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An einem Infoanlass des Kantons Luzern zur Reussportbrücke im Verkehrshaus musste sich Regierungsrat Fabian Peter (FDP) viel Kritik anhören. Kein Wunder: Im zahlreich erschienenen Publikum sassen fast nur Gegner des Projekts.
Imposant war am Dienstagabend am öffentlichen Infoanlass des Kantons Luzern zum Strassenprojekt Reussportbrücke nicht nur der Publikumsaufmarsch, sondern auch die Präsenz von Polizisten und Securitys. Wer ins Verkehrshaus rein wollte, musste die Tasche oder den Rucksack öffnen. Vor dem Eingang hielten Projektgegner Transparente in die Höhe.
Trotz des hochemotionalen Themas blieb die Stimmung aber gesittet. «Ich erwarte einen respektvollen Umgang miteinander», sagte Regierungsrat Fabian Peter (FDP) zu Beginn der Veranstaltung.
Er hatte sich quasi in die Höhle des Löwen begeben. Denn die Brücke, die der Kanton als abgespeckte Version der umstrittenen Spange Nord bauen will (wir berichteten), ist bei vielen Stadtluzernern schon ähnlich unbeliebt. So ist ein Bevölkerungsantrag hängig, der vom Stadtrat in der Vernehmlassung die Ablehnung des Projekts fordert und die IG «Reussport nein» sammelt Unterschriften gegen die Brücke und gegen den Basisausbau – also etwa eine Kapazitätserweiterung des Kreuzstutz-Kreisels (wir berichteten). Sie tat dies auch vor dem Verkehrshaus. Die Befürchtungen: mehr Verkehr und damit mehr Lärm und Abgase im Raum Basel-/Bernstrasse und Fluhmühle. Zudem gehe im Bereich der Reuss einmaliger Naturraum verloren.
Im ersten Teil des Anlasses erklärte der externe Bauherrenberater Michel Simon ziemlich zügig und ziemlich technisch, wie externe Fachleute in mehreren Phasen Varianten geprüft und bewertet haben – und weshalb die Reussportbrücke zum Favoriten wurde. Es ging um Methoden, Vergleichszustände, Gewichtungen. Irgendwann sagte Simon: «Jetzt wird’s noch technischer.» Ein erster Zuhörer war bereits eingenickt.
Dieser wachte pünktlich zur Diskussion im zweiten Teil wieder auf. «Ich schäme mich für unsere Generation, wir haben 50 Jahre lang gesündigt mit Verkehrsprojekten – jede Strasse, die wir bauen, ist falsch», sagte ein Zuhörer und erntete dafür viel Applaus. Den gab’s auch für weitere ähnliche Voten aus dem Publikum: «Ziel des ‹Letter of Understanding› von Bypass und Spange Nord ist es, dass die Stadt für alle gleichermassen erreichbar ist – das ist ein Denkfehler», sagte ein weiterer Zuhörer und fügte an:
«Das Auto, egal wie es angetrieben ist, braucht zu viel Platz. Es braucht ein Umdenken, also weniger Autos.»
Thomas Scherer vom Quartierverein Maihof gab zu bedenken, dass die Bewohner am Schlossberg und in der Fluhmühle schon heute viel Verkehr ertragen müssten: «Es geht nicht so weiter, dass wir unsere Städte mit Strassen prägen.» Ein Vertreter von der Gegenbewegung Spange Nord kritisierte, dass man bei den Berechnungen aller Varianten gleich viele Autos «durch die Stadt jagen» will, «statt zu berücksichtigen, dass künftig viele Leute auf den ÖV umsteigen sollten». Und was den Fehler bei der Berechnung der Busspur betreffe, «das kann passieren».
Regierungsrat Fabian Peter räumte ein, dass bei der externen Berechnung zu den Busspuren ein Fehler in einer Excel-Tabelle passiert sei. «Dieser hat aber keine Auswirkungen auf das Endergebnis.» Der Bericht werde aber noch entsprechend angepasst. Peter sagte, er wolle nicht einzelne Verkehrsträger gegeneinander ausspielen:
«Unser Auftrag ist, die Mobilität für alle im Kanton sicherzustellen – wenn sie wie ich beispielsweise in Inwil wohnen, hat das Auto eine andere Bedeutung als in der Stadt.»
Es gebe auch Städter, die via Autobahn irgendwo hinfahren. Er betonte, dass der Regierungsrat in diesem Fall den Auftrag erhalten habe, Varianten der Spange Nord zu prüfen und nicht eine Grundsatzstrategie zum Thema Verkehr zu erarbeiten. «Aber wir müssen in Zukunft die Diskussion führen: Welche Mobilität wollen wir? Was machen wir anders?»
Auf die alles entscheidende Frage aus dem Publikum, ob der Kanton sich vorstellen könne, ein Projekt gegen den Willen der Standortgemeinde zu bauen, sagte Fabian Peter: «Das wäre unschön und ungemütlich.» Aber einen Auftrag des Kantonsrats habe man umzusetzen. «Letztlich wird das Stimmvolk des Kantons Luzern über ein solches Projekt entscheiden.» Die Vernehmlassung zur Reussportbrücke läuft bis Ende März – jede(r) kann sich einbringen.