Bis im Jahr 2015 will die Stadt Luzern ihre öffentlichen WC-Anlagen von 40 auf 24 reduzieren. Das stösst auf Kritik – und ein Lösungsvorschlag wird in die Debatte eingebracht.
Vor etwa einem Monat hat die Stadt einen Masterplan «Öffentliche WC-Anlagen» veröffentlicht und an betroffene Stellen verschickt. Sie will «bis 2015 die Stadt mit genügend modernen, sauberen und sicheren öffentlichen WC-Anlagen bestücken». Im Klartext heisst das: Die Anzahl der Anlagen wird von heute 40 auf rund 24 reduziert. Besonders öffentliche Toiletten in Aussenquartieren sind davon betroffen.
«16'000 Luzerner» mit Darmproblemen
Dieser «Plan» – er bedarf noch einer Genehmigung durch den Grossen Stadtrat; das Thema kommt diesen Winter aufs Tapet – stösst der Schweizerischen Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung (SMCCV) sauer auf. «Das Ziel sollte unserer Meinung nach sein, die bestehenden WCs zu sanieren und zu modernisieren sowie zusätzlich selbstreinigende Toiletten zu installieren», heisst es in einer Medienmitteilung. Schliesslich gebe es zahlreiche Menschen, die mit der Aufhebung von Anlagen Probleme hätten. Hochgerechnet gebe es knapp 16'000 Stadtluzerner mit einer Darmerkrankung, rechnet die in Aarau beheimatete Vereinigung vor. Nicht zu vergessen die 21% Über-65-Jährigen, die nicht mehr so beweglich seien.
Deutsches Modell als Vorbild
«Warum wurde im Masterplan beispielsweise die 'Nette Toilette' nicht gründlicher geprüft?», wird als Frage in den Raum gestellt. Dieses System werde in zahlreichen deutschen Städten mit Erfolg angewendet. Der dahinter stehende Gedanke: Institutionen, Restaurants und Läden stellen ihre Toiletten öffentlich zur Verfügung. Im Gegenzug erhalten diese von der Stadt einen Reinigungs-Zuschuss. Bereits jetzt würden ja auch in Luzern WCs in Geschäften rege benutzt: So verzeichne der Gift Shop Casagrand täglich gemäss dem Besitzer rund 500 Benützungen – ohne Entschädigung der Stadt.
Mehr Geld für Quartiertoiletten?
Das Ziel – eine quantitative und qualitative Verbesserung des Angebots an kostenlosen, öffentlichen Toiletten im innerstädtischen Bereich – könnte auch mit der Anwendung des «Nette Toilette»-Konzepts erreicht werden, ist sich die SMCCV sicher. Konsequenz: «Man könnte auf teure Chromstahltoiletten verzichten, mit dem Geld Toiletten in den Quartieren modernisieren und diese auch behindertengerecht ausrüsten.»
Einsparungspotenzial geortet
Eine Rechnung, die ein grüner deutscher Politiker für Bremen anstellt, tönen jedenfalls vielverspreched: Reinhard Loske sagte zur «Welt online», dass die Grossstadt mit der Einführung der «netten Toiletten» knapp eine Million Euro einsparen könnte. Jeder Gang auf eine der 22 vollautomatisierten Toiletten habe Bremen bislang fünf Euro gekostet – im Jahr 1,1 Millionen Euro. Die Abgaben an Wirte und Händler beim System «Nette Toilette» schlügen im Gegenzug nur etwa 150'000 Euro zu Buche.
Dave Schläpfer/str