Reuss-Renaturierung: Luzerner Bauern wettern gegen den Kanton

Der Luzerner Bauernverband lehnt auch das überarbeitete Hochwasserschutzprojekt Reuss ab – und kritisiert den Kanton scharf. In einem Punkt sind die Landwirte jedoch glücklicher als auch schon.

Lukas Nussbaumer
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So soll sich die Reuss bei Gisikon-Root dereinst ausbreiten können. (Bild: PD)

So soll sich die Reuss bei Gisikon-Root dereinst ausbreiten können. (Bild: PD)

Weiterer Rückschlag für das Mammutprojekt Hochwasserschutz und Renaturierung Reuss: Der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband kritisiert die Anfang September vom Kanton Luzern präsentierte überarbeitete Version scharf. Mit dem Projekt werde zu viel Kulturland verbraucht, und es würden verbindliche Aussagen über den Realersatz und die Dienstbarkeiten für die Bauern fehlen, schreibt der Verband in seiner Stellungnahme.

Bei einer Entschädigung von nur 9 Franken pro Quadratmeter enteignetem Land könne von einer Schenkung gesprochen werden, heisst es im Schreiben weiter.

Kantonsrat wies erstes Projekt zurück

Es sind nicht die ersten Vorbehalte, die gegenüber dem 195 Millionen Franken teuren Projekt gemacht werden. So wies der Kantonsrat die erste Version im September 2016 zurück, nachdem es zuvor Einsprachen gehagelt hatte.

In der Folge durchleuchteten Experten das Vorhaben – und sie kamen unter anderem zum Schluss, dass die Kosten um 19 Millionen steigen. Stand jetzt, wird der Bund zwischen 77 und 80 Prozent davon übernehmen. Den Rest teilen sich der Kanton und die Gemeinden, wobei letztere rund 60 Prozent des übrig bleibenden Betrags zahlen sollen. Die Volksabstimmung ist 2021 geplant.

Vorwurf: Folgekosten werden unterschätzt

Passt der Kanton sein bereits einmal überarbeitetes Projekt nicht weiter an, werden die Bauern die Nein-Parole beschliessen. «Wir werden das Projekt bekämpfen und unsere Gründe dafür kundtun», sagt Verbandspräsident Jakob Lütolf auf Anfrage.

Neben dem zu hohen Kulturlandverbrauch von knapp 30 Hektaren und fehlenden Aussagen zum Realersatz moniert Lütolf auch, dass die Folgekosten unterschätzt würden und das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht stimme. Der frühere CVP-Kantonsrat aus Wauwil will die Vorbehalte nicht als Kritik am Hochwasserschutz verstanden wissen. «Dagegen haben wir nichts. Doch was der Kanton vor hat, ist primär ein Renaturierungsprojekt.»

Der Verband stelle auch ein grosses wirtschaftliches Interesse an der Projektplanung und -ausführung fest. Das bewegt Lütolf zur Aussage: «Die Planer und Ingenieure haben wenig Interesse daran, das Projekt zu redimensionieren.» Um die Pläne des Kantons realisieren zu können, müssen 30 Bauern und 20 Waldbesitzer Landflächen abgeben, was teilweise existenzbedrohend ist.

«Der Umgang mit den Grundeigentümern war zu Beginn des Projekts hochnäsig.»

Jakob Lütolf,


Präsident Luzerner Bauernverband

Kommunikation mit Grundeigentümern besser

Wie belastet das Verhältnis zwischen den Betroffenen und dem Kanton ist, zeigt eine andere Passage aus der gestern in einem Newsletter veröffentlichten Stellungnahme: «Wir hätten es sehr begrüsst, wenn die Dienststelle oder sogar der zuständige Regierungsrat Robert Küng das eigene Kommunikationsverhalten in der Vergangenheit kurz reflektiert hätten.»

Auf Anfrage konkretisiert Lütolf: «Der Umgang mit den Grundeigentümern war zu Beginn des Projekts hochnäsig. Sie wurden zudem erst am Schluss beigezogen.» Durch den vor einem Jahr als Vermittler eingesetzten Stefan Moser vom Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung in Hohenrain hat sich die Kommunikation laut Lütolf jedoch «klar verbessert».