Mit Freiräumen und dem vermehrten Einbezug der Bevölkerung soll der neue Stadtteil zu einem lebendigen Quartier werden. Für die Umsetzung ist Kriens aber auf die Bereitschaft anderer angewiesen.
Langsam aber sicher füllt sich der neue Stadtteil Luzern Süd mit Leben: Die Überbauungen Mattenhof, Matteo und Schweighof auf Krienser Boden sind ganz oder zumindest teilweise fertiggestellt. Höchste Zeit also, sich Gedanken zu machen, wo die Bewohner des Gebiets Luzern Süd künftig ihre Freizeit verbringen sollen. «Das ist zu Beginn der Planungen etwas unterschätzt worden», sagt der Krienser Stadtpräsident Cyrill Wiget (Grüne).
Zu diesem Zweck hat nun der Krienser Stadtrat das Konzept «Sozialräumliche Entwicklung Luzern Süd» erstellt. Der Einwohnerrat wird dieses am 19. März behandeln. Es enthält zahlreiche Massnahmen zur Aufwertung des Stadtteils. Gegliedert sind sie in die Kategorien Prozesse, Zusammenleben, Freiraum, Nutzung, Verbindungen und Orientierung.
Eine erste Massnahme im Bereich Prozesse ist bereits in Arbeit: Der Aufbau einer verwaltungsinternen Koordinationsstelle, die Themen aus verschiedenen Departementen, die Luzern Süd betreffen, zusammenführt. Deren Leitung übernimmt Jesús Turiño, der seit November angestellt ist und zuvor bei der Allgemeinen Baugenossenschaft Luzern (ABL) tätig war. Die Stelle ist dem Präsidialdepartement angegliedert.
Zusätzliche Stellenprozente gebe es keine, stattdessen würden intern Ressourcen verschoben, sagt Wiget. «Das Ziel ist, die interdisziplinäre Arbeit zu fördern.» Als Beispiel nennt er die Quartierentwicklung: «Hier geht es um Bedürfnisse der Volksschule, von Vereinen, um Sport- und Spielplätze in den Quartieren, um Fragen zur Bau- und Zonenordnung und um soziale Fragen wie wichtige Verbindungen, Kinderfreundlichkeit et cetera, die koordiniert werden müssen.» Bei Bedarf sollen Arbeitsgruppen mit Vertretern aus den betroffenen Departementen gebildet werden. Weiter soll in partizipativen Verfahren auch die Bevölkerung stark mit einbezogen werden.
Weiter schlägt der Stadtrat unter anderem Folgendes vor:
Die Massnahmen seien so zu verstehen, dass dort, wo bauliche Aktivitäten passieren, die Stadt den Finger auf Freiräume, soziale Räume und öffentliche Nutzungen halten kann, erklärt Wiget. Diese Räume seien weniger rentabel, aber wichtig für das Zusammenleben, und bedürften daher eines besonderen Schutzes. Die Leitlinien sollen bei der Entwicklung anderer Quartiere ebenfalls angewendet werden.
Ein Knackpunkt in Luzern Süd ist, dass die Stadt im Gebiet fast kein Land mehr besitzt. Der öffentliche Raum müsse daher «mit geeigneten Mitteln» gesichert und von Investoren eingefordert werden, schreibt der Stadtrat. Diese hätten auch ein Interesse an einem lebendigen Stadtteil, denn ohne Sozialräume bestehe die «Gefahr der Ghettoisierung». Festsetzen könne die Politik diese Anforderungen im Bau- und Zonenreglement, das demnächst revidiert werden muss, sowie in Sondernutzungsplanungen.
Eine zentrale Rolle im Konzept spielt das Areal Grabenhof, auf dem sich derzeit Schrebergärten befinden:
Kriens will dort eine zentrale Freizeitanlage realisieren und, wenn nötig, auch den Raum für neues Schulhaus sichern. Ein neuer Stadtteil benötige einen Quartiermittelpunkt, wie zum Beispiel die Neustadt das Vögeligärtli hat, so Wiget. Der Grabenhof gehört der Stadt Luzern. Die Verhandlungen erhielten einen Dämpfer, nachdem der Krienser Einwohnerrat den Luzerner Plänen für ein Carparking im Hinterschlund eine Absage erteilt hatte. Eine Chance sieht Wiget im Zusammenhang mit der Pilatus-Arena, die auf einem Grundstück gebaut werden soll, das ebenfalls der Stadt Luzern gehört. «Die sehr dichte Bebauung verpflichtet zu einer Kompensation auf einem anderen Grundstück.»
«Wir haben aber noch weitere Trümpfe», sagt Wiget. Der Grabenhof ist heute in der Zone für Sport und Freizeit. Der Einwohnerrat hat das Recht, das Areal ganz oder zumindest teilweise dort zu belassen. Die Stadt Luzern kann das Gebiet nicht einfach so überbauen.