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Auf den Strassen der Stadt Zürich fahren seit neustem Busse, die 30 Kilometer ohne Stromleitung zurücklegen können. Für den Luzerner Verkehrsverbund ist das keine Alternative. Zumindest vorerst.
Kilian Küttel
kilian.kuettel@luzernerzeitung.ch
Was als Kers-System in der Formel-1 Schule machte, hat auch den Weg in den öffentlichen Verkehr gefunden: Wenn ein Bus bremst, können Batterien die Energie aufnehmen und sie speichern. Das System gibt es schon länger, doch jetzt machen die Verkehrsbetriebe Zürich einen nächsten Schritt: Zusammen mit der ETH und der Berner Fachhochschule hat das Unternehmen eine neue Generation Trolleybusse entwickelt, die «Swiss Trolley plus» heissen. Neu daran ist: Die Trolleybusse kommen dank einer modernen Batterie bis zu 30 Kilometer ohne Netzstrom aus. Sie brauchen für die Strecke also keine Fahrleitung.
Da dürfte der Verkehrsverbund Luzern (VVL) hellhörig werden. Denn durch die Eröffnung der Mall of Switzerland verlängert der Kanton Luzern die Trolleybuslinie 1 bis nach Ebikon. Deshalb müssen neue Fahrleitungen installiert werden – inklusive etwa 250 neuer Masten. Bis 2019 soll dies realisiert werden. In der Gemeinde kam dieser Plan jedoch nicht gut an, und die Parteien wehrten sich dagegen. Daraufhin trafen sich die Verkehrsbetriebe Luzern , der VVL und die Ebikoner Parteien zur Aussprache. Diese hat offenbar genützt, denn die Parteien leisten nun keinen Widerstand mehr (Ausgabe vom 11. November).
Mit Blick auf das neue Zürcher System stellt sich nun die Frage, ob der Entscheid für neue Masten zu früh gefallen ist. VVL-Sprecher Christoph Zurflüh sagt auf Anfrage: «Das Forschungsprojekt aus Zürich ändert an der Ausgangslage nichts.»
Dennoch ist das Interesse des Verkehrsverbunds geweckt. Denn bis 2022 will er die neue Linie 3 zwischen Würzenbach und Littau eröffnen. Dafür sucht der VVL nun eine alternative Lösung, bei der nicht auf der ganzen Strecke Fahrleitungen notwendig sind. Zwischen Kreuzstutz und Littau existieren bis jetzt nämlich keine. «Aktuell untersuchen wir zusammen mit der Hochschule Luzern, ob dieses Projekt mit einer ähnlichen Technologie wie in Zürich realisiert werden kann», so Zurflüh. Erste Erkenntnisse sollen bis Ende Jahr vorliegen. «Natürlich ziehen wir auch die Resultate des Forschungsprojektes aus Zürich bei.»
Die Technologie des «Swiss Trolley plus» ist indes noch nicht ganz ausgereift. Derzeit fährt der Bus im Testbetrieb und transportiert keine Passagiere. In den kommenden Jahren soll er noch in Bern und Biel getestet werden. Laut den Verkehrsbetrieben Zürich kostet ein Bus der neuen Generation 1,1 Millionen Franken, ein Exemplar des RBus 1,4 Millionen Franken. Eine stärkere Batterie für weniger Geld? Zurflüh warnt vor voreiligen Schlüssen: «Erstens bieten unsere Busse 30 Prozent mehr Platz.» Und zweitens handle es sich in Zürich um ein Versuchsfahrzeug: «Der Hersteller, die ETH und die Fachhochschule Bern haben viel Eigenleistung investiert. Einen Preiszettel für ein Serienfahrzeug für die ordentliche Betriebsphase gibt es noch nicht.»
Zwar haben die RBusse, die auf der Linie 1 fahren, auch eine integrierte Batterie. Nur ist deren Leistung nicht stark genug, um lange ohne Netzstrom auszukommen. Die Entwicklung neuer Batterien für Trolleybusse beschränkt sich nicht nur auf Zürich und Luzern, auch in St. Gallen sind sie ein Thema. Wie das «St. Galler Tagblatt» berichtete, fahren zwischen Abtwil und Wittenbach bis 2021 batteriebetriebene Trolleybusse. Auch diese zwei Gemeinden hatten sich gegen Fahrleitungen gewehrt – anders als in Luzern aber mit Erfolg.