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Im neuen Gebäude hat das Luzerner Stadtarchiv endlich genug Platz. Auch die alten Hofbrückenbilder kommen hier unter.
Hand aufs Herz: Wussten Sie, wo die Stadt Luzern in den letzten 40 Jahren die wichtigsten Dokumente und Quellen ihrer Geschichte aufbewahrte? Die Antwort lautet: in schlichten Büroräumen im dritten Stockwerk des EWL-Gebäudes an der Industriestrasse. Damit ist es nun vorbei. Luzerns Stadtarchiv hat jetzt ein eigenes Gebäude erhalten. Gestern wurde es den Medien offiziell präsentiert.
An der Ruopigenstrasse im Stadtteil Littau, vor der Kanti Reussbühl, steht der Neubau – quadratisch, sechsstöckig, 21,5 Meter hoch. «Es ist ein Unikat mit eigenem Gesicht, ein kleiner Leuchtturm», sagte Isabella Gerster vom Zürcher Architekturbüro Enzmann Fischer, das den 11-Millionen-Franken-Bau im Auftrag der Stadt Luzern realisierte.
Das neue Stadtarchiv ist auch von der Grossbaustelle Seetalplatz her gut sichtbar. Stadtschreiber Toni Göpfert meinte dazu gestern schmunzelnd: «Wir wollen Emmen damit signalisieren: ‹Hier ist die Stadt.›» Pläne, Bilder, Stadtrats- und Grossstadtratsdokumente und vieles mehr ist im Stadtarchiv untergebracht. Ein Teil der Dokumente geht bis aufs 14. Jahrhundert zurück; der Schwerpunkt liegt aber auf Archivalien ab dem frühen 19. Jahrhundert. «Das Stadtarchiv ist das Gedächtnis der Stadt», so Göpfert. «Es leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Identitätsfindung der Stadt.»
Stadtarchivarin Daniela Walker hat den Umzug von der Industriestrasse an die Ruopigenstrasse an vorderster Front miterlebt. «Das neue Stadtarchiv ist ein wunderschöner Bau, der auch funktional alle Bedürfnisse abdeckt», freut sie sich. 2400 Quadratmeter Geschossfläche hat das neue Gebäude – mehr als doppelt so viel wie am früheren Standort.
Insgesamt gibt es 6500 Regal-Laufmeter – Platz unter anderem für 60 000 Fotos, 3500 Karten und Pläne sowie 3200 Plakate. Neu integriert sind hier nun auch die bisher ausgelagerten Bestände der früheren Gemeindebibliothek Littau.
Sicherheitslücken, Klimaschwankungen sowie Platznot am früheren Standort hätten eine neue Lösung notwendig gemacht, sagte Projektleiter Gregor Joho von der städtischen Baudirektion. «Diesen Sommer war es in den Räumen an der Industriestrasse zeitweise bis zu 30 Grad heiss», so Stadtarchivarin Walker. «Das kann bei empfindlichen Dokumenten zu Auflösungsprozessen führen.» Ziel sei gewesen: «Kein Kondenswasser, nicht zu viel UV-Licht, dazu möglichst keine Temperaturschwankungen», erklärte Projektleiter Joho. «Im Neubau ist dies dank modernster Technik gewährleistet.» Auffällig am neuen Stadtarchiv ist: Nur das erste Stockwerk mit dem Empfangsraum ist mit hohen Fenstern ausgestattet – und signalisiert so den öffentlichen Charakter des Gebäudes. Die oberen Stockwerke hingegen sind fensterlos; hier lagern die besonders wertvollen Dokumente und Pläne.
Eine Besonderheit ist auch, dass das neue Stadtarchiv als erstes städtisches Gebäude im Minergie-P-Eco-Standard ausgeführt wurde. «Der Heizwärmebedarf liegt 40 Prozent unter demjenigen eines herkömmlichen Gebäudes», so Gregor Joho. Zudem sei die Energieversorgung zu 100 Prozent erneuerbar (unter anderem mit Erdwärme).
Neu gibt es im Stadtarchiv einen 50 Quadratmeter grossen Kulturgüterraum. «Hier ist erstmals eine angemessene Lagerung der 226 Dreiecksbilder der im 19. Jahrhundert abgebrochenen Hofbrücke möglich», freute sich die städtische Denkmalpflegerin Theresia Gürtler. Auch ein Teil des Kirchenschatzes von Mariahilf ist neu hier, unter anderm mit wertvollen bestickten Messgewändern.
Einen eigenen Raum im Stadtarchiv erhalten neu auch Teile der städtischen Kunstsammlung. Diese umfasst insgesamt rund 3500 Gemälde und Skulpturen vorwiegend von Luzerner und Innerschweizer Künstlern. Rund 2000 davon hängen im Stadthaus oder in anderen städtischen Gebäuden, etwa Schulhäusern. Die restlichen 1500 waren bisher in diversen Räumen eingelagert und kommen nun neu ins Stadtarchiv.
Das Stadtarchiv Luzern ist am Montag, Dienstag und Donnerstag von 13.30 bis 17 Uhr sowie am Mittwoch von 13 bis 19 Uhr geöffnet. Akten, Pläne und Fotos können im Rahmen geltender Schutzfristen im Lesesaal eingesehen werden. Grosse Teile des Archivs sind allerdings weiterhin nur für spezielle Forschungsprojekte zugänglich oder bleiben verschlossen wie etwa Teile des neu ins Stadtarchiv gezügelten Polizeiarchivs.
Hugo Bischof
Hinweis:
Am Freitag, 13. November, von 13.30 bis 17 Uhr und am Samstag, 14. November, von 10 bis 16 Uhr lädt das neue Luzerner Stadtarchiv zu zwei Tagen der offenen Türen. Es gibt geführte Rundgänge.
Archiv: Weitere Impressionen aus dem neuen Stadtarchiv auf www.luzernerzeitung.ch/bilder