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Der Präsident des Solidaritätsfonds Luzerner Bergbevölkerung tritt nach zehn Jahren zurück. Eine Hilfsaktion während dieser Zeit bleibt ihm in besonderer Erinnerung.
Leben und arbeiten im Berggebiet kann hart sein. Geraten Bewohnerinnen und Bewohner eines Berggebietes im Kanton Luzern in finanzielle Nöte, können sie bei verschiedenen Institutionen Hilfe beantragen. So zum Beispiel beim Solidaritätsfonds Luzerner Bergbevölkerung (SLB, siehe Kastentext unten). Der SLB springt ein, wenn die Mitfinanzierungsmöglichkeiten der Banken, der Landwirtschaftlichen Kreditkasse oder der Schweizer Berghilfe sowie die zumutbaren Eigenleistungen ausgeschöpft sind.
Nach zehn Jahren tritt Alois Hodel als Präsident des SLB zurück. Seine designierte Nachfolgerin ist Hella Schnider-Kretzmähr (Bild), die als Gemeindepräsidentin von Flühli amtet. Hodel, ehemals Gemeindepräsident von Egolzwil und CVP-Grossrat sowie Luzerner Bauernsekretär, sagt: «Ich werde dieses Jahr 75 Jahre alt, und es darf nun einen Generationenwechsel geben.»
Meistens unterstütze der SLB Bergbauernbetriebe, wo es nebst der monetären Hilfeleistung oft auch darum gehe, Familien wieder Hoffnung und Perspektiven zu geben. Hodel sagt:
«Die Dankbarkeit ist jeweils gross. Es war immer schön, zu sehen, wenn der SLB nachhaltig helfen konnte.»
Berücksichtigt werden vor allem Betriebe im Hügel- und Berggebiet des Kantons, so im Luzerner Hinterland, Entlebuch, Rigigebiet, Schwarzenberg und Malters. Es gebe allerdings keine scharfe geografische Abgrenzung, entschieden werde vielmehr nach den Gegebenheiten der einzelnen Betriebe.
Der Verein hat im letzten Jahr unter anderem eine Wohnbausanierung im Luzerner Napfgebiet unterstützt. Durch den Umbau eines fast zweihundertjährigen Gebäudes konnte zeitgemässer Wohnraum für zwei Generationen je mit separatem Zugang realisiert werden. Die Zimmer wurden sanft renoviert, die Holzfassade erneuert und das undichte Dach durch einen Neuaufbau ersetzt, wie das folgende Bild zeigt:
Der SLB leiste unbürokratisch Hilfe, wo Gesuchsteller bei anderen Organisationen aufgrund festgelegter Kriterien ungenügend berücksichtigt werden oder zwischen Stuhl und Bank fielen. Der SLB habe bisher – anders als zum Beispiel die Schweizer Berghilfe – keine aktive Werbung gemacht. Er nehme aber jederzeit Gesuche entgegen, welche direkt von Familien oder Gemeinden und Beratungsstellen gemeldet werden. «Eigene erfahrene Experten analysieren dann die vorgesehenen Investitionen und deren Tragbarkeit oder klären soziale Notsituationen unbürokratisch ab.» Formell entscheide dann jeweils der SLB-Vorstand über die Beitragshöhe. «In der Regel werden die begutachteten Gesuchsfälle an nahestehende Stiftungen mit einem Unterstützungsantrag weitergeleitet», erklärt Hodel.
In der zehnjährigen Präsidialzeit ist Hodel besonders ein umfassendes Hilfegesuch in Erinnerung geblieben. Auf der Rigi habe in einem kleinen, bescheidenen und sehr baufälligen Wohnhaus eine Bergbauernfamilie mit vier Kindern gewohnt:
Die Liegenschaft sei ohne direkte Hofzufahrt nur zu Fuss ab der Rigi-Bahn zu erreichen. «Nebst anderen Institutionen konnte auch der SLB die Familie mit einem Hausneubau im Jahr 2012 unterstützen. Zuerst musste aber im Vorjahr die Wasserversorgung den hygienischen Anforderungen entsprechend erneuert und für den Haus- und Hofgebrauch sichergestellt werden», erzählt Hodel und ergänzt:
«Gewaltig war dann, was man dort beim Hausneubau erlebt hat.»
Sämtliche Materialien für den Hausbau und in einem späteren Jahr auch für den Stallumbau mussten mit dem Helikopter angeflogen werden. «Es haben auch ein Lehrlingslager und mehrere freiwillige Senioren aus dem Talgebiet mitgemacht, um die Kosten tief zu halten.»
Der Hausbau auf der Rigi sei vom finanziellen und zeitlichen Aspekt her das umfangreichste Projekt gewesen, das der SLB unterstützt habe. Finanzielle Hilfe geleistet haben dabei auch die Schweizer Berghilfe und die Landwirtschaftliche Kreditkasse des Kantons Luzern.
Der Solidaritätsfonds Luzerner Bergbevölkerung wurde am 16. Januar 1980 unter dem Namen «Kontaktstelle für die Bergbevölkerung» als Verein gegründet. Der Verein bezweckt, die wirtschaftlichen Existenzgrundlagen und die Lebensbedingungen im Berggebiet des Kantons Luzern zu verbessern und die Beziehungen zwischen der Bevölkerung der Berggebiete und der übrigen Bevölkerung zu fördern. Sie tut dies insbesondere durch: Vermittlung und Leistung von Finanzhilfen für die Bergbevölkerung, Vermittlung von Arbeitseinsätzen in Berggebieten sowie der Mitwirkung bei innovativen Projekten.
Mit dem Ruswiler Meisterlandwirt Hans Albisser, nebenamtlicher Mandatsleiter bei Rottal Treuhand AG (Ruswil), hat der Solidaritätsfonds Luzerner Bergbevölkerung einen neuen Geschäftsführer. Er folgt auf Kurt Lang, der nach mehrjähriger engagierter Amtszeit im Oktober 2020 verstorben ist, heisst es in einer Mitteilung.
Der Verein zählt rund 350 Mitglieder. Das für die unterstützenswerten Projekte eingesetzte Geld kommt einerseits aus den Mitgliederbeiträgen, Spenden und einzelnen Legaten. Andererseits erhält der SLB namhafte Beiträge durch verschiedene Stiftungen – unter anderem durch die Luzerner Weihnachtsaktion unserer Zeitung.
Während des gut 40-jährigen Bestehens des SLB ist einiges zusammengekommen. Der SLB konnte in diesem Zeitraum mit rund 10,4 Millionen Franken Familien und Projekte im luzernischen Hügel- und Berggebiet unterstützen. Wie es im Jahresbericht 2020 heisst, lagen die Unterstützungen im letzten Jahr mit 214'300 Franken etwas tiefer als im Vorjahr (253'000 Franken). Das Geld verteilte sich auf 17 Fälle (Vorjahr 14).
Mehr als ein Drittel der Unterstützungen betrafen Wohnbausanierungen oder Ersatzbauten. Des Weiteren gingen Beiträge an Wasserversorgungen und an unfallverhütende Mechanisierungen in schwierigem Gelände. Mangels Gesuchen wurden im Gegensatz zu den Vorjahren im Berichtsjahr 2020 keine Schuldentilgungen unterstützt.
Weitere Infos unter: www.luzernerbergbevoelkerung.ch