Er tritt als Aussenseiter und Parteiloser an. Trotzdem rechnet sich der Carrosseriespengler Rudolf Schweizer Chancen aus, ins Stöckli gewählt zu werden.
Ihr Lieblingsspielzeug ist ein Holzschlitten. Was verbindet Sie mit diesem?
Rudolf Schweizer: Ich verbinde den Schlitten mit meiner Kindheit. Ich bin im Entlebuch auf einem Bauernhof aufgewachsen. Dort sind wir jeweils die Strasse zur Schule hinuntergeschlittelt. Heute geht das dort wegen des Verkehrs leider nicht mehr.
Sie treten als Ständeratskandidat der parteilosen Schweizer an und sind politisch weitgehend unbekannt. Ihre Chancen, gewählt zu werden, sind äusserst gering. Wollen Sie sich einfach ins Rampenlicht stellen?
Schweizer: Überhaupt nicht. Ich habe politische Absichten. In unserem Carrosseriegewerbe stimmen die Strukturen und Rahmenbedingungen nicht mehr. Diese müssen dringendst verbessert und reformiert werden, der Bund macht leider nichts. Das Gewerbe wird mehr und mehr an den Rand gedrängt. Beispielsweise haben wir in den Carrosserieberufen in der Zentralschweiz noch 13 Lehrlinge im zweiten Lehrjahr, was ein grosses Problem darstellt. Zudem kämpfe ich dafür, dass es Versicherungen verboten wird, Parallelverträge zur Zusammenarbeit mit grossen Garagen anzubieten. Diese führen nämlich dazu, dass die Arbeit nicht mehr in den Regionen durchgeführt wird, sondern dass dies überregional geschieht, was zu Mehrverkehr führt.
Sie wollen also vor allem für Ihr Gewerbe in den Ständerat?
Schweizer: Nicht nur. Mir ist auch die Bildung wichtig. Als Lehrmeister möchte ich einen guten Lehrling im Betrieb, der handwerkliche Fähigkeiten hat. Dazu braucht es gute Lehrer. Man spart aber leider überall, so auch im Schulfach Werken. Nur: Dort, wo man sparen sollte, wird nicht gespart. Vor allem im IT-Bereich.
Was würden Sie als Ständerat anders machen?
Schweizer: Im Kanton Luzern herrscht eine Vetterliwirtschaft. Wenn man als Ständerat kandidiert, muss man auch den Stand vertreten. Heute haben wir Ständeräte, die diese Aufgabe einseitig wahrnehmen. Zudem sitzen sie für grosse Firmen in Verwaltungsräten. Das ist reiner Lobbyismus. Das Ziel der parteilosen Schweizer ist, dass dieser Lobbyismus verschwindet und in Bundesbern wieder faire und anständige Politik betrieben wird. Wir haben das Ziel, in vier Jahren zwei Frauen auf die Liste zu bringen, und in acht Jahren wollen wir schweizweit eine Fraktion in Bern bilden. Es hat mit Thomas Minder ja bereits einen Parteilosen im Parlament.
Wieso braucht es Parteilose?
Schweizer: Die Mehrheit der Bevölkerung ist parteilos, und wir bilden den Halt der Gesellschaft. Es sind viele wahlmüde geworden, weil zwischen links und rechts ein Gezänke herrscht. Auch in den Mitteparteien hat es viele Parlamentarier, die nicht lösungsorientiert handeln.
Sie finden demnach, dass die bisherigen Ständeräte des Kantons Luzern ihren Stand schlecht vertreten?
Schweizer: Ja. Konrad Graber vertritt den Kanton einseitig, er sitzt in sieben Verwaltungsräten von grossen Firmen. Durch diese Mandate kriegt er natürlich zusätzliche Honorare. Das braucht es nicht. Er muss den Stand wahrnehmen und hat nicht in Verwaltungsräten zu sitzen. Diese Verfilzung von Wirtschaft und Politik prangere ich an. Georges Theiler tritt zurück, da habe ich nicht viel dazu zu sagen.
Realistisch gesehen wird es für Sie schwierig, gewählt zu werden.
Schweizer: (unterbricht) Nein, ich habe meine Chancen. Es sind sechs Kandidaten. Konrad Graber wird wahrscheinlich wiedergewählt. Er hat ein grosses Unterstützungskomitee. Und er hat auch Profil. Gegen die anderen habe ich meine Chancen. Yvette Estermann von der SVP sowie Roland Fischer von den Grünliberalen werden im ersten Wahlgang nicht gewählt. Auch Louis Schelbert von den Grünen und die SP-Frau Prisca Birrer-Heimo nicht.
Dann bleibt noch FDP-Kandidat Damian Müller.
Schweizer: Damian Müller wird mit einem riesigen Budget der FDP enorm gefördert. Ich habe aber das Gefühl, dass er zu jung ist und die Fähigkeiten für das Amt nicht besitzt.
Wenn es für Sie nicht klappen sollte: Nächstes Jahr sind im Kanton Luzern Gemeinderatswahlen. Wäre ein solches Amt etwas für Sie?
Schweizer: Nein, denn in Malters, wo ich wohne, haben wir gute und zielorientierte Leute im Gemeinderat.
Im Kanton Luzern sind Sie ein politisch unbeschriebenes Blatt. Für welche Standpunkte stehen Sie ein?
Schweizer: Die Schulbildung darf nicht vernachlässigt werden. Wir haben auch ein Problem mit der Zuwanderung und der Überfremdung. Es gibt Klassen, in denen nur noch ein Kind Deutsch kann. Bei der Flüchtlingswelle brauchen wir eine dezentrale Lösung. Wir müssen die Häuser öffnen und den jugendlichen Flüchtlingen eine Zukunft bieten, damit sie später wieder in ihre Heimat zurückgehen können und dort helfen, das Land wieder aufzubauen. Und das Gewerbe ist natürlich mein Schwerpunkt.
Wie gross ist Ihr Wahlkampfbudget?
Schweizer: Ich habe ein Budget von 3000 Franken.
Wie hat Ihre Familie auf die Kandidatur reagiert?
Schweizer: Meine Familie ist eher skeptisch eingestellt. Meine Frau ist politisch nicht so aktiv, aber ich bin aus anderem Holz geschnitzt. Mein Sohn war anfänglich sehr skeptisch, aber er hat nun mein Profil angeschaut und sagt: Ich wähle dich.
Hat sich in Ihrem Umfeld seit der Bekanntgabe der Kandidatur etwas geändert?
Schweizer: Manche sagen, ich sei «ein Verrückter», andere unterstützen mich. Aber ich werde meine Stimmen machen, davon bin ich überzeugt. Ich werde in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Journalisten interessieren sich bekanntlich auch für meine Anliegen (lacht).
Interview Matthias Stadler
Ständerat: Die Reihenfolge der Interviews zu den Luzerner Ständeratskandidaten wurde ausgelost. Alle bereits erschienenen Interviews finden Sie unter www.luzernerzeitung.ch/wahlenluzern
Ständerat: Die Reihenfolge der Interviews zu den Luzerner Ständeratskandidaten wurde ausgelost. Alle bereits erschienenen Interviews finden Sie unter www.luzernerzeitung.ch/wahlenluzern