Lehrerin Sara Wicki möchte Miss Schweiz werden. Die ehemalige Miss Zentralschweiz ist von ihrer Teilnahme selber überrascht.
Zum Interview erscheint Sara Wicki 10 Minuten früher als vereinbart. Mit zügigen Schritten betritt sie das Stadtcafé in Sursee, setzt sich und hält einen Augenblick später mit beiden Händen ihren heissen Latte Macchiato. «Ich habe mich beeilt, draussen ist es eisig und windig. Zudem komme ich nicht gerne zu spät», sagt die 23-jährige Lehrerin aus Sursee, die 2011 Miss Zentralschweiz war.
Sara Wicki ist eine der 18 Anwärterinnen, die sich für die letzten Auswahlverfahren der Miss-Schweiz-Wahl stellen. Sie hat sich gegen 600 Mitbewerberinnen behauptet. Dass sie teilnimmt, ist auch für sie überraschend. «Ich wollte eigentlich nicht. Nachdem ich 2011 dabei war und die letzten 35 erreichte, war die Sache für mich abgehakt.»
Jetzt wurde sie von der Miss-Schweiz- Organisation für das Casting eingeladen. Eigentlich ein Traum – jedoch nicht unbedingt für Sara Wicki. Sie sagte nicht auf Anhieb zu. «Ich war hin und her gerissen. Als Lehrerin stehe ich bereits in der Öffentlichkeit. So stellte sich die Frage, ob eine Miss-Wahl richtig ist.» Sie habe mit Lehrerkollegen, Freunden, den drei Geschwistern, den Eltern und mit ihrem Freund Ueli, mit dem sie seit sechs Jahren zusammen ist, geredet.
«Die meisten ermutigten mich, und ich selber motivierte mich damit, dass ich noch bis 65 Lehrerin sein kann.» Die Gelegenheit, die sich ihr nun biete, könne sie nicht verstreichen lassen. «Ich will nicht mit 40 zurückblicken und mir vorwerfen, etwas ausgelassen zu haben.»
Nun muss sie sich mit 17 Kolleginnen vorab in sechs Pre-Shows beweisen. In jeder Folge scheidet eine Kandidatin aus. An der eigentlichen Miss-Wahl am 8. Juni in Zürich nehmen nur zwölf Frauen teil. Früher wurde die Miss Schweiz an einer Veranstaltung gekürt. Vorbehalte gegenüber dem neuen Konzept hat Sara Wicki nicht. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mit Casting-Shows vergleichbar ist, in denen auf Kosten der Kandidatinnen Unterhaltung auf tiefem Niveau geboten wird.»
Während sie dies sagt, isst sie ein Kägi-Fret und später noch ein Biskuit. Diät, Rohkost oder ein Teller Gemüse sind für die aufgestellte Frau kein Thema. «Ich esse gerne richtig. Ob Pasta, Reis, Kartoffeln, Fleisch oder Schokolade, ist mir egal.» Dem Schlankheitswahn verfalle sie garantiert nicht – das habe sie auch als Miss Zentralschweiz nicht anders gehandhabt.
Was der künftigen Miss Schweiz bevorsteht, weiss sie nur ansatzweise. Sicher sei: «Der Terminplan wird ausgebucht sein.» Für die Lehrerin würde das bedeuten, dass sie ihren Teilzeit-Job an der Sek Rothenburg aufgeben müsste. Mit dem Schulleiter hat sie dies abgesprochen. Dieser finde es übrigens auch gut, dass sie ihre Chance nutze.
Und die Schüler? «Die freuen sich mit mir, allerdings hat mich ein Mädchen gefragt, ob ich als Miss weiter bei ihnen unterrichten würde. Ich sagte, dass dies nicht möglich sei. Das Mädchen erwiderte lachend, dass sie in dem Fall wohl nicht für mich stimmen könne.» Auch die Burschen in der Schule machen sich bei der vielleicht bald schönsten Frau der Schweiz Gedanken. «Einer meiner Schüler sagte: ‹Sie, Frau Wicki, das Bild von Ihnen mit dem Jeanshemd, das ist dann schon ein schönes.›» Gemeint ist eines, in der Sara Wicki ein knappes Jeans-Top trägt, welches nicht für den Unterricht geeignet ist.
Wenn es mit dem Titel nicht klappen sollte, will die gebürtige Wauwilerin auf Reisen gehen. «Bis jetzt fehlte mir durch das Studium die Zeit und das Geld.» Neben dem Titel ist es ihr primäres Ziel, in diesem Jahr ihr Studium abzuschliessen. Vier Fächer hat sie abgeschlossen, für den Master fehlt ihr noch ein Modul.
Sie mag elektronische und «richtige» Musik, geht ab und zu einen «Buebefilm» im Kino schauen und fährt Snowboard. Derzeit wohnt sie zusammen mit zwei Freundinnen in einer WG. In den kommenden Wochen werden sie sich gemeinsam die Aufzeichnungen der Pre-Shows zur Miss-Wahl ansehen.
Dabei könnte es für sie problematisch werden. «Ich weiss dann natürlich bereits, welche von uns ausscheidet. Aber den Mädels darf ich nichts verraten.» Sara Wicki ist aber, so sagt sie selber, «ein Plappermaul» und kann kaum etwas für sich behalten. «Wer mich gut kennt, kann mir relativ leicht eine Antwort entlocken.» Bevor die Sendungen ausgestrahlt werden, rücken die 18 Frauen in ein Camp ein. «Ich bin gespannt. Wir kennen uns nur oberflächlich. Zickereien gab es bisher keine.» Wohin es geht, ist streng geheim. Sara Wicki weiss es natürlich, und wir gehen davon aus, dass sie es für sich behält.