Das Wettlaufen der Luga-Säuli ist das Messespektakel schlechthin. Doch das Leben ist leider kein Säuli- beziehungsweise Ponyhof.
Zum Stück «Entrée des Gladiateurs», ein Lied, das meistens im Zusammenhang mit tollpatschigen Clowns gespielt wird, watscheln die sechs Schweinchen Richtung Start und werden in ihre Boxen geschubst. Es handelt sich hier aber weder um Gladiatoren noch um Clowns, sondern um Entlebucher Schweinchen, die in den letzten drei Wochen von Besitzer Bruno Emmenegger trainiert wurden und nun jeden Tag an der Luga um die Wette rennen, als wäre es ihr letzter. «Ich glaube, die Schweinchen machen das gerne», meint Bruno Emmenegger gelassen. Immerhin hätten diese Tiere einen sehr ausgeprägten Spieltrieb, und der kann so genutzt werden. Irgendwie nervös stehen die Tiere in ihren Startboxen, strecken ihre Ringelschwänzchen in die Höhe und geben Quietschtöne von sich. «Sie spüren, dass was geht, sie wollen rennen», erklärt Emmenegger später. Klassisch konditioniert auf das Zirkuslied rennen die Säuli zielstrebig Richtung Fressnapf, über dem gross geschrieben «Ziel» steht.
Die Tiere – unter ihnen übrigens das Schweinchen namens Babe – torkeln über das Hindernis und sind deutlich schneller, als man das von Schweinen denken würde. Sie sind alle weiblicher Natur, «weil die Weibchen ehrgeiziger und zielstrebiger sind», so Emmenegger. Für eine kurze Zeit erzeugen die Musik, die Menschenmenge, der Speaker und die Schweinchen selbst Spannung und Nervenkitzel unter dem Zirkusdach: In der Arena ist während dieser paar Sekunden tatsächlich die Sau los.
Nicht grundlos kommt es zu dieser angespannten Stimmung: Die Zuschauer können auf ihr Favoritensäuli setzen und feuern die Tierchen dann jeweils entsprechend heftig an. Sie klatschen zu Beginn unter Anweisung des Speakers und hoffen darauf, dass jenes Säuli gewinnt, auf welches sie gesetzt haben. Zu gewinnen gibt es jeweils 65 Prozent des Gesamteinsatzes, verteilt unter allen, die auf die selbe Sau gesetzt haben. Der Preis liegt dann jeweils zwischen 10 und 33 Franken.
Doch leider haben diese Säuli nicht so viel Glück wie Babe im Film. Siegerin Mia wird wie alle ihre Gegnerinnen nicht vor dem Schlachthof verschont bleiben: «Das ist ihr besiegeltes Schicksal, so ist das Leben», erklärt Organisator Marcel Roth. Trainer Emmenegger, welcher eher nachdenklich danebensteht, meint mit leiser Stimme: «Mit diesen Schweinchen gehen wir zuvor wenigstens noch an die Luga.»
Seit über elf Jahren zieht die Familie Emmenegger die Schweinchen gross und trainiert sie für die anschliessenden Rennen an der Messe. «Zweimal täglich gehen wir auf die Bahn und üben», erklärt Emmenegger, gerade so, als ob er es ihnen selbst vorzeigen würde. Als Laie kann man sich darunter nicht sehr viel vorstellen, man ist nur immer wieder aufs Neue überrascht, wie schnell die Tiere über die Rennbahn flitzen.
Bildergalerie: Mehr Bilder vom Säulirennen finden Sie auf www.luzernerzeitung.ch/bilder