein Vater, während er gerade die Bremsen befestigt. Dies, obwohl Gino sie einige Minuten später nicht zu gebrauchen scheint.
Die Helmkamera montiert, die Skibrille aufgesetzt und die Hände am Steuer: Es kann losgehen. Vor ihm liegt die rund 300 Meter lange Strecke mit Hindernissen und Törchen, die es zu durchfahren gilt. Zu beiden Seiten stehen Zuschauer, welche die Strecke genauso gut kennen wie er, der sie übungshalber ein paarmal abgefahren ist. Weiter unten stehen irgendwo sein Vater und sein Bruder Gianni, die erwartungsvoll hochblicken. Und plötzlich rast er los in der polierten Kiste, die allein durch Hangabtriebskraft bewegt wird. Furchtlos bezwingt er die Strecke mit all ihren Hindernissen im strömenden Regen. Die andern tun es ihm nach: Wie kleine Profis rasen die rund 40 Kinder und Jugendlichen im Alter von 7 bis 16 Jahren zwischen den Zuschauern hindurch. Angst scheint an diesem Anlass kein Thema zu sein. Die Schwierigkeit bestünde darin, richtig zu reagieren, wenn man ins Schleudern gerät, erklärt Gino nach vollbrachter Leistung. «Dann passiert auch nichts,» grinst er. Neben ihm die kleine Rahel Häberlin aus Happerswil, die mit ihren drei Geschwistern am Rennen teilnimmt. Sie hat es zwar verpasst, alle Hindernisse zu umfahren, ist aber dennoch zufrieden mit ihrer Leistung. «Mir geht es um den Spass,» meint Rahel schüchtern.
Wer aber glaubt, bei einem Seifenkistenrennen auf ein paar Bastelfreaks zu treffen, liegt falsch. Beim gestrigen Rennen wurde schnell klar: Hier geht es nicht bloss um Spass, es ist eine regelrechte Sportart. «Ich trainiere mehrmals die Woche,» erklärt Gino. Auch die Kommentare aus dem Publikum weisen darauf hin, dass es sich hier um etwas ernst zu Nehmendes handelt: «Wer sein Fahrzeug nicht richtig beherrscht, schafft es nicht sauber bis zum Ziel», kommentiert ein Zuschauer. «Das ist Können und resultiert aus hartem Training». Klar ist: Wer mit einer solchen Geschwindigkeit den Hügel hinunterrast, muss wissen, was er tut. Nicht ohne Grund werden die Seifenkisten jahrelang bis zur Perfektion hin bearbeitet. Und die jungen Lenker auf jede Situation vorbereitet.
Weitere Bilder vom Seifenkistenrennen finden Sie unter www.luzernerzeitung.ch/bilder