Eine Gondelbahn für Weggis. Das war bisher der Stand des Projekts für den Ersatz der in die Jahre gekommenen Pendelbahn auf Rigi Kaltbad. Garaventa prüft nun mit den Rigi Bahnen eine Weltneuheit.
Die Pendelbahn Weggis-Rigi Kaltbad ist seit über 50 Jahren in Betrieb, und sie ist am Ende ihrer technischen Lebensdauer. Die Konzession konnte um drei Jahre verlängert werden. Dies verschafft der Rigi Bahnen AG Luft, um ein neues Bahn-Projekt von Weggis nach Kaltbad zu projektieren und zu bauen. Bisher ging man davon aus, dass eine Gondelbahn als Ersatz der heutigen Pendelbahn gebaut werden könnte. Davon gingen auch die mehrere Hundert Besucherinnen und Besucher der in der Mehrzweckhalle Sigristenhofstatt einberufenen Informationsveranstaltung vom Dienstag aus.
21 komfortable Gondeln mit zehn Sitzplätzen sollte die neue Gondel-Umlaufbahn bieten. Diese nicht in allen Teilen bei der Bevölkerung mitgetragene Variante – das stellte sich auch am Dienstagabend heraus – «wäre aber bisher die beste mögliche Lösung als Ersatz der Pendelbahn. Jedenfalls ist die Rigi Bahnen AG bestrebt, als Ersatz eine solche Bestvariante zu finden», sagte Verwaltungsratspräsident Karl Bucher.
Es überrascht kaum, wenn schon bald von einer erneuten Weltneuheit gesprochen werden kann. «Wir lassen eine neue Bahnvariante prüfen, mit welcher uns der Verein Pro Rigi konfrontiert hat», sagte der Projektverantwortliche der Rigi Bahnen, Jörg Lustenberger, am Dienstagabend. Es handelt sich um eine 3S-Light-Gondel-Umlaufbahn. Eine Gondelbahn also, die auf zwei Tragseilen und einem Zugseil läuft. «Bisher gibt es weltweit keine solche Bahn. Wir haben aber die Idee mit dem Seilbahnhersteller Garaventa besprochen. Jetzt wird eine Machbarkeit erarbeitet», so Jörg Lustenberger weiter. Das Prinzip ist ähnlich wie bei einer herkömmlichen 3S-Gondelbahn. Die Gondeln und die Dimensionen sind aber kleiner, light eben.
Ein 1:1-Ersatz der heutigen Pendelbahn würde Kosten von rund 20 Millionen Franken verursachen. Ein kompletter Neubau der Pendelbahn etwa 30 Millionen Franken. Eine reine 3S-Bahn mit enormen Kapazitäten kostete rund 45 Millionen Franken. «Das ist für uns eine Nummer zu gross. Auch eine Pendelbahn kommt nicht infrage», liess Jörg Lustenberger durchblicken. Es gäbe also nur noch zwei Varianten, ein ersatzloser Rückbau, was nicht zur Diskussion steht und die bisher vorgeschlagene Gondelbahn für rund 20 Millionen Franken. Seit Dienstagabend ist aber jetzt auch die Variante 3S-Light im Gespräch. Urs Wullschleger, Mitglied des Verwaltungsrates der Rigi Bahnen AG, findet die Variante interessant. «Allerdings gehe ich persönlich davon aus, dass sie etwa 15 Millionen Franken mehr kostet als die reine Gondelbahn.»
Aus der Bevölkerung wurden gestern zahlreiche Fragen gestellt, aber auch Ängste waren vorhanden. So etwa war die Meinung, dass mit einer neuen Bahn die Kapazitäten mehr als verdoppelt würden, was einem massvollen touristischen Wachstum gemäss Rigi Charta widersprechen würde. Andererseits wurde der öffentliche Nutzen der Rigi Bahnen allgemein infrage gestellt. Karl Bucher konnte aber alle Bedenken ausräumen und klare Antworten nach heutigem Wissensstand präsentieren. Auch dem Landschaftsschutz und dem Verkehr sowie der Anbindung an den öffentlichen Verkehr werde Beachtung geschenkt.
Die weiteren Schritte: Es erfolgt bald die Umweltverträglichkeitsprüfung, eine Zonenplananpassung in der Gemeinde Weggis. Ab Herbst 2021 wird gebaut, und ab Sommer 2022 soll die neue Bahn dann fahren. Welche, ist derzeit noch offen.