Weil die Fasnacht 2021 nicht stattfinden konnte, deponierten damals Unbekannte einen Sarg beim Fritschibrunnen. Dieser wird jetzt Geld in die Luzerner Staatskasse bringen.
Am 11. Februar 2021, dem Schmutzigen Donnerstag, tobten nicht Tausende rund um den Fritschtibrunnen im Fötzeliregen. Nein, es herrschte eher Friedhofstimmung: Weil die Fasnacht abgesagt wurde, deponierte jemand einen Sarg, ein paar Gedenkkerzen und ein Blumengesteck vor dem Fritschibrunnen. Auf dem Kapellplatz lag Schnee. Das Bild mit dem Sarg ging durch die lokalen Medien und wird in die Luzerner Fasnachtsgeschichte eingehen.
An diesem für die Fasnächtler traurigen Tag wurde der Sarg dann irgendwann von der Polizei entfernt, und wohl niemand hätte gedacht, dass er ein zweites Mal Schlagzeilen machen würde. Ein Jahr lang war er irgendwo auf dem Fundbüro der Luzerner Polizei eingemottet, und weil sich kein Besitzer meldete und den Sarg zurückwollte, wird er nun versteigert, wie am Donnerstag bekannt wurde. Wie es beim Fundbüro am Freitag auf Anfrage hiess, habe man es vorgezogen, auf Ricardo vielleicht nach einem neuen Besitzer zu suchen, statt den Sarg mühsam entsorgen zu müssen. Immerhin misst dieser 130 mal 57 Zentimeter.
Als Startpreis wurden zehn Franken ausgerufen. Das Fundbüro bewirbt den Sarg so:
«Brauchen Sie noch einen schrillen Fasnachtsgegenstand? Voilà, wir haben einen Sarg aus Sperrholz und Traggriffen für Sie.»
Um den Fasnachtssarg («Zustand: gebraucht») tobt nun auf Ricardo ein Bieterkrieg, der Startpreis wurde bis am Freitag um 16.30 Uhr in 20 Schritten immerhin um das Dreifache in die Höhe getrieben. Der Erlös wird übrigens nicht für einen klassischen «guten Zweck», etwa für ein Hilfsprojekt oder etwas Ähnliches, verwendet, wie man vermuten könnte. Sondern die Summe, welche der Lozärner Fasnachtssarg erzielen wird, fliesst humorlos in die Staatskasse des Kantons Luzern.
Genau wie der Erlös vieler anderer Gegenstände auch, welche das Fundbüro der Luzerner Polizei als gewerblicher Anbieter auf Ricardo versteigert. Seit Dezember 2020 nämlich bietet dieses Gegenstände, die nicht abgeholt werden, auf Ricardo an; vor Corona wurden Fundgegenstände noch vom Betreibungsamt vor Ort versteigert. Im Jahr 2020 nahm das Fundbüro total 104'000 Franken ein, wie aus dem Geschäftsbericht 2020 der Luzerner Polizei hervorgeht.
Wenn wir schon bei diesem Geschäftsbericht sind, sollte folgendes bemerkenswertes Detail nicht unerwähnt bleiben: Das Fundbüro teilt in diesem Bericht unter anderem auch mit, dass 2020 die Anzahl der registrierten Fundsachen zwar um 944 Gegenstände zurückging, die Gebühreneinnahmen sich im Vergleich zum Vorjahr aber dennoch im Gleichgewicht hielten. «Ein Grund dafür war unter anderem, dass wegen der Maskentragepflicht etliche sehr teure Hörgeräte verloren gingen, im Fundbüro abgegeben wurden und vermittelt werden konnten», steht dort geschrieben.
Zurück zum Fasnachtssarg. Dieser symbolisiert die abgesagte Fasnacht 2021. Die Fasnacht 2022, mit dem Urknall am 24. Februar 2022 soll ja stattfinden, da sind sich alle Fasnachtsgewaltigen einig. Wetten, dass der Fasnachtssarg dann seinen dritten grossen Auftritt haben wird, in welcher Form auch immer?