Stadt Luzern stellt Weichen für 98'000 Einwohner

Verdichtetes Bauen heisst das Zauberwort, mit dem die Stadt Luzern das Bevölkerungswachstum bis 2035 bewältigen will. Aber nicht nur: Dank zahlreichen Sub-Zentren soll die Aufenthaltsqualität in den Quartieren deutlich steigen.

Robert Knobel
Drucken

Im Jahr 2035 wird die Stadt Luzern rund 98'000 Einwohner zählen. Das zeigen die Prognosen des Kantons. Doch die aktuellen Baulandreserven der Stadt bieten lediglich Platz für 93'000 Einwohner. Neu-Einzonungen sind für den Stadtrat aber kein Thema. Deshalb soll das Wachstum mit Verdichtung innerhalb der bestehenden Bauzonen stattfinden. Grundlage dafür bietet das neue Raumentwicklungskonzept. Dieses hatte der Stadtrat bereits im Januar vorgestellt.

Mittlerweile liegt aufgrund von Rückmeldungen aus der Bevölkerung die definitive Version vor. Darin werden insgesamt 21 Quartierzentren, übers ganze Stadtgebiet, definiert. Mit dem Begriff Quartierzentrum verbindet die Stadt das Ziel, dass Läden, Schulen sowie attraktive Begegnungsorte für die Quartierbevölkerung in kurzen Distanzen erreichbar sind. «Ein Quartierzentrum ist mehr als nur ein Quartiertreff», sagt die städtische Baudirektorin Manuela Jost (GLP). Damit ein Ort als Zentrum funktioniert, müssen zahlreiche soziale, wirtschaftliche und städtebauliche Aspekte mitspielen.

Nicht vergessen: In der Altstadt wird auch gewohnt

Das Konzept vom Januar sah insgesamt 19 solche Quartierzentren vor. Aufgrund der Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind zwei weitere dazu gekommen. So einerseits im Bereich Bernstrasse-Rönnimoos. «Es hat sich gezeigt, dass zwischen Kreuzstutz und St. Michael etwas fehlt», sagt Manuela Jost. Mit einer Aufwertung dieses Gebiets werden auch die beiden Stadtteile Littau und Luzern besser miteinander verbunden. Ebenfalls neu dazugekommen ist die Altstadt. Das erstaunt auf den ersten Blick – hat die Altstadt heute etwa keine Zentrumsfunktion? Gemäss Manuela Jost kam aus der Bevölkerung der Wunsch, «die Altstadt als Lebensort zu stärken», wie sie sagt. Mit anderen Worten: Statt immer nur über Touristen und Läden zu sprechen, soll der Lebensqualität der Altstadt-Bewohner verstärkt Beachtung geschenkt werden.

Was kann die Stadt überhaupt tun?

Von den 21 Quartierzentren gibt es gemäss Stadtrat nur gerade drei, die bereits heute als «intakt »bezeichnet werden können: Das Bruchquartier, die Neustadt und der Bereich Dorfstrasse-Geissenstein. Bei allen anderen Zentren gibt es teils noch massives Verbesserungspotenzial. Doch wie will die Stadt deren Zentrumsfunktion stärken – schliesslich kann sie in den meisten Fällen weder den Ladenmix noch die architektonische Gestaltung der betreffenden Plätze und Gebäude bestimmen. Manuela Jost ist sich dessen bewusst. «Deshalb müssen wir die Planung jeweils eng mit den Eigentümern und der Quartierbevölkerung koordinieren.» Die Stadt werde auch aktiv auf diese zugehen und sie ermutigen, sich für eine attraktivere Aufenthaltsqualität einzusetzen.

Auch wenn die Stadt den Eigentümern nichts vorschreiben kann, so hat sie zumindest juristische Instrumente, um die Entwicklung in die gewünschte Richtung zu lenken. Konkret ist dies die Bau- und Zonenordnung (BZO). Im Stadtteil Littau gilt noch die alte BZO der Gemeinde Littau. Diese soll nun angepasst werden, um die Bildung der dortigen Quartierzentren zu ermöglichen. Anschliessend soll die Littauer BZO bis 2023 in die Stadtluzerner BZO integriert werden. Weiter kann die Stadt in den Quartierzentren bei Neu- oder Umbauten auch Vorgaben zum Nutzungsmix machen. So soll beispielsweise die Erdgeschoss-Nutzung durch Gewerbe in Wohnsiedlungen gefördert werden.

Verzögerung bei den BZO-Änderungen

Verzögerung bei den BZO-Änderungen Neben der Zusammenführung der beiden Bau- und Zonenordnungen (BZO) von Littau und Luzern beschäftigt noch ein weiteres wichtiges Projekt die städtische Baudirektion. So soll nämlich die 2014 eingeführte BZO des alten Stadtteils in einigen Punkten bereits wieder geändert werden. Beispielsweise soll das LUKB-Gebäude an der Pilatusstrasse aufgestockt werden können oder der Neubau der Hotelfachschule an der Haldenstrasse ermöglicht werden. Insbesondere die LUKB drängt auf eine rasche Realisierung ihres Ausbauprojekts. Die Umsetzung dieser Änderungen verzögert sich aber. Grund ist unter anderem die Vorprüfung durch den Kanton, die «ausserordentlich lange» dauerte, wie der Stadtrat schreibt. Doch damit nicht genug: Der Kanton verlangt nun eine zweite Vorprüfung der obigen BZO-Änderungen. Diese soll 2018 stattfinden. Der Stadtrat hofft, dass die Änderungen spätestens Anfang 2020 dem Luzerner Regierungsrat zur Genehmigung unterbreitet werden können.

rk

Das vollständige Raumentwicklungskonzept sowie die Ergebnisse der Bevölkerungs-Mitwirkung und weitere Dokumente finden Sie hier.