Die Realisierung des Dorfkerns West sorgt für Diskussionen und Emotionen. Jetzt mischt beim Abstimmungskampf noch ein weiterer Player mit.
Ernesto Piazza
ernesto.piazza@luzernerzeitung.ch
Diverse Gäste sitzen an diesem Morgen im Café Chrämerhus. Dazu gehören auch drei Mitglieder der neu gegründeten IG Dorf. Sie haben die Örtlichkeiten für diesen Termin passend gewählt. Spielt das Chrämerhus beim 15,3-Millionen-Franken-Kredit für die geplante Überbauung Dorfkern West doch eine zentrale Rolle (wir berichteten).
Die momentan rund 15 Personen umfassende Gruppierung hat sich zum Ziel gesetzt, «die ganzen Diskussionen um das Projekt zu versachlichen», sagt Franzsepp Erni, Präsident der CVP-Ortspartei. Denn immer wenn es in den letzten Jahren um die künftige Gestaltung des Dorfkerns West ging, kochten die Emotionen hoch. Bereits am 3. März 2013 hatten die Stimmbürger für den Dorfkern West einem Planungskredit von 455 000 Franken zugestimmt. Am 26. November nun befinden die Stimmbürger an der Urne über dieses Projekt. Am Freitag, 8. September, veranstaltet die IG Dorf dazu als «Beitrag zur Meinungsbildung», wie sie in einem Flyer schreibt, eine öffentliche Projektinformation.
«Es ist viel schlechte Stimmung gemacht worden», erklärt Xandi Weingartner, der ebenfalls der IG-Kerngruppe angehört. «Das Bauvorhaben ist weder ein Schlössli für den Gemeinderat noch ein Denkmal für deren Präsidenten Leo Müller. Es geht vielmehr um ein Zukunftsprojekt, speziell für unsere Jugend», so Erni. Natürlich sei die ganze Finanzierung ein Knackpunkt, weiss auch der CVP-Präsident. «Das Chrämerhus ist bestimmt ein Zankapfel», fügt Weingartner an. Doch der Gemeinderat habe klar aufgezeigt, dass Ruswil das Bauvorhaben stemmen könne – und dies mit den Auflagen des Denkmalschutzes, betont Erni. Auch bei den beiden Häusern, welche zur Realisierung abgerissen werden müssen, seien die Preise für alle Grundstücke in den Sektoren Dorfkern Ost (siehe Kasten) und West nach einheitlichen Kriterien geschätzt und die Übernahmebedingungen mit allen Grundstückeigentümern im Voraus festgelegt worden», sagt mit Walter Moser ein weiteres IG-Mitglied. Dieses sieht beim Bau eines neuen Gemeindehauses auch die gemeindeeigene Parzelle an der Rosswöschstrasse nicht als «wirkliche Alternative.» An dem Standort müsste noch eine Parzelle zugekauft werden, und «auch dort wären gestalterische Vorschriften zu beachten», so Moser. Vielmehr sieht Erni im Projekt «eine Gelegenheit, den Dorfkern West mit einem Dienstleistungsangebot und der Ansiedlung von Gewerbe aufzuwerten».
Mit Ueli Zihlmann, Leiter Bau und Infrastruktur der Gemeinde Ruswil, Hans-Peter Ryser, Denkmalpfleger, Harri Verhofnik vom Projektsieger-Architekturbüro Lussi+Partner AG in Luzern und Lotti Stadelmann, Gemeinderätin Ressort Finanzen, sind morgen vier Referenten vor Ort. Zudem bietet sich die Gelegenheit, Fragen zum Projekt zu stellen.
Und welche Resonanz erwartet die sowohl politisch wie auch wirtschaftlich abgestützte IG Dorf vom Anlass? Das sei schwer abzuschätzen, erklärt Weingartner. «Wir hoffen vor allem auf intensive Diskussionen – auch mit Gegnern des Projekts.» Die Interessengemeinschaft will zudem die restliche Zeit bis zur Abstimmung über den 15,3-Millionen-Kredit für den Dorfkern West nutzen, «um für das Projekt zu ‹wirbeln›», so Franzsepp Erni. «Denn jetzt ist es definitiv an der Zeit, dass es damit vorwärtsgeht.»
Hinweis
Der Anlass der IG Dorf startet am 8. September um 9.30 Uhr auf dem Dorfplatz Ruswil. Der Abschluss ist um 11.30 Uhr im Chrämerhus.