STADT LUZERN: Bushaltestellen: Behinderte habens schwer

Die meisten Bushaltestellen sind alles andere als behinderten­gerecht. Die CVP fordert die Stadt zum Handeln auf.

Raphael Gutzwiller
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Beim Ein- und Aussteigen an Luzerner Bushaltestellen treffen insbesondere Gehbehinderte auf Hindernisse wie etwa Bäume. (Bild Boris Bürgisser)

Beim Ein- und Aussteigen an Luzerner Bushaltestellen treffen insbesondere Gehbehinderte auf Hindernisse wie etwa Bäume. (Bild Boris Bürgisser)

In einen Bus einzusteigen ist nicht immer einfach – gerade für Gehbehinderte, ältere Personen oder Eltern mit Kinderwagen. «Die Bushaltestellen sind in der jetzigen Form kundenunfreundlich», findet der Luzerner CVP-Grossstadtrat Michael Zeier-Rast. In einem Postulat fordert er, dass einige Haltestellen unter die Lupe genommen und angepasst werden.

Zwei Probleme sind bei vielen Haltestellen auffällig: Der Abstand zwischen Trottoir und Bus ist oftmals zu gross. «Als Busbenützer muss man auf die Strasse und kann erst von da in den Bus einsteigen», erklärt Zeier. «Für gesunde Menschen ist das kein Problem, anderen kann dies den Alltag aber erschweren.» Beim Aussteigen berge dies zudem ein Unfallrisiko. Das zweite Problem sind Hindernisse bei den Haltestellen. Je nachdem wo der Bus anhält, versperren Bäume oder Abfallkübel den Weg für Fahrgäste, die aussteigen wollen. Während dies für gesunde Personen kein Problem ist, ist das Aussteigen für Rollstuhlfahrer dann unmöglich. Das sei etwa bei den Haltestellen Kantonalbank und Bundesplatz ein Problem, so Zeier.

Kosten in Grenzen halten

Als weitere «Problemfälle» nennt Zeier die Haltestellen Maihof, Bramberg, Morgenweg (Richtung Bahnhof), Brüel und Würzenbach. «Wir fordern keine grosse Veränderung. Bereits kleine Massnahmen können einiges bewirken.» Dabei sollen sich die Kosten möglichst in Grenzen halten. «Das Problem sollte im gewöhnlichen Budget des Tiefbauamts korrigierbar sein», findet Zeier.

Die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) begrüssen die geforderte Überprüfung der Haltestellen, sagt Mediensprecher Christian Bertschi. Die VBL selber könne solche Veränderungen an den Haltestellen allerdings nicht vornehmen: «Die Gemeinden sind für die Aufrechterhaltung der Infrastruktur verantwortlich», so Bertschi. Auch die VBL habe an einigen Haltestellen Mängel ausgemacht. «Diese geben wir gemeinsam mit dem Verband Fussverkehr Region Luzern mit Nachdruck an die zuständige Gemeinde weiter», erklärt Bertschi. Als Positivbeispiel nennt er die Haltestelle Rüeggi­singen in Emmen, die vom Emmer Bus angefahren wird. Dort wurden die Trottoirs so erhöht, dass man ebenerdig einsteigen kann. In der Stadt Luzern hingegen sei es aufgrund der engen Verhältnisse «herausfordernd, eine perfekte Haltestelle zu bauen».

Abstand zur Türe ist zu gross

«Nimmt man das neue Behindertengesetz als Massstab, so ist keine unserer Bushaltestellen optimal», räumt Bertschi ein. Ein Negativbeispiel sei beispielsweise die Haltestelle Morgenweg im Wesemlin. «Da muss der Bus in einer Kurve halten. Dadurch ist der Abstand zwischen Trottoir und Bus jeweils zu gross.» Wie viele VBL-Gäste von solchen Problemen direkt betroffen sind, ist schwierig einzuschätzen. «Darüber führen wir keine Statistik», sagt Bertschi.

Übergangsfrist bis 2023

Beat Husmann, Bauberater der Beratungsstelle behindertengerechtes Bauen Luzern, bestätigt: «Viele Bushaltestellen entsprechen nicht den heutigen Gesetzen und Normen. Das Behinder­ten­gleichstellungsgesetz sieht aber eine Übergangsfrist bis 2023 vor.» Bis dann müssen Bauten, Anlagen und Fahrzeuge des öffentlichen Verkehrs an die Bedürfnisse von behinderten Personen angepasst werden. Davon ist Luzern aber noch weit entfernt, auch was die Ausrüstung der Busse betrifft: Wartet etwa ein Rollstuhlfahrer an einer Haltestelle, muss der Chauffeur aussteigen und hinten eine Rampe ausklappen. Dasselbe wiederholt sich, wenn der Rollstuhlfahrer wieder aussteigen will. Das sei momentan die beste Möglichkeit, findet Bertschi: «Die Verzögerung ist gering und kann vor allem bei Überlandfahrten rasch wieder eingefahren werden.» Beat Husmann sieht das anders: «Das beschneidet die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit von Menschen mit Behinderung.» Zudem würde es die Stabilität des Fahrplans negativ beeinflussen. In Bern gibt es schon seit Jahren Busse mit automatischer Rollstuhlrampe. Gemäss Beat Husmann ist aber die Erhöhung der Perronkanten die beste Lösung für Behinderte.

Raphael Gutzwiller