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Nach vier Jahren gibt Roland Fischer das Präsidium der Grünliberalen ab. Er will sich im Nationalrat vermehrt der Aussenpolitik widmen.
Roland Fischer war schon ein Grünliberaler, als es die Partei im Kanton Luzern noch gar nicht gab. «Ich bin den Grünliberalen im Kanton Zürich beigetreten, als diese gegründet wurde», sagt er. Bei der Gründung der Luzerner Kantonalsektion im Jahr 2008 war Fischer mit von der Partie. Kein anderer Politiker der Luzerner Grünliberalen hat die Partei so geprägt wie der 55-jährige Udligenswiler.
2016 hat Fischer das Präsidium der Kantonalpartei übernommen. Jetzt, vier Jahre später, ist Schluss. «Nach vier Jahren ist ein Wechsel gut. Das bringt neue Ideen und frischen Wind», sagt er. Für den Dozenten an der Hochschule Luzern ist die Abgabe des Parteipräsidiums auch ein kleiner Abschied von der kantonalen Politik. «Als Präsident hat man gemeinsam mit der Kantonsratsfraktion eine prägende Funktion», sagt er.
Dennoch betont Fischer: «Nationale und kantonale Politik sind sehr stark vernetzt, gerade im Finanzbereich.» Dort hat Fischer, der 2019 nach vier Jahren Abstinenz wieder in den Nationalrat gewählt wurde, in Bern wiederum seinen Aufgabenbereich. Seine Affinität für das Thema ist bekannt, schliesslich hat er während über zehn Jahren bei der eidgenössischen Finanzverwaltung gearbeitet und war entscheidend in die Ausarbeitung des Neuen Finanzausgleichs involviert.
Im Nationalrat will Fischer sein Tätigkeitsfeld aber über die Finanzpolitik hinaus erweitern. Er ist jetzt Mitglied der aussenpolitischen Kommission. Sein bisher einziger Vorstoss betrifft die Europapolitik. Doch bei diesem einen Vorstoss wird es nicht bleiben. «Das Coronavirus kam mir dazwischen, es liegen noch ein paar Vorstösse bereit», sagt Fischer, der aber klarstellt: «Vorstösse müssen eine gute politische Basis haben. Qualität geht vor Quantität.»
Fischers Bilanz als Präsident der Grünliberalen Luzern fällt durchaus positiv aus. Bei den Kantonsratswahlen 2019 konnte die Partei ihre Anzahl Mandate von fünf auf acht Sitze verbessern. 2015 hatten die Grünliberalen noch einen Sitz verloren. «Das Auf und Ab ist stark der Konjunktur der jeweils im Wahlkampf dominierenden Themen geschuldet», glaubt Fischer. 2011, als die Grünliberalen erstmals bei Kantonsratswahlen antraten und auf Anhieb sechs Sitze holten, war die Atomkatastrophe von Fukushima das bestimmende Thema und hat den grünen Parteien Sitzgewinne beschert. «2015 stand eher im Zeichen der Eurokrise und der steigenden Flüchtlingszahlen», so Fischer. 2019 standen dann wieder die grünen Themen im Vordergrund.
Also werden die Grünliberalen vor allem als grüne Partei wahrgenommen? «Wir haben eine hohe Wirtschaftskompetenz», sagt Fischer. Leider sei das bei den Wählern nicht immer angekommen. «Das hat sich mittlerweile geändert», glaubt Fischer, der in sich selber den typischen grünliberalen Politiker sieht. «Für mich steht die Verbindung zwischen Wirtschaft und Umwelt im Zentrum», sagt er. «Für mich war politisches Engagement immer verbunden mit einem Engagement für die Umwelt und die Natur. Auf der anderen Seite bin ich ein überzeugter Liberaler, was sowohl Wirtschaft als auch Gesellschaft angeht.»
Die aktuelle Themenkonjunktur lässt sich auf ein Wort herunterbrechen: Coronavirus. Fürchtet Fischer, dass deshalb grüne Themen in den Hintergrund treten? «Das wäre vor allem eine Gefahr für das Klima. Meine Sorge gilt weniger der Partei, sondern der Sache.» Beim Wiederaufbau der Wirtschaft müssten klimapolitische Akzente gesetzt werden, fordert Fischer. «Da bringen wir Kompetenzen mit, da wir beide Anliegen gut kombinieren können.» Der Luzerner Regierung stellt der Noch-Präsident der Grünliberalen in der Krise ein gutes Zeugnis aus, «vor allem im gesundheitspolitischen Bereich», wie er präzisiert. Er hätte sich aber gewünscht, dass der Regierungsrat in Branchen wie Tourismus und Gastronomie, die für die Luzerner sehr wichtig seien, die «Lücken des Bundesprogrammes» geschlossen und damit selber aktiv geworden wäre.
Und welches Zeugnis stellen andere Parteipräsidenten dem abtretenden Chef der Grünliberalen aus? SP-Präsident David Roth sagt: «Roland schätze ich als freundlichen und lockeren Präsidiumskollegen. Den offenen und transparenten Umgang, den wir gepflegt haben, hat trotz politischen Differenzen immer auch wieder eine Zusammenarbeit ermöglicht.» Er habe allerdings bedauert, dass sich die GLP unter Fischer «dem Abbaukurs der Luzerner Regierung» angeschlossen habe. CVP-Präsident Christian Ineichen beschreibt Roland Fischer folgendermassen: «In der Tonart stets moderat, korrekt und freundlich, mehr Technokrat als Pragmatiker. Oder anders gesagt: Online-Kommunikation und Excel-Tabellen sind ihm lieber als handfeste Politik im Direktkontakt.»
Fischer glaubt, dass die GLP im Kanton Luzern «mittlerweile etabliert» sei. Das zeige sich unter anderem daran, dass die Grünliberalen inzwischen auch in allen Kommunalparlamenten vertreten sind. Und jetzt soll eine Doppelspitze auf das grünliberale Aushängeschild Roland Fischer folgen: Der Parteivorstand hat einstimmig Riccarda Schaller (43) und Michel Rudin (34) als Nachfolger vorgeschlagen. Gewählt werden die beiden am 20. April – bei einer Online-Mitgliederversammlung.