Jetzt kommen in der Stadt Luzern die Leih-Schirme

Nach den Velos soll man in der Stadt Luzern nun auch Regenschirme an jeder Ecke ausleihen können. Weil die Schirme gratis sind, kalkulieren die Initianten bereits heute mit einer hohen «Verlustquote».

Robert Knobel
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Asiatische Touristinnen in Luzern. Wer keinen Schirm dabei hat, soll künftig einen Leih-Schirm erhalten. (Archivbild Corinne Glanzmann)

Asiatische Touristinnen in Luzern. Wer keinen Schirm dabei hat, soll künftig einen Leih-Schirm erhalten. (Archivbild Corinne Glanzmann)

Das Problem ist wohl den meisten nicht ganz unbekannt: Immer, wenns anfängt zu regnen, hat man grad keinen Regenschirm dabei. Und selbst wenn man einen mitgenommen hat, lässt man ihn im Bus oder im Café liegen, weil der Regen inzwischen aufgehört hat. In der Luzerner Innenstadt ist das Problem besonders augenfällig, da die meisten Touristengruppen offenbar nicht mit Regen rechnen. Dem will Roman Hauger nun Abhilfe schaffen. Er ist Geschäftsführer des Start-ups Abrella GmbH. Diese hat in Altdorf und Willisau ein Verleihnetz für Regenschirme aufgebaut, das nun auf die Luzerner Innenstadt ausgedehnt wird.

Das Prinzip ist einfach: Fängt es an zu regnen, schnappt man sich einen Regenschirm in einem beliebigen Geschäft. Später legt man den Schirm wieder in einen der «offiziellen» Schirmständer zurück. Der Schirmverleih startet am 22. September zunächst in 14 Geschäften der Luzerner Alt- und Neustadt. Finanziert wird das Ganze dank der Werbeflächen auf den Schirmen. Auf einem Schirm gibt es Platz für acht «Werbefenster» à 1200 Franken, die jeweils auf 1000 Schirme reproduziert werden.

Roman Hauger von der Abrella GmbH mit einem Regenschirm in Willisau. Dort gibt es das Verleihsystem schon länger. (Bild PD)

Roman Hauger von der Abrella GmbH mit einem Regenschirm in Willisau. Dort gibt es das Verleihsystem schon länger. (Bild PD)

Brändi-Mitarbeiter füllt die Schirmständer nach

Starten wird die Abrella GmbH zunächst mit 2600 Schirmen. «Diese sollten für ein Jahr reichen», sagt Roman Hauger. Damit spricht er auch gleich an, was die meisten wohl sofort vermuten: Die Rücklaufquote der Regenschirme wird möglicherweise nicht sehr hoch sein. Was dies konkret bedeutet, zeigt ein Blick auf die dänische Stadt Århus, wo es das Verleihsystem schon länger gibt. «Dort verschwinden jedes Jahr 14 000 Schirme», sagt Roman Hauger. Sei es aus Nachlässigkeit oder weil man den Schirm gleich als Souvenir behalten will – die Verluste werden wohl auch in Luzern beträchtlich sein. Doch das sei nicht weiter tragisch, findet Hauger: «Die Werbung auf den Schirmen geht ja nicht verloren. Und wir sorgen dafür, dass immer genügend Nachschub vorhanden ist.»

«Ich hoffe, dass sich die Zahl der beteiligten Läden schon in einigen Monaten auf 40 bis 50 erhöhen wird.»

Roman Hauger, Start-up Abrella GmbH

Geplant ist, dass ein Mitarbeiter der Stiftung Brändi einmal pro Woche die Schirmständer kontrolliert und bei Bedarf nachfüllt. Die Schirmständer befinden sich jeweils bei den Geschäftseingängen auf der Innenseite. Die Absicht dahinter: Wenn die vom Regen überraschten Touristen einmal im Laden sind, werden sie vielleicht auch etwas kaufen.

Dennoch sei es nicht ganz einfach gewesen, die Luzerner Ladenbesitzer vom Konzept zu überzeugen, sagt Roman Hauger. «Viele wollen zuerst abwarten, wie es sich entwickelt.» Er hofft daher, dass sich die Zahl der beteiligten Läden schon in einigen Monaten auf 40 bis 50 erhöhen wird. Im Dezember startet das Verleihsystem zudem auch in der Stadt Zug.

Bessere Hotels halten stets einen Schirm bereit

Allerdings stehen bereits heute nicht alle Touristen völlig unvorbereitet im Regen. «Tagesgäste sind erfahrungsgemäss sehr gut über die Wetteraussichten informiert», sagt Tourismusdirektor Marcel Perren auf Anfrage und fügt hinzu: «Ein spezifisches Bedürfnis von Gästen nach Regenschirmen ist uns nicht bekannt.»

«In meinem Hotel erhalten die Gäste den Regenschirm auf Verlagen an der Réception.»

Arno Affolter, Direktor Hotel Wilden Mann

Bei den Übernachtungstouristen sorgen häufig auch die Hotels dafür, dass die Gäste trocken bleiben. Ab der 3-Sterne-Superior-Kategorie seien Regenschirme praktisch Standard, sagt Arno Affolter, Vizepräsident von Luzern Hotels und Direktor des Hotels Wilden Mann. Vom Verband Hotelleriesuisse erhalte man sogar Zusatzpunkte, wenn man das Kriterium Regenschirm erfüllt. «In meinem Hotel erhalten die Gäste den Regenschirm auf Verlagen an der Réception», erklärt Arno Affolter.

Das Angebot gilt auch für die Restaurantgäste – immer verbunden mit der Bitte, den Schirm beim nächsten Besuch wieder zurückzubringen. Auch Affolter lässt durchblicken, dass längst nicht alle Gäste dieser Bitte nachkommen. Und auch er kann damit gut leben – Hauptsache, die Hotel-Schirme erfüllen auch anderswo ihre Werbefunktion.