Ein Pilotprojekt von Suva und Stadt Luzern sollte die Sicherheit in Kreiseln für Velos erhöhen. Das ist grundsätzlich gelungen, doch es gibt noch Verbesserungspotenzial.
Verkehrsverbände, Behörden oder die Polizei weisen immer wieder darauf hin: Wer mit dem Velo durch den Kreisel fahren will, tut dies aus Sicherheitsgründen am besten in der Mitte der Fahrbahn – ausser, man nimmt die erste Ausfahrt. So ist man besser sichtbar und wird nicht von abbiegenden Fahrzeugen «abgeschossen».
Doch vielen Verkehrsteilnehmenden ist diese Empfehlung nach wie vor nicht bekannt. Bei jedem dritten Unfall im Kreisel ist ein Velo involviert, aber nur bei 4 Prozent dieser Unfälle trägt der Velofahrer oder die Velofahrerin die Hauptschuld, schreibt die präventionsbeauftragte Unfallversicherung Suva. Sie hat darum gemeinsam mit der Stadt Luzern und der Verkehrsfirma Swisstraffic eine Pilotstudie zu Velos in Kreiseln und der Wirkung von Präventionskampagnen durchgeführt. Nun liegen die Resultate vor.
Mit Kameras wurde das Verhalten von Velofahrenden in den drei Luzerner Kreiseln Allmend, Renggstrasse sowie Rösslimatt erfasst und mit einer Software analysiert. Es gab drei Untersuchungen, die jeweils eine Woche dauerten und Ende April/Anfang Mai, Juni und September 2021 stattfanden. Insgesamt wurden so rund 10'000 Fahrten registriert.
Zwischen den Aufzeichnungsperioden führte die Suva eine Kommunikationskampagne zur Sensibilisierung der Velofahrenden in sozialen Medien, mit Plakaten, Inseraten und Flyern durch. So konnte der Anteil der Velos, die in der Mitte durch die Kreisel fuhren, gesteigert werden: von 62 Prozent bei der ersten Messung auf 76 bei der zweiten und 79 Prozent bei der dritten.
Um herauszufinden, wie nachhaltig die Wirkung des Pilotprojekts ist, sind Ende April/Anfang Mai sowie im September Nachmessungen geplant, sagt Suva-Mediensprecherin Natascha Obermayr. Weiter wolle man das Projekt anderen Städten anbieten.
Seitens Stadt Luzern sind aufgrund der Erkenntnisse der Studie keine baulichen Massnahmen vorgesehen, schreibt Esther Bieri vom Tiefbauamt. Für die Gestaltung von Kreiseln gebe es Normen und verkehrsplanerische Vorgaben. Sofern diese eingehalten werden, seien Kreisel grundsätzlich auch für Velofahrende sicher. Beim Projekt sei es darum gegangen aufzuzeigen, «welchen Beitrag Velofahrende durch ihr Verhalten selbst leisten können, damit sie sicher durch diese Kreisel fahren können».
Eine weitere Velo-Studie hat kürzlich die Hochschule Luzern (HSLU) – Wirtschaft veröffentlicht. In Zusammenarbeit mit Pro Velo wurde das Verhalten von Velofahrenden im Winter untersucht. Dazu wurden rund 11'000 Personen in der Deutschschweiz und der Romandie befragt, die mehrmals pro Woche Velo fahren. Es zeigte sich, dass im Winter 65 Prozent der Befragten regelmässig mit dem Velo zur Arbeit fahren (Frühling/Sommer: 88 Prozent). Im Winter sind zudem verhältnismässig weniger E-Bikes unterwegs. Bei befragten E-Bike-Besitzenden sank die Velonutzung im Winter um 31 Prozent, bei den anderen Velofahrenden um 24 Prozent.
Das Potenzial, im Winter mehr Leute zum Velofahren zu bewegen und so die Verkehrssysteme zu entlasten, sei vorhanden. Wichtig wäre, «dass die Velowege in gutem Zustand und sicher sind», heisst es im Schlussbericht. «Was unter dem Jahr nervt, kann im Winter dazu führen, dass sogar Alltagsfahrerinnen und Alltagsfahrer sich für ein anderes Transportmittel entscheiden.» Weiter würden positive Anreize helfen. So könnten Firmen etwa für Angestellte einen zusätzlichen Ferientag beim Erreichen eines festgelegten Ziels oder eine interne Velokilometer-Challenge anbieten. (std)