Mit viel Tränen und Grunzen wurden auf dem Megger Bauernhof die Mutterschweine samt ihren Ferkeln verladen. Eine Familientradition hat nach 200 Jahren ein vorläufiges Ende.
Der Transporter aus der Ostschweiz war um sechs Uhr in der Früh angemeldet. Vor dem Schweinestall stehen Hofers Kinder Balz, Jakob und Belinda.
Die Stimmung ist gedrückt, zwischen dem Vogelgezwitscher ertönt immer wieder ein Grunzen. «Da kommt er, der Transporter», sagt Balz und zeigt auf den schmalen Weg. Die Zufahrt zum Stall ist eng. Zwischen Stall, Wohnhaus und Wiese drängt sich der Tiertransporter und drückt gleich mal einen Dachkännel ab.
«Heute werden acht Mastsauen, ein Eber und fünfzehn Ferkel abgeholt», erklärt Balz mit stockender Stimme. Die Heckklappe wird geöffnet und die Ladefläche mit Streu bedeckt.
Damit keine der Sauen abhaut, werden mit Gittern alle möglichen Fluchtwege versperrt. Nun geht es an die Arbeit. Anhand einer Liste werden die Sauen eingeladen.
Als erste kommen ein Muttertier und der Eber in den Laster.
Nicht alle wollen gleich die steile Rampe nehmen und einsteigen, sie lassen sich Zeit. Es braucht gutes Zureden und feines Futter.
Das Einladen der Sauen dauert gut eine Stunde. Immer wieder quietscht und grunzt es. Dazwischen liebe Worte an die Sauen, untereinander gesprochen wird nicht viel.
Die Familie hat ihre 22 Schweine an andere Betriebe in der Region verkauft, weil sie diese in ihrem Hof Hochrüti nicht mehr halten dürfen. Der Hof liegt zu nahe an den Nachbarhäusern.
Jedes Familienmitglied der Hofers ist in diesem Moment in seiner eigenen Welt und einfach nur traurig. So auch Nelly Hofer, die Mutter von Kaspar Hofer. Die 83-Jährige steht plötzlich vor dem Tiertransporter und erzählt: «Seit ich 18 Jahre alt war, lebe ich hier auf dem Hof. Und über 60 Jahre hatte ich selber die Schweine, und es ging. Und jetzt, kaum ist ein Neuer in die Gegend gezogen, wird gehetzt gegen uns. Das ist doch einfach ungerecht.»
Die Enttäuschung ist gross, zumal der Neuzuzüger vor Jahren noch schriftlich bestätigt habe, der Schweinestall störe ihn nicht. Nelly Hofer schüttelt den Kopf und geht wieder. Derweil werden einzelne Nummern auf der Liste abgehakt, damit auch die richtigen Sauen in der richtigen Reihenfolge eingeladen werden. Bei Hofers hatten sie nicht Nummern, sondern Namen wie Leila, Kiki oder Max.
Die letzten Sauen nehmen ihren Platz im Transporter ein, und die Klappe schliesst sich wieder.
Balz Hofer verabschiedet sich von den Tieren – dann werden die Tiere an ihren neuen Platz gekarrt.
Zurück bleiben die Familie und wenig weitere Tiere, auch diese Sauen werden in den nächsten Tagen abgeholt. Und wie geht es weiter? Ein bewilligungsfähiges Baugesuch liegt zurzeit noch nicht vor. «Jetzt müssen wir Gas geben für den neuen Stall», sagt Kaspar Hofer. Und da geht es ums Geld, um viel Geld. Gerechnet wird für den Stallneubau mit 1,5 Millionen Franken. Dazu wurde online auf der Plattform Rette Hofers Hof ein Spendenkonto eingerichtet.
Der Kanton hat die Gemeinde Meggen aufgefordert, ein Amtsgutachten zur Standortbewertung mit Blick auf die Geruchsausbreitung einzureichen. Dieses Gutachten wurde diesen März verfasst und dem Kanton übergeben. Ob sich dereinst eine einvernehmliche Lösung finden wird, ist nicht absehbar. Klar indes ist, dass einige der Nachbarn in den nächsten Monaten ihre Nasen nicht mehr rümpfen müssen.