Das Stadtluzerner Comicfestival Fumetto weckt die Nostalgie unseres Journalisten Simon Mathis. Die Comics haben ihn geografisch und kulturwissenschaftlich weitergebracht.
Seit Samstag ist Luzern eine Woche lang die Hauptstadt des Comics. Das Fumetto hat begonnen, nationale und internationale Zeichner zieht es in die Zentralschweiz. Mich selbst erfüllt das Comicfestival mit Nostalgie. Als Kind habe ich meine Eltern gezielt nach Luzern geschleppt, um mit dabei sein zu können. Denn für einmal gab es im Museum etwas zu sehen, was mich interessierte!
Na gut, rein ästhetisch war meine Begeisterung fürs Fumetto damals nicht. Mich zog vor allem die Comicbörse an, wo Bücher ohne Ende feilgeboten wurden. So viele Bänder «Dragonball», «One Piece» und «Detective Conan» auf einem Fleck hatte ich noch nie zuvor gesehen. Ganz zu schweigen von den «Pokémon»-Sammelkarten, die ich gleich paketweise aus zweiter Hand kaufte. Meine Eltern konnten sich ein schmunzelndes Kopfschütteln nicht verkneifen, als sie zwei Säcke voll Comics in den Kofferraum packten, um sie nach Nidwalden zu verfrachten.
Auch geografisch hat mich das Festival weitergebracht. Den alten Posttunnel unter dem Luzerner Bahnhof, der zurzeit so viel zu Reden gibt, sah ich zum ersten Mal in einer Fumetto-Ausstellung. Was genau gezeigt wurde, habe ich mittlerweile vergessen. Aber wann immer ich an den Tunnel denke, habe ich vage Erinnerungen an bunte Collagen, zerfetzte Sofas und an ein verrostetes Auto. Was immer in Zukunft mit dem Tunnel passiert, so wird er sicher nie mehr aussehen.
Ich kann es nicht verhehlen: Ich war und bin ein Nerd. Der Comic hat mich auch während meiner Kollegizeit in Stans begleitet. Meine Maturaarbeit habe ich über das «Frauenbild in japanischen Comics» geschrieben. Etliche Manga habe ich durchforstet und analysiert, ob Frauen darin wirklich so unvorteilhaft dargestellt werden, wie es das Klischee will. Dies natürlich zu rein kulturwissenschaftlichen Zwecken.
Heute dienen mir Comics der Entspannung. Fliesstext lese ich als Journalist schon genug, da ist eine bebilderte Geschichte am Feierabend genau die richtige Abwechslung. Übrigens werden Sie mir dieses Jahr vielleicht am Fumetto begegnen: Als freiwilliger Helfer führe ich Besucher durch die unterschiedlichen Ausstellungen. Da kommen die Kindheitserinnerungen wieder hoch: Auch wenn eine Führung wesentlich stressiger ist als ein Comic-Einkaufsbummel.