So will Kriens das Gebiet Luzern Süd beleben

Mit Freiräumen und dem vermehrten Einbezug der Bevölkerung soll der neue Stadtteil zu einem lebendigen Quartier werden. Für die Umsetzung ist Kriens aber auf die Bereitschaft anderer angewiesen.

Stefan Dähler
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Blick auf das Gebiet Luzern Süd, im Vordergrund ist die Überbauung Mattenhof zu sehen.

Blick auf das Gebiet Luzern Süd, im Vordergrund ist die Überbauung Mattenhof zu sehen.

Bild: Pius Amrein (Kriens, 25. April 2019)

Langsam aber sicher füllt sich der neue Stadtteil Luzern Süd mit Leben: Die Überbauungen Mattenhof, Matteo und Schweighof auf Krienser Boden sind ganz oder zumindest teilweise fertiggestellt. Höchste Zeit also, sich Gedanken zu machen, wo die Bewohner des Gebiets Luzern Süd künftig ihre Freizeit verbringen sollen. «Das ist zu Beginn der Planungen etwas unterschätzt worden», sagt der Krienser Stadtpräsident Cyrill Wiget (Grüne).

Zu diesem Zweck hat nun der Krienser Stadtrat das Konzept «Sozialräumliche Entwicklung Luzern Süd» erstellt. Der Einwohnerrat wird dieses am 19. März behandeln. Es enthält zahlreiche Massnahmen zur Aufwertung des Stadtteils. Gegliedert sind sie in die Kategorien Prozesse, Zusammenleben, Freiraum, Nutzung, Verbindungen und Orientierung.

Verwaltung wird «Luzern-Süd-tauglich» gemacht

Eine erste Massnahme im Bereich Prozesse ist bereits in Arbeit: Der Aufbau einer verwaltungsinternen Koordinationsstelle, die Themen aus verschiedenen Departementen, die Luzern Süd betreffen, zusammenführt. Deren Leitung übernimmt Jesús Turiño, der seit November angestellt ist und zuvor bei der Allgemeinen Baugenossenschaft Luzern (ABL) tätig war. Die Stelle ist dem Präsidialdepartement angegliedert.

Zusätzliche Stellenprozente gebe es keine, stattdessen würden intern Ressourcen verschoben, sagt Wiget. «Das Ziel ist, die interdisziplinäre Arbeit zu fördern.» Als Beispiel nennt er die Quartierentwicklung: «Hier geht es um Bedürfnisse der Volksschule, von Vereinen, um Sport- und Spielplätze in den Quartieren, um Fragen zur Bau- und Zonenordnung und um soziale Fragen wie wichtige Verbindungen, Kinderfreundlichkeit et cetera, die koordiniert werden müssen.» Bei Bedarf sollen Arbeitsgruppen mit Vertretern aus den betroffenen Departementen gebildet werden. Weiter soll in partizipativen Verfahren auch die Bevölkerung stark mit einbezogen werden.

Weiter schlägt der Stadtrat unter anderem Folgendes vor:

  • Im Bereich Zusammenleben spielen Schulräume als «Begegnungsorte im Quartier» eine wichtige Rolle, schreibt der Stadtrat. Denkbar sei eine Erweiterung des Schulhauses Roggern im Raum Schällenmatt West. Langfristig gesehen soll die Stadt Kriens zudem das Areal Grabenhof (Schrebergärten) für ein mögliches neues Schulhaus sichern. Weitere Ziele sind die Schaffung von Räumen für Vereine und Jugendliche und die Aufwertung des öffentlichen Raums. Aufgrund der knappen Stadtfinanzen könnten auch «kreative Ansätze» geprüft werden, etwa eine Finanzierung via Fundraising oder Baumsponsoring, schreibt der Stadtrat.
  • Für Freiräume hat der Stadtrat das Ziel, Flächen, die als öffentlicher Raum dienen könnten, in der Bau- und Zonenordnung verbindlich zu verankern. Grünflächen bei Überbauungen sollen mit den öffentlichen Freiräumen vernetzt werden. Dafür soll die Stadt versuchen, private Zäune und Mauern zu öffnen, um die Durchgängigkeit zu verbessern. Der Stadtrat strebt zudem möglichst viele kleine Grünflächen an, etwa durch Baumpflanzungen an Strassen. Bei der Planung von Überbauungen soll die Stadt öffentlich zugängliche Dachterrassen einfordern. Zentral für die Entwicklung von Freiräumen sind der «Autobahnpark» auf dem Dach der A2 im Gebiet Schlund, der zu einem Natur- und Freizeitraum werden soll. Weiter will der Stadtrat auf dem Areal Grabenhof eine grosse Freizeitanlage errichten (wir berichteten).
  • Im Bereich Nutzungen sieht der Stadtrat eine Koordinationsstelle für Zwischennutzungen vor. Solche werde es künftig vermehrt geben, da die Entwicklung des Gebiets noch etwa 15 bis 20 Jahre dauern werde und es bis dahin zu Leerständen kommen dürfte. Eine Wohnraumstrategie soll aufzeigen, wo Miet-, wo Eigentum- und wo genossenschaftlicher Wohnraum entstehen könnte. Weiter schlägt der Stadtrat «Mikroplätze» vor, auf denen Tischtennistische, Boule-Plätze oder Workout-Anlagen entstehen könnten.
  • Im Bereich Verbindungen geht es darum, möglichst sichere Wege, etwa für Schulkinder, zu schaffen. Strassenräume sollen übersichtlich und attraktiv gestaltet werden. So erwähnt der Stadtrat etwa sichere Querungsmöglichkeiten für die heute teils an eine Autobahn anmutende Ringstrasse.
  • Im Bereich Orientierung sieht der Stadtrat barrierefreie Zugänge, Wegleitsysteme und Beschilderungen vor. Bei Namensgebungen oder der Festlegung von Wegführungen soll die Bevölkerung einbezogen werden.

Die Massnahmen seien so zu verstehen, dass dort, wo bauliche Aktivitäten passieren, die Stadt den Finger auf Freiräume, soziale Räume und öffentliche Nutzungen halten kann, erklärt Wiget. Diese Räume seien weniger rentabel, aber wichtig für das Zusammenleben, und bedürften daher eines besonderen Schutzes. Die Leitlinien sollen bei der Entwicklung anderer Quartiere ebenfalls angewendet werden.

Knackpunkt: Stadt Kriens besitzt wenig Land

Ein Knackpunkt in Luzern Süd ist, dass die Stadt im Gebiet fast kein Land mehr besitzt. Der öffentliche Raum müsse daher «mit geeigneten Mitteln» gesichert und von Investoren eingefordert werden, schreibt der Stadtrat. Diese hätten auch ein Interesse an einem lebendigen Stadtteil, denn ohne Sozialräume bestehe die «Gefahr der Ghettoisierung». Festsetzen könne die Politik diese Anforderungen im Bau- und Zonenreglement, das demnächst revidiert werden muss, sowie in Sondernutzungsplanungen.

Eine zentrale Rolle im Konzept spielt das Areal Grabenhof, auf dem sich derzeit Schrebergärten befinden:

Kriens will dort eine zentrale Freizeitanlage realisieren und, wenn nötig, auch den Raum für neues Schulhaus sichern. Ein neuer Stadtteil benötige einen Quartiermittelpunkt, wie zum Beispiel die Neustadt das Vögeligärtli hat, so Wiget. Der Grabenhof gehört der Stadt Luzern. Die Verhandlungen erhielten einen Dämpfer, nachdem der Krienser Einwohnerrat den Luzerner Plänen für ein Carparking im Hinterschlund eine Absage erteilt hatte. Eine Chance sieht Wiget im Zusammenhang mit der Pilatus-Arena, die auf einem Grundstück gebaut werden soll, das ebenfalls der Stadt Luzern gehört. «Die sehr dichte Bebauung verpflichtet zu einer Kompensation auf einem anderen Grundstück.»

«Wir haben aber noch weitere Trümpfe», sagt Wiget. Der Grabenhof ist heute in der Zone für Sport und Freizeit. Der Einwohnerrat hat das Recht, das Areal ganz oder zumindest teilweise dort zu belassen. Die Stadt Luzern kann das Gebiet nicht einfach so überbauen.