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Alle Rettungsversuche haben nichts genützt: Noch rund zwei Monate, dann ist die schwimmende Gästival-Plattform Geschichte. Während die Besitzer-Stiftung die verpasste Chance bedauert, hält sich die Enttäuschung selbst bei Kulturschaffenden in Grenzen.
Fertig, Schluss, Aus. Der Phönix hat sich nicht aus der Asche erhoben, die «Seerose» wird bis Ende November verschrottet. Definitiv. Das hat die Trägerstiftung «Musikpädagogisches Forschungszentrum Vitznau der Wiener Sängerknaben» (MpF) gestern mitgeteilt.
Damit ist auch das neuste Nutzungsprojekt für das 460 Tonnen schwere Gästival-Überbleibsel aus Stahl passé. Gescheitert der deutlich redimensionierte Pavillon, mit «subtilem Erscheinungsbild»; geplatzt der Traum einer schwimmenden Eventplattform für Konzert- und Theaterveranstaltungen sowie kulinarische Anlässe, die den Kulturbetrieb mehrerer Seeanstösser-Gemeinden hätte beleben sollen. «Eine gute Idee wird leider nicht realisiert», konstatiert ein konsternierter Ronald Joho-Schumacher, Medienverantwortlicher der Trägerstiftung.
Dass die Plattform nun verschrottet wird, liegt vor allem am fehlenden Heimathafen. Trotz «intensiver Bemühungen» hat die MpF-Stiftung einen solchen nicht finden können. In Flüelen, wo die «Seerose» seit 2015 ankert, sind bereits zig Fristen verstrichen – und die Geduld der Gemeinde endgültig aufgebraucht. Aber auch andere Seegemeinden wollten nichts mehr wissen von einer schwimmenden Event-Plattform (wir berichteten).
Dabei hätte die MpF-Stiftung nicht nur den drei Millionen teuren Umbau der «Seerose» zum schwimmenden Pavillon finanziert, sondern auch jährlich für den Betrieb mindestens eine Million Franken eingeschossen. Offenbar aber wolle man dieses Geschenk für die Allgemeinheit nicht, bedauert Joho-Schumacher. Zu gering die politische Unterstützung, zu gross der Schatten der Vergangenheit, der auch auf dem komplett überarbeiteten Projekt lastete.
Die Enttäuschung über das definitive Aus hält sich allerdings in Grenzen. In der Gemeinde Flüelen etwa nimmt man das Ende der «Seerose» mit einer gewissen Genugtuung auf. «Auch wenn ich persönlich eine andere Lösung bevorzugt hätte; ich bin froh, dass dieses Kapitel nun endlich abgeschlossen wird», sagt Gemeindepräsident Simon Arnold. Als folgerichtig bezeichnet auch Urs Steiger, Präsident des Landschaftsschutzverbandes Vierwaldstättersee (LSVV), die jüngste und letzte Wendung in der Causa «Seerose»: «In dieser Landschaft von nationaler Bedeutung waren die rechtlichen Voraussetzungen nie gegeben.» Das habe man den Projektträgern stets so kommuniziert.
Urs Bugmann, Präsident der IG Kultur Luzern, Lobbyorganisation der Kultur der Zentralschweiz, trauert der schwimmenden Event-Plattform nicht übermässig nach. Grundsätzlich befürworte man die Schaffung neuer Kulturräume. «Dieses konkrete Projekt allerdings hat mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet, etwa zur Finanzierung, aber auch zur inhaltlichen Ausrichtung und Ausgestaltung.»
Der Rückbau dauert knapp zwei Monate, beschäftigt zwischen sechs und zehn Arbeiter – und kostet gemäss Experten rund 300000 Franken. Durchgeführt werden die Arbeiten von der Firma Arnold & Co. AG (im Volksmund «Kompanyy») in Flüelen. Für die Bereiche Recycling, Metallbau und Kranarbeiten werden laut Matthias Steinegger, Betriebsleiter der Flüeler Firma, zudem Spezialisten beigezogen.
Dabei gilt es, die Anlage so nachhaltig wie möglich abzuwracken. So wollen es die Auflagen der Urner Regierung und des Flüeler Gemeinderats. Tatsächlich können fast 100 Prozent der Bestandteile der «Seerose» recycliert werden, wie Steinegger bestätigt. Neben über 400 Tonnen Stahl werden dies auch Hydraulikelemente und Aggregate sein. Der Alteisenwert dürfte sich auf rund 80000 Franken belaufen.
Sämtliche Rückbau-Kosten trägt die MpF-Stiftung. Auf deren Fortbestehen hat das Aus des Pavillon-Projekts keinen Einfluss. «Die Stiftung konzentriert sich nach wie vor auf ihre Kernforschung über Methoden im Musikunterricht», bestätigt Joho-Schumacher.