Wo einst in Horw Spaghetti für Feuerwehrleute gekocht wurden und an der Fasnacht die Post abging, steht heute ein erfolgreiches Hotel.
Der alte «Sternen» wurde 1985 abgerissen. «Es regnete durch das Dach rein, das Haus war baufällig», erinnert sich Daniel Unternährer, Direktor des neuen Seehotels Sternen im Horwer Winkel. Nicht nur von oben drang ungebetenes Wasser ins Haus, auch vom See her stand bei hohem Wasserpegel die Gaststube zuweilen unter Wasser.
Der Altbau mit den beiden charakteristischen Türmchen galt unter den Luzerner Fasnächtlern als ultimativer Geheimtipp. «Dort trafen sich die Angefressenen. Im Saal herrschte ein spezielles Ambiente, es war für Fasnachtsbälle wie geschaffen», erinnert sich ein Luzerner Fasnächtler. Auch die Horwer Feuerwehrleute wussten den alten «Sternen» zu schätzen. Dort wirtete vor dem Abbruch Hans Suppiger, der gerne bereit war, den Feuerwehrleuten nach deren Übungen auch nach 22 Uhr Spaghetti zuzubereiten. Die Gaststube wurde damals vor allem von Einheimischen besucht und galt als beliebtes Ausflugsziel am See.
Der «Sternen» hat eine Geschichte, die weit zurückreicht. Im frühen 17. Jahrhundert tauchte die Gaststätte erstmals in den Urkunden auf. Sie wurde von den Fährleuten frequentiert, die auf dem Vierwaldstättersee unterwegs waren. Dies, obwohl die Obrigkeit in Luzern zuerst gar nicht begeistert war von der Idee, im Winkel Wein ausschenken zu lassen. Sie fürchteten um die Steuertüchtigkeit der Schiffsleute. 1613 lenkten sie schliesslich ein. Die Erlaubnis war mit dem frommen Wunsch verbunden, die Weinschenke möge «kein unnütz Gesind» anziehen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Haus gebaut, das auf dem Bild zu sehen ist. Die beiden Ecktürme gesellten sich erst später dazu – irgendwann zwischen 1906 und 1912. Die Korporation Horw kaufte auf der Suche nach Realersatz den «Sternen» 1973. Sie hatte zuvor Land an den Kanton verkauft, auf dem das Technikum (heute Hochschule Luzern) zu stehen kam. Die Korporation investierte 8,9 Millionen Franken in das neue Seehotel Sternen. Am 7. November 1986 war Eröffnung. Zuerst führten Rosmarie und Hans Unternährer den Betrieb. Vor 15 Jahren übergaben sie an Sohn Daniel und seine Frau Isabel Unternährer.
Inzwischen wurden die 25 Zimmer modernisiert. «Es sind weitere Erneuerungen geplant», sagt Daniel Unternährer. Das Viersternhaus im Horwer Winkel ist gut besucht: Die Zimmerauslastung liegt übers ganze Jahr bei 68 Prozent, von Juni bis September sogar bei 88 Prozent. Unternährer: «Unsere Klientel sind internationale Individualgäste. Einerseits profitieren wir vom Durchreiseverkehr. Andererseits finden viele Gäste über die Buchungsplattformen zu uns. Diese machen heute bereits 60 Prozent der Buchungen aus.»
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