Ein virtueller Spaziergang durch Luzern in höchster grafischer Qualität ist seit kurzem möglich. Doch der Datenschutz ist längst noch nicht überall gewährleistet.
Bereits eine kurze Suche im digitalisierten stadtluzernischen Gebiet offenbart mehrfach, dass bis dato längst nicht alle Gesichter und Autonummern verwischt worden sind, wie das vom Datenschützer gefordert und von Google versprochen worden war. «Hier wurde ein Produkt auf den Markt gebracht, das noch nicht ausgereift ist», kritisiert der kantonale Zürcher Datenschützer Bruno Baeriswyl.
Fehlerfreiheit nicht gewährleistet
«Wir nehmen den Datenschutz sehr, sehr ernst», hatte der zuständige Google-Product-Manager Raphael Leiteritz am (gestrigen) Lancierungstag bei der Präsentation der neuen Internet-Applikation in Zürich gesagt. Leiteritz räumte allerdings ein, dass die automatische Anonymisierungssoftware, die Google verwendet, «wie jedes gängige Computerprogramm», nicht zu 100 Prozent fehlerfrei funktioniere.
Nicht anonymisiert: Staufahrerin an der Haldenstrasse. (Bild maps.google.ch)
«Einige Hinweise und Beschwerden»
Beim Datenschützer sind inzwischen «bereits einige Hinweise und Beschwerden» eingegangen, wie Informationsbeauftrage Eliane Schmid auf Anfrage erklärte. «In der Hauptsache weisen sie auf die mangelnde Anonymisierung einzelner Bilder hin.» Der eidgenössische Datenschutzbeauftragte Hanspeter Thür werde die Situation weiterhin beobachten, wie dieser gegenüber der Nachrichtenagentur AP sagte. Bei der Problematik der Rohdaten zeichne sich eine Lösung ab: Einen Zeithorizont für die Löschung gebe es zwar noch nicht, Google arbeite aber bereits an einer Lösung, meinte Thür.
Personen so oder so identifizierbar
Laut Google hat jede Person, die für Google Street View fotografisch erfasst wurde – ob anonymisiert oder nicht – das Recht, die Entfernung des Bildes aus dem Programm zu verlangen. Zudem kann auf «bedenkliche» Aufnahmen hingewiesen werden. Generell stellt sich natürlich die Frage, ob sich die Identität von Personen trotz korrekt verwischtem Gesicht nicht ohnehin anhand von Kleidung und Postur zweifelsfrei feststellen lässt. Schmid sieht darin jedoch kein Problem: «In der Öffentlichkeit muss man damit rechnen, fotografiert zu werden – solange dies nach Zufallsprinzip passiert und nicht gezielt eine Person ins Visier genommen wird.» Darin liege «keine gravierende Persönlichkeitsverletzung».
Problemlos erkennbare Kennzeichen von in der Nähe des Kantonsspitals parkierten Autos. (Bild maps.google.ch)
Erhofftes Einfallstor für Touristen
Datenschutz hin oder her – Freude am neuen Angebot hat die Tourismusbranche: «Wir freuen uns, dass Luzern zu den Schweizer Städten gehört, die bereits heute mit Google Street View virtuell entdeckt werden können», sagt Marcel Perren, Direktor von Luzern Tourismus. «Viele Gäste planen ihre Reise heute zum grössten Teil online.» Mit Street View werde das bereits auf Google Earth bestehende Angebot ergänzt.
«Ich bin fasziniert», schwärmt Brigitte Imbach, Gemeindepräsidentin von Wolhusen, nach einer virtuellen Fahrt durch «ihr» Dorf. «Ob dies den Tourismus ankurbeln wird, wage ich zu bezweifeln», meint sie. Für eine Routenplanung könne dieses Feature jedoch sehr hilfreich sein.
Gemäss Google soll Street View in Bälde für Zug und Baar und später auch für weitere Teile der Zentralschweiz verfügbar sein.
Auch die Google-Kamerawagen waren ein beliebtes Sujet, wie diese Szene von der Seebrücke zeigt. (Bild maps.google.ch)
scd/ob/ap
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Video zur Street-View-Einführung in der Schweiz: