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Die Seniorenuniversität startet heute Donnerstag ins Herbstsemester. Sie feiert zudem ihr 20-Jahr-Jubiläum. Präsident Michel Hubli sagt, dass die Lernenden heute flexibler seien – und kritischer gegenüber ihren Dozenten.
Nun strömen sie wieder in den Hörsaal: Rund 250 Studierende werden heute Donnerstag zum Start der Seniorenuniversität Luzern erwartet. Das Bildungsangebot, das sich an die Ü-50-Generation richtet, feiert sein 20-Jahr-Jubiläum. Wirtschaftspädagoge Michel Hubli (67) ist seit eineinhalb Jahren Präsident – zuvor war er Rektor an der Kantonsschule Sursee. Er wird heute ab 16.15 Uhr im grossen Hörsaal der Universität Luzern das Jubiläumssemester eröffnen, der ehemalige Rektor der Universität Luzern, Walter Kirchschläger, anschliessend die Festrede halten.
Die Seniorenuniversität finanziert sich aus den Beiträgen ihrer rund 3900 Mitglieder – davon besuchen pro Semester laut Hubli 25 Prozent regelmässig eine Auswahl der rund 90 Vorträge, Exkursionen, Sprachkurse oder Seminare. Kantonale Beiträge wurden im Zuge von Sparmassnahmen gestrichen. Seminare und Sprachkurse finden am Schweizerhofquai 2 statt, die Vorträge in den Räumen der Universität Luzern, die das Patronat über die Seniorenuniversität innehat.
Michel Hubli, die Seniorenuniversität wird 20 Jahre alt – ist die Institution inzwischen erwachsen geworden?
Der Start war eigentlich vor 40 Jahren, als 1978 das Seniorenzentrum Zentralpark gegründet wurde; bald wurde daraus die Senioren-Volkshochschule und 1998 die Senioren-Universität. Heute gibt es die Volkshochschule nicht mehr – in diesem Sinne hat die Seniorenuniversität nun ihr klares Profil.
Wie entwickelte sich die Nachfrage in den letzten Jahren?
Senioren sind heute flexibler. War es früher normal, eine Veranstaltung mit wöchentlichen Vorlesungen über ein ganzes Semester zu besuchen, sind unsere Studierenden heute viel selektiver. Sie wollen sich nicht mehr so lange verpflichten, besuchen eher einzelne Veranstaltungen. Insbesondere Exkursionen werden immer beliebter.
«Um die Mitglieder und Besucher mache ich mir keine Sorgen: Geburtenstarke Jahrgänge kommen nun ins Pensionsalter.»
Haben Sie deswegen weniger Besucher an Veranstaltungen?
Wir antizipieren natürlich solche Trends und passen das Angebot an. Um die Mitglieder und Besucher mache ich mir zurzeit keine Sorgen: Geburtenstarke Jahrgänge kommen nun ins Pensionsalter. Das ist eine grosse Gruppe, die gelernt hat, dass Bildung auch im Alter wichtig ist und dass geistige Fitness zur Gesundheit beiträgt. Das Interesse hat sich auch am vergangenen Montag gezeigt, als 150 Personen am Symposium «Längeres Leben – Chance und Herausforderung» teilgenommen haben.
Wie haben sich die Themen verändert?
Oft ist es eben so, dass man nach der Pensionierung wieder Zeit hat für Themen, die einen schon vorher interessierten: Literatur, Philosophie, Geschichte, Kunst und Musik. Mein Ziel ist es, auch im Bereich der Naturwissenschaften und Medizin das Angebot breiter zu machen. Etwas zurückgegangen ist interessanterweise die Nachfrage nach Literaturvorlesungen; da werden wir uns Neues überlegen. Wir nehmen natürlich auch aktuelle Themen auf, wie etwa dieses Jahr ein Referat zur Cyber-Kriminalität. In Zukunft werden wir zudem vermehrt auf aktuelle und gesellschaftspolitische Themen setzen, etwa auf ökologische, ökonomische und soziale Fragen.
Sie haben zuvor die Kanti Sursee als Rektor geleitet – wie unterscheidet sich die Leitung der Seniorenuni davon?
Als Präsident der Seniorenuniversität bin ich freier in der Programmgestaltung. Es gibt keinen Lehrplan, der einzuhalten ist. Ein weiterer Unterschied: An der Kantonsschule können die Lernenden ihre Lehrpersonen und auch Fächer nicht auswählen – an der Seniorenuniversität hängt der Besuch und der Erfolg einer Veranstaltung stark von den Dozierenden ab.
«Das Programm der Seniorenuniversität zu gestalten, ermöglicht mir, etwas Sinnstiftendes für die Gesellschaft zu tun.»
Und wie unterscheidet sich die Klientel?
Ich habe das Gefühl, an der Seniorenuniversität sind die Studierenden wohlwollend, aber auch kritisch gegenüber den Dozierenden. Das erfahren wir an den meist positiven Rückmeldungen.
Was reizt Sie besonders an der neuen Aufgabe ... eigentlich hätten Sie sich ja zur Ruhe setzen können?
Ich gebe mein Know-how gerne noch etwas weiter; das Programm der Seniorenuniversität zu gestalten, ermöglicht mir, etwas Sinnstiftendes für die Gesellschaft zu tun. Das Kulturprogramm ist hier das Kerngeschäft, an der Kanti war es ein Plus, das zum gesamten Lernprogramm dazu kam, und die Motivation der Lernenden förderte.
Was wollten Sie seit Ihrem Amtsantritt verändern? Was haben Sie bereits erreicht, was noch nicht?
Meine Leitmotive sind Kontinuität und Entwicklung, also erfolgreiche Angebote weiter pflegen, aber auch offen sein für Neues.