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Schüler der Kanti Sursee beleidigen Lehrer – Leitung reicht Strafanzeige ein

An ihrem letzten Schultag haben mehrere Schüler der Kanti Sursee ihre Lehrer derart grob beleidigt, dass die Schulleitung sie angezeigt hat. Einem Lehrer unterstellten sie, er würde eine tödliche Krankheit verbreiten.

Lucien Rahm
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Die Kantonsschule Sursee. (Symbolbild: Corinne Glanzmann)

Die Kantonsschule Sursee. (Symbolbild: Corinne Glanzmann)

Eigentlich hätte es ein erfreuliches Ereignis werden sollen, als die diesjährigen Maturanden der Kantonsschule Sursee diesen Monat ihren letzten Schultag feiern. Für vier Schüler hat der Anlass nun womöglich strafrechtliche Konsequenzen.

Im Rahmen der Feier ist es den Schülern grundsätzlich gestattet, an der Schule etwas Klamauk zu veranstalten. Heuer haben es einige jedoch übertrieben, wie Radio SRF am Sonntag berichtete. «Dieses Jahr haben Schülerinnen und Schüler das Fest für Ehrverletzungen gegenüber zwei Lehrpersonen missbraucht», sagt Rektor Christoph Freihofer auf Anfrage.

Lehrperson stecke Schüler in Gaskammern

Konkret hätten vier männliche Schüler in ihren Reden vor rund 700 Mitschülern einen Zusammenhang zwischen einem Lehrer und dem Holocaust hergestellt. In einem Text, der unverändert aus dem Internet übernommen worden ist, habe es geheissen, dass eine Lehrperson Schüler in eine Gaskammer stecke. Einem weiteren Lehrer unterstellten die Schüler, er würde die Krankheit HIV verbreiten. Bereits während des Vortragens im Lichthof hätten die Äusserungen für Konsternation gesorgt, so Freihofer.

Christoph Freihofer, Rektor der Kantonsschule Sursee. (Bild: PD)

Christoph Freihofer, Rektor der Kantonsschule Sursee. (Bild: PD)

Nebst den vier Schülern, welche die Beiträge vorbereitet hätten, sei auch eine Schülerin am Vortragen beteiligt gewesen. Weil sie aber nicht mitvorbereitet habe, werde ihr Mitwirken anders beurteilt.

Gegen die erwähnten Schüler hat die Schulleitung am Montag vier Anzeigen wegen übler Nachrede und Verleumdung eingereicht. «Wir wollten ein deutliches Zeichen setzen, dass wir das nicht akzeptieren», so Freihofer. Dass Schüler wegen ihres Verhaltens angezeigt würden, sei an der Kanti Sursee bisher einmalig. Den Schülern kann damit eine Geldstrafe drohen.

Schüler werden von Maturafeier ausgeschlossen

Die betroffenen Personen seien bereits im Vorfeld von der Schulleitung darüber informiert worden, dass sie angezeigt werden. Von der offiziellen Maturafeier, an der Mitte Juni die Zeugnisse übergeben werden, sind die vier Schüler zudem ausgeschlossen worden. «Dort wollen wir sie nicht dabei haben», so Freihofer. Die Befürchtung der vier Maturanden, komplett von der Schule ausgeschlossen zu werden, trat jedoch nicht ein. Schulisch hat der Vorfall für sie keine Konsequenzen.

Ob sich die Schüler bei den betroffenen Lehrern für ihre Beleidigungen zu entschuldigen versucht haben, wollte Freihofer nicht sagen.

Was die vier Schüler dazu motiviert hat, die zwei betroffenen Lehrpersonen verbal anzugreifen, ist unklar. Eine entsprechende Vorgeschichte zwischen den Lehrern und den Schülern gebe es nicht, so Freihofer. «Das war sehr willkürlich gewählt.»

Auch Weiterverbreiten würde angezeigt

Dass die Maturanden an ihrem letzten Schultag ein paar Sprüche klopfen, gehört grundsätzlich dazu. «Es ist üblich, dass man sich mit einer gewissen Ironie über sich selbst, die Lehrperson oder gemeinsame Erlebnisse lustig macht.» Normalerweise bewegen sich solche Schilderungen aber in einem Rahmen, in dem auch die angesprochene Lehrperson darüber lachen könne, sagt Freihofer.

Bisher seien keine Aufnahmen der Reden im Internet gesichtet worden, so Freihofer weiter. Den Schülern wurde kommuniziert, dass ein Weiterverbreiten besagter Äusserungen ebenfalls zur Anzeige gebracht würde.

Wie sie den letzten Schultag der Maturanden künftig handhaben wollen, werde nun intern diskutiert. Konkrete Ideen gäbe es noch nicht. Damit solche Verstösse künftig vermieden werden können, seien aber Änderungen am Vorgehen nötig.