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Die Mehrheit der Parteien will plötzlich nichts mehr von einem Abriss des Grenzhof-Schulhauses wissen – noch 2017 waren alle Parteien dafür. Grund ist die Intervention von Heimatschutz und Architekten.
Robert Knobel
robert.knobel@luzernerzeitung.ch
So schnell können sich die Dinge ändern: Noch im vergangenen Herbst unterstützte das Luzerner Stadtparlament den Abriss des Schulhauses Grenzhof und den gleichzeitigen Ausbau der Schulanlage Rönnimoos in Littau. Das Vorhaben des Stadtrats stiess kaum auf Opposition – der Planungskredit von 2,5 Millionen Franken wurde einstimmig bewilligt. Doch ein Info-Abend des Innerschweizer Heimatschutzes am 1. März änderte plötzlich alles.
Der Verband lud an jenem Abend zu einer öffentlichen Begehung des Grenzhof-Schulhauses. Zusammen mit Architektenverbänden wollte der Heimatschutz die architektonische Bedeutung der 1963 erstellten Schulanlage unterstreichen. An der Begehung waren auch einige Grossstadträte dabei – und diese liessen sich offenbar von den Argumenten überzeugen.
Wenig später reichten FDP, SP und Grüne ein Dringliches Postulat im Stadtparlament mit dem Titel "Denkpause beim Schulhaus Grenzhof" ein, das am Donnerstagnachmittag mit knapper Mehrheit überwiesen wurde – gegen den Widerstand von CVP und SVP. Der Stadtrat ist nun aufgefordert, das Projekt so lange zu sistieren, bis eine offizielle Stellungnahme der kantonalen Denkmalpflege vorliegt. Tatsächlich ist die Schulanlage Grenzhof im Inventar schützenswerter Bauten eingetragen. Da jetzt ein Abriss zur Debatte steht, muss die Denkmalpflege mitentscheiden. Deren Stellungnahme ist noch ausstehend.
FDP, SP und Grüne mussten sich im Parlament erklären, weshalb sie plötzlich ein Projekt sistieren wollen, das sie vor wenigen Monaten noch vorbehaltlos unterstützt hatten. So sprach man damals etwa bei der FDP von einem «klugen Entscheid», das Schulhaus abzureissen. Jetzt tönt es plötzlich ganz anders. «Luzern hat schon viele wertvolle Schulhäuser erfolgreich saniert», sagt Rieska Dommann (FDP), der sich nun vehement für einen Erhalt des Grenzhof einsetzt. «Uns wurde damals suggeriert, dass die Denkmalpflege dem Abriss voraussichtlich zustimmen werde», erklärt Korintha Bärtsch (Grüne). Da dies offenbar aber nicht so sei, müsse man warten, bis die Schutzwürdigkeit des Grenzhofs klar ist. Baudirektorin Manuela Jost (GLP) weist diesen Vorwurf klar zurück. Der Stadtrat habe immer darauf hingewiesen, dass der Entscheid der Denkmalpflege noch ausstehend sei.
Doch weshalb hat man nicht einfach mit dem Projekt gewartet, bis die Rahmenbedingungen klar sind? Der Stadtrat hat dafür triftige Gründe: Aufgrund der Schulraumknappheit in Littau soll die Erweiterung der Schulanlage Rönnimoos möglichst rasch, bis 2023, realisiert werden. Vor einer Sanierung des Grenzhof-Schulhauses hätte der Stadtrat zudem höchsten Respekt, da eine umfassende Schadstoff-Beseitigung nötig wäre.
Nach dem Debakel um das verseuchte Staffeln-Schulhaus will man beim Grenzhof kein Risiko mehr eingehen. Das Gebäude soll rückgebaut, das Areal mit Wohnungen überbaut werden. Und wenn die kantonale Denkmalpflege das Schulhaus tatsächlich unter Schutz stellt? Das sei eine «hypothetische Frage», sagt Baudirektorin Manuela Jost. Tatsache ist hingegen, dass die Architektenverbände drohen, den Wettbewerb für das neue Rönnimoos-Schulhaus zu boykottieren, sollte die Stadt am Abriss des Grenzhof festhalten.
Dabei würde ein längerer Rechtsstreit um das Grenzhof-Schulhaus die Ausbaupläne fürs Rönnimoos gar nicht tangieren, da die beiden Vorhaben unabhängig voneinander realisiert werden könnten. Stadtpräsident Beat Züsli (SP) betont denn auch, der nun beschlossene Marschhalt habe keinen Einfluss auf den Zeitplan. Ziel sei weiterhin, die neue Schulanlage Rönnimoos 2023 zu eröffnen.