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SVP-Stadtratskandidat Silvio Bonzanigo tritt nun doch für den zweiten Wahlgang an. Portiert aber von der Liste «Chance Littau-Reussbühl», nicht von seiner Partei – diese wusste von nichts.
Eins muss man ihm lassen: Silvio Bonzanigo ist immer für eine Überraschung gut. Die Erste datiert vom letzten Herbst, als der Ex-CVPler von der SVP als Stadtratskandidat vorgestellt wurde. Die Neuste erreichte die Redaktionen am Mittwoch in Form eines Mails: «Chance Littau-Reussbühl portiert Bonzanigo für den zweiten Wahlgang» stand im Titel. Absender: Silvio Bonzanigo. Nur einen Tag, nachdem Skandar Khan und Jona Studhalter ihre erneuten Kandidaturen bekannt gegeben hatten (wir berichteten). Damit rangeln sich am 28. Juni mittlerweile sieben Kandidierende um die noch zwei zu vergebenden Stadtratssitze.
Überraschend ist Bonzanigos Antreten vor allem deshalb, weil seine Partei am Abend des 31. März entschieden hatte, im zweiten Wahlgang nicht mehr anzutreten (wir berichteten). Nun zeigt sich: Am selben Tag um 10.15 Uhr hatte die Liste Chance Littau-Reussbühl bereits den Wahlvorschlag für Bonzanigo im zweiten Wahlgang eingereicht.
SVP-Präsident Dieter Haller betont denn auch, die Parteileitung habe bis Mittwochmittag nichts davon gewusst – und er kann seine Enttäuschung nicht verbergen: «Ich bin mich eigentlich gewöhnt, dass man aufrichtig durchs Leben geht.» Die SVP distanziert sich gemäss Haller von diesem Wahlvorschlag:
«Silvio Bonzanigo schwächt damit die bürgerlichen Kandidaturen und verhilft den Linken so zur Wahl von Judith Dörflinger und womöglich sogar noch einem der jungen Kandidaten.»
Er kenne die genauen Beweggründe von Bonzanigo für das erneute Antreten nicht, «aber gemäss Mitteilung mit seinem guten Abschneiden in Littau im ersten Wahlgang zu argumentieren ist für mich zum Davonlaufen, denn die Wahlbeteiligung dort ist dermassen schlecht.» Auf die Frage, ob Bonzanigo in der SVP überhaupt noch am richtigen Ort sei, antwortet Haller lange nicht, dann sagt er: «Das werden wir intensiv diskutieren müssen.» Bonzanigos Nomination war in der Partei von Anfang an umstritten. An einer Mitgliederversammlung Anfang Januar kam es deswegen beinahe zum Eklat (wir berichteten).
Silvio Bonzanigo sagt zu seinem erneuten Antreten: «Wir fühlen uns ermächtigt, diesen Schritt ohne die Partei zu machen.» Mit «wir» meint er die Liste «Chance Littau-Reussbühl» – dahinter stehen er selber, zwei Transportunternehmer sowie die 15 weiteren Unterzeichner des Wahlvorschlags, allesamt KMU-Vertreter aus Littau. Dass er seinen Schritt erst jetzt öffentlich mache, habe nichts mit den Kandidaturen von Khan und Studhalter zu tun: «Als überparteiliche Liste wollten wir zuerst die Wahlvorschläge der Parteien abwarten», sagt Bonzanigo. Nur: Die Grünen beispielsweise werden erst Ende April darüber entscheiden.
Auch dass er mit seiner Kandidatur primär die Wiederwahl von Manuela Jost verhindern will – sie war bereits vor dem ersten Wahlgang Bonzanigos liebste Zielscheibe –, verneint er:
«Frau Jost ist nicht der Treiber, sondern mein gutes Abschneiden in drei Littauer Wahlkreisen und das Beheben des Missstandes, wonach Littau in der Politik des Stadtrats immer noch zu wenig gehört wird.»
Wobei er gleichzeitig einräumen muss, dass seine Wahlchancen gering sein werden.
Trotzdem gerät Jost nun von rechts und links unter Druck. Sie schreibt dazu auf Anfrage: «Ich bin zuversichtlich, dass die Wählerinnen und Wähler gerade in diesen turbulenten Zeiten für Kontinuität votieren und eine starke politische Mitte mit erfahrenen bisherigen Stadträtinnen unterstützen werden.» Inwiefern sich die neue Ausgangslage auf ihren Wahlkampf auswirken werde, könne sie noch nicht sagen: «Dazu sind Beratungen mit meiner Partei noch im Gange.»
Am 28. Juni buhlen nun folgende sieben Kandidatinnen und Kandidaten um die zwei noch freien Stadtratssitze: Neben Bonzanigo sind dies die bisherigen Stadträtinnen Franziska Bitzi-Staub (CVP) und Manuela Jost (GLP), die auf eine Wiederwahl hoffen sowie Judith Dörflinger (SP), Skandar Khan (Juso), Jona Studhalter (Junge Grüne) und Rudolf Schweizer (parteilos).
JSVP, Jungfreisinnige und JCVP reichen in den kommenden Tagen einen Wahlvorschlag für den zweiten Wahlgang ein: Sie werden Franziska Bitzi-Staub (CVP) und Manuela Jost (GLP) zur Wahl empfehlen. «Wir versuchen damit für einmal die Parteigräben zu überwinden, um im Sinne einer zukunftsfähigen Stadt Luzern eine linke Mehrheit im Stadtrat zu verhindern», schreiben die drei Jungparteien in einer gemeinsamen Mitteilung vom Mittwoch.