Die Innerschwyzer Wetterschmöcker versprechen einen Prachtsommer: Die Hitze lässt das Bier rar werden und Leute im Wasser übernachten.
Wann kommt die erste Hitzewelle? Werden am 1. August Höhenfeuer gezündet? Antworten auf solch brennende Fragen können nur die Wetterschmöcker geben. In der Mehrzweckhalle in Muotathal lauschten an der Frühlingsversammlung gestern Abend mehrere hundert Besucher den Prognosen der sechs bekannten Wetterschmöcker vom Meteorologischen Verein Innerschwyz.
Wer die realen Wetterverhältnisse am exaktesten voraussagt, wird traditionsgemäss mit einem Wanderpreis ausgezeichnet. Horat Martin schwang mit seinen Prognosen für den Winter 2014/15 obenaus. Er gewann schon im letzten Herbst den Preis zusammen mit Holdener Martin und Suter Peter.
Gespannt erwarteten die Anwesenden also die Prognosen des Wettermissionars Horat Martin aus Rothenthurm. Er weckte Hoffnungen auf einen super Frühling. Dieser könnte aber Startschwierigkeiten haben. Anfang Mai sei es «noch nicht besonders frühlingshaft», um die Mitte aber erwartet Horat eine Hitzewelle. «Dann kommen sogar die Eisheiligen ins Schwitzen.» Ähnlich hat es Tannzapfen Holdener Alois aus Seewen gesehen. Die Eisheiligen seien zwar recht schön, aber ziemlich kühl, meinte er. Auf Ende Monat sagt er veränderliches Hudelwetter mit Schnee bis in den Wald hinunter an.
Musers Holdener Martin aus Schwyz wiederum glaubt, dass der erste Teil des Mais schön wird. Putzfrauen könnten Nester, Matratzen und Teppiche draussen klopfen. Der Mai wird gemäss den anderen Wetterschmöckern durchzogen. Ab und zu Silo- und Badewetter, meint etwa der Muotathaler Sandstrahler Suter Peter, wogegen Steinbockjäger Reichmuth Karl aus Schwyz auf Mitte Monat eine markante Abkühlung mit Regen und in höheren Lagen teils Schnee erwartet.
Der Juni wird interessant. Holdener prophezeit für die erste Hälfte Regen und kühle Tage. «Dem neuen Mythenwirt würde ich raten, einige Zentner Salz einzulagern, da er wahrscheinlich den Weg salzen muss.» Danach werde es veränderlich, nicht so schön, aber auf die bessere Seite steigend.
Musers Holdener zeigt sich überzeugt, dass die Alpauffahrten bei wechselhaftem Wetter abgehalten werden. «Die Dachrinnen bringen genügend Wasser fürs Kaffee.» Es könnte aber auch sein, dass vom 12. an die erste Hitzewelle komme. «Nein, es ist so», präzisiert er.
Fast alle sechs Wetterschmöcker sind sich einig, dass der Juli mehrheitlich heiss wird. Und es könnte auch einige kräftige Gewitter geben. Naturmensch Hediger Karls Prognose für den zweiten Teil des Monats: «Es wird sehr heiss. Viele Leute stöhnen und gruchsen, weil sie fast verlächnen», so der Küssnachter. Und Holdener Martin glaubt gar: «Einige Leute übernachten im Wasser, weil es so warm ist.» Der Wettermissionar Horat legte noch einen drauf und warnte: «Es wird so heiss, das Bier könnte eine Rarität werden.»
Auch am 1. August wird es heiss oder auch nicht. Gemäss Naturmensch Hediger nämlich «vor allem wegen der vielen Höhenfeuer». Horat hingegen macht sich nicht zu grosse Hoffnungen, dass diese gezündet werden können. Danach aber folge ein Sommer nach Wunsch. Bis zuletzt. Jedoch sei dann Schnee in den Bergen zu erwarten.
Schön, angenehm und bisweilen neblig wird die erste Hälfte des Septembers. Danach wird es leid für Vieh und Mensch, so die Prognose Musers. «Aber die Viehausstellungen vom 20. bis Ende Monat haben goldige Tage. Sei es draussen oder im Zelt.»
Dass die Vögel zwitschern, ist in Bezug aufs Wetter nicht gerade aussagekräftig, Sandstrahler Suter hats gestern trotzdem erwähnt. Etwas konkretere Aussagen machte Steinbockjäger Reichmuth Karl, der einen trockenen Schwyzer Chilbimontag (12. Oktober) voraussagt.
Tannzapfen Holdener Alois behauptet just das Gegenteil, nämlich dass es regnet und dies fast den ganzen Monat. Gegen Ende Oktober erwartet er bereits Schnee bis in mittlere Lagen. In diesem Punkt sind sich die beiden sogar fast einig, denn auch Reichmuth hält Schnee im Oktober für nicht ausgeschlossen.
Selbst Wettermissionar Horat Martin schliesst sich dieser Meinung an. «Am Maximilianstag gibt es an den Bergspitzen Schnee», so der Gewinner des Wanderpreises. Und der muss es schliesslich wissen.
Roger Rüegger