Stadt Luzern beisst am Kinderparlament in die «Saure Zitrone»

An der 85. Session des Kinderparlaments am Mittwochnachmittag erschienen die Kinder zahlreich und haben Preise vergeben – positive wie auch negative.

Emanuel Schüpfer
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Bei der 85. Session des Kinderparlaments wurden aktuelle Anliegen besprochen und Preise verliehen. Im Bild (von links nach rechts): Mara Lanz (Co-Präsidentin), Finn Krummenacher (Co-Präsident) und Samia Baghdadi (Stadt Luzern Ressort Kinder- und Jugendparlament). (Bild: Dominik Wunderli, Luzern, 20. November 2019)

Bei der 85. Session des Kinderparlaments wurden aktuelle Anliegen besprochen und Preise verliehen. Im Bild (von links nach rechts): Mara Lanz (Co-Präsidentin), Finn Krummenacher (Co-Präsident) und Samia Baghdadi (Stadt Luzern Ressort Kinder- und Jugendparlament). (Bild: Dominik Wunderli, Luzern, 20. November 2019)

Wie bei den Erwachsenen im Parlament gibt es auch bei den Kindern Regeln, an die sie sich halten müssen, damit das Ganze funktioniert: «Es darf nur reden, wer Coco hat», erklärt Mara. Plüschaffe Coco ist das Maskottchen des Luzerner Kinderparlaments. «Keine Angst, er ist frisch gewaschen», wirft Finn mit einem Grinsen ein. Mara und Finn teilen sich das Präsidium des Luzerner Kinderparlaments und führten die gut 50 anwesenden Kinder am Mittwochnachmittag im Treibhaus Luzern durch die Session, welche just 30 Jahre nach der Verabschiedung der Kinderrechtskonvention der Vereinigten Nationen stattfand – Preisverleihung inklusive.

Aktuelle Politika beschäftigen Kinder

«Ich finde es super, dass wir Kinder spielen dürfen und nicht so viel arbeiten müssen wie früher», ist eine der Wortmeldungen, als zu Beginn der Session das Thema Kinderrechte behandelt wurde. «Kinder haben kein Stimm- und Wahlrecht, müssen aber trotzdem gehört werden», sagt Samia Baghdadi vom städtischen Ressort Kinder- und Jugendparlament, und ergänzt: «Dafür bietet das Kinderparlament eine ideale Plattform». Baghdadi ist jeweils an den Sessionen dabei und fungiert als Vermittlerin zwischen Verwaltung, Kinder- und Jugendparlament und der Politik. Sie versucht, für die Anliegen der Kinder das richtige politische Instrument, wie zum Beispiel einen Vorstoss im Stadtparlament, zu wählen.

Anschliessend besprachen die Kinder Probleme, die sie aktuell beschäftigen. Etwa die vielen Zigarettenstummel auf Spielplätzen oder die geplante Spange Nord/Bypass, welche den Bau eines Schachts beim Spielplatz Dammgärtli bedeuten würde, waren zwei der Themen. Nach dem Abarbeiten der Traktanden gipfelte die Session schliesslich in der Preisverleihung des Goldenen Lollipops und der Sauren Zitrone. Bei ersterem handelt es sich um eine Auszeichnung für eine Person oder Institution, welche besonders kinderfreundlich ist. Das Pendant dazu, der Negativpreis Saure Zitrone, erhält eine Person oder Institution, die sich im Jahr 2019 besonders kinderunfreundlich verhalten hat.

Kinderparlament im Treibhaus Luzern (Bild: Dominik Wunderli, Luzern, 20. November 2019)

Kinderparlament im Treibhaus Luzern (Bild: Dominik Wunderli, Luzern, 20. November 2019)

Quartierläden top, Schulessen flop

Nominiert für den Schmähpreis hatten die Kinder dieses Jahr die Volksschule Luzern sowie deren Essenslieferant Viva Luzern AG, das KKL, das Migrationsamt Luzern und die Mensa der Kantonsschule Alpenquai. Anwärter für den goldenen Lollipop hingegen waren die Luzerner Quartierläden, die Quartierarbeit der Stadt Luzern, das Eisfeld, das Lido, das Naturmuseum und der Döner Imbiss Erdem.

Nachdem die letzten zwei Jahre das Tiefbauamt Luzern die Saure Zitrone entgegennehmen musste, hat das Kipa Luzern mit knapp der Hälfte aller Stimmen dieses Jahr die Volksschule Luzern für die von der Viva Luzern belieferten Mittagstische auserkoren. Grund dafür sei das «grusige» Essen, das den Schulkindern am Mittagstisch der Schule vorgesetzt werde. Das Kipa bemängelte etwa verkochte Spaghetti oder die zu gemüselastigen Gerichte, obschon allen bewusst sei, dass man nicht täglich Pommes essen könne. Eine frohe Botschaft hingegen erhalten ausgewählte Quartierläden aus Luzern: Sie dürfen den Goldenen Lollipop für ihre Offenheit gegenüber minderjährigen Kunden entgegennehmen. So hätten die Angestellten den Kindern zum Beispiel beim Entziffern der Einkaufsliste oder beim Suchen der Produkte geholfen. Die Preise wird das Kipa im Januar übergeben.

Bevor es am Mittwoch jedoch zur Abstimmung kam, hatten sich die Jungparlamentarier in Gruppen mit den Gottis und Göttis des Kipa beraten. Diese sind Mitglieder des grossen Stadtrats, wobei jede Partei eine Vertreterin oder einen Vertreter ernennt. Heuer sind dies Mario Stübi (SP), Sandra Felder-Estermann (FDP), Agnes Keller (CVP, abwesend), Adrian Achermann (SVP) und Heidi Rast (Grüne). Grossstadtrat Adrian Achermann sagt zum Kipa: «Hier können Kinder ihre Meinung kundtun und ihre Forderungen stellen, was sehr wichtig ist.»