Wenn am Güdisdienstag in Kriens der Umzug startet, sind Gäste aus dem Wallis am Start. Doch auch Lokales wird thematisiert.
Nie sind die Krienser kreativer als kurz vor Fasnachtsbeginn. Letzten Samstag wurde in der Galli-Halle in Kriens mit viel Herzblut gebohrt, genagelt, gehämmert und gemalt. Rund 160 Fasnachtsbegeisterte geben den Wagen für den Umzug der Galli-Zunft den letzten Schliff. Bis zum Start des Umzuges am Güdisdienstag um 14 Uhr werden sie rund 500 Meter Dachlatten und über 100 Liter Abtönfarbe verarbeitet haben.
Ein imposanter Steinbock thront etwa auf dem Wagen der Chnuschtis aus Kriens. «Walliser Steiböckli am Pilatus» lautet das Motto der rund 25-köpfigen Wagenbaugruppe. Die Wahl des Sujets sei aus einer Trinklaune heraus entstanden, so Wagenbauchef Pascal Greber (24). Das Motto ist eine Anspielung an die im Pilatus-Gebiet ausgesetzten Walliser Steinböcke. «Unsere Walliser Böcke wurden mit den Luzernern verheiratet», erklärt Greber. Denn: ohne Hochzeit keine Fortpflanzung.
Sämtliches Material für den Bau der Wagen wird von der Galli-Zunft Kriens zur Verfügung gestellt. Für einen reibungslosen Ablauf sorgt Willi Riedweg (43), Archivar der Galli-Zunft. «Dieses Jahr haben wir sehr viele lokale Sujets», sagt Riedweg. Doch nicht nur die Geschehnisse aus der Region werden auf den Fasnachtswagen «verarbeitet». Die Forderung nach erneuerbaren Energien macht auch vor der Krienser Fasnacht nicht Halt. «AKW ade – Wasserkraft ju-hee» steht auf dem Wagen des Quartiervereins Schattenberg, und eine rote Wasserturbine dreht sich unterhalb des mächtigen Pilatus.
Unter der Leitung von Pio Rossit (52) bauten die Jugendlichen der Pfadi Kriens die Szenerie aus der Spendenaktion «Jeder Rappen zählt» nach. Es sei etwas chaotisch zu und her gegangen, so Rossit. Seine Geduld war gefragt. «Ich hatte mit jungen Leuten zu tun, die zuvor noch nie eine Stichsäge in den Händen gehalten hatten», schmunzelt der Fasnachtsprofi. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. «Wir sind praktisch fertig», sagt Pfader Flavio Tschopp (18) aus Obernau stolz und reibt sich die blaue Farbe von den Fingern.
Und was geschieht mit all den Wagen nach der Fasnacht? «Am Samstag nach Aschermittwoch wird ausgenagelt», so Willi Riedweg. Dann werden die Wagen wieder in Stücke zerlegt und alles noch brauchbare Material geordnet und verstaut.
Denn eines ist laut Riedweg sicher: Auch nächstes Jahr wird wieder zünftig gebaut und gebastelt.
Barbara Schwenk