Die Luzerner Familie Ineichen stellt ihr Segelboot für den «Tatort» zur Verfügung. Dafür muss sie im Boot jeweils die Uhren anhalten.
Am Sonntagabend ermittelt er wieder – Kommissar Reto Flückiger, Hauptfigur im Luzerner «Tatort». Bereits zum achten Mal wird Luzern Schauplatz der Krimiserie. Zu sehen wird dann auch ein gelbes Segelboot sein, welches für Kommissar Flückiger als Zuhause dient. Seit gut vier Jahren stellt die Luzerner Familie Ineichen ihr Segelboot für die Dreharbeiten zur Verfügung. Dadurch ist sie hautnah an den Dreharbeiten dabei – und kennt so den einen oder anderen Trick der «Tatort»-Macher: «Zum Beispiel müssen alle Uhren im Segelboot angehalten werden, damit die Zeit in der Handlung auch stimmt», verrät Ivo Ineichen (35). «Unser Boot muss jeweils bis aufs letzte Detail hergerichtet werden.» Für das Set werden jedes Mal etwa Bilder und Fotografien aufgehängt oder neue, graue Bettanzüge angezogen – da die eigentlichen Bettanzüge für die Serie zu farbenfroh seien.
Der Blick hinter die Kulissen des «Tatorts» hat Ineichen den grossen Aufwand aufgezeigt, der in einer solchen Produktion steckt. 30 bis 40 Leute seien an einem Drehtag vor Ort, wodurch es schon mal hektisch zu und her gehen könne. «Vor allem weil beim Dreh jeder Folge eine andere Filmcrew dabei ist», sagt Ineichen. Alleine schon die Arbeiten vor dem eigentlichen Filmen seien beachtlich: «Wir bringen das Boot vom Segelhafen Tribschen zum Setting bei der Bootswerft Bucher und Schmid. Dort geht zunächst ein Team von Requisiteuren ans Werk, welche schon mal einen ganzen Tag für ihre Arbeiten benötigen.»
Alles in allem mogeln die «Tatort»-Macher aber nicht mit den Inszenierungen. Was im Fernsehen gezeigt wird, könnte durchaus in der Realität so vorkommen. Auf dem Boot hausen wäre kein Problem. Denn das 11 Meter lange Schiff des Modells Comet 11 bietet für acht Personen Platz. Unter Deck findet man eine Kombüse mit Kochherd, Ofen und Kühlschrank. Auch eine Bordtoilette und ein Sofa sind vorhanden.
Um die Kajüte noch authentischer als Kommissar Flückigers trautes Heim wirken zu lassen, wollten sie die Requisiteure zunächst sogar noch mit Blumen zieren. Zu viel des Guten, fand Ineichen: «Ein Blumenstrauss fällt doch gleich um auf einem Boot, das hätte den Machern niemand abgekauft.»
Abkaufen darf man allerdings Kommissar Flückiger, gespielt von Stefan Gubser, dass er das Segelboot steuern kann: Obwohl es in der Serie immer nur am Hafen angelegt ist und Gubser nie wirklich segelt, hätte er die dafür notwendige Motor- und Segelbootsprüfung, wie Ivo Ineichen erzählt.
Dass gerade ihr Segelboot in der Krimiserie über die Bildschirme flimmert, hat die Familie Ineichen Stefan Gubser zu verdanken. Vor der Erstausstrahlung des Luzerner «Tatorts» war es er, der das gelbe Boot den anderen vier zur Auswahl stehenden Booten vorzog. Das grosse Geld machen die Ineichens damit allerdings nicht. «Der nicht alltägliche Aufwand wird vielmehr mit einem symbolischen Wert beglichen», so Ivo Ineichen. «Es macht Spass und ist viel mehr Goodwill als ein lukratives Geschäft.» Schliesslich freue es ihn, wenn er sein Boot im Fernsehen sieht – obwohl er ansonsten kein wirklich treuer «Tatort»-Zuschauer sei.
Niels Jost
HINWEIS
Der neuste Luzerner «Tatort – Schutzlos» läuft am Sonntag um 20.05 Uhr auf SRF 1 und am 14. Juli im Open-Air-Kino Luzern.